Die Frauen in den Teams der Frauen-Bundesliga leisten Erstaunliches. Sie arbeiten oder studieren, haben häufig eine Familie und spielen dann noch richtig guten Fußball. Einige von ihnen spielen nicht nur in einem Bundesliga-Verein, sondern sie spielen auch in der Frauen-Nationalmannschaft unter Trainerin Silvia Neid. Trotzdem führt die deutsche Frauen-Bundesliga ein Schattendasein. Die Spiele werden nicht immer im TV übertragen, häufig werden nur Ausschnitte gezeigt. Während die Männer der deutschen Bundesliga echte Profis sind – von der ersten bis dritten Bundesliga teilweise bis in die Regionalliga spielen sie Profifußball und kassieren traumhafte Jahresgehälter – bekommen die Frauen im Vergleich dazu nur eine Aufwandsentschädigung. Wo bleibt da eigentlich die Gleichberechtigung von Männern und Frauen?
Die Frauen haben, verglichen zu den Männern in den Profiligen, wenig Zeit zum Training, da sie einer regulären Arbeit nachgehen müssen, denn sie können von ihren Einnahmen aus dem Frauenfußball nicht leben. Die deutschen Frauen machen auf dem Rasen eine richtig gute Figur, für weniger Geld müssen sie mehr leisten als die Männer. Nur sehr wenige Frauen werden richtig gut bezahlt. Am Freitag startet die neue Saison der Frauen-Bundesliga mit einem Top-Match, die Frauen von Bayern München treten gegen Turbine Potsdam an, die Mädels von Bayern holten sich die deutsche Meisterschaft der Frauen, die Potsdamerinnen gehören seit Jahren zur führenden Front in Deutschland. Das Spiel wird live im TV übertragen, Anpfiff ist um 18:00 Uhr. Allerdings nehmen wahrscheinlich wieder nur wenige deutsche Fans davon Kenntnis, auch in den Sportsendungen und in den Nachrichten wird nur wenig darüber berichtet. Stattdessen werden sicherlich mehr Zuschauer bei Sky zu finden sein, wo die Freitagsspiele der 2. Bundesliga der Männer zeitgleich laufen.
Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfußball sind nicht nur bei den Gehältern zu verzeichnen, sondern auch beim Marketing. Die Vereine der Männer-Bundesliga werden von namhaften Unternehmen gesponsert, die Männer oder die Trainer bekommen Werbeverträge, während für die Bundesliga-Frauen kaum Marketing betrieben wird. Die Vereine, Spielerinnen und Trainer sind weitgehend unbekannt, wenn es sich nicht gerade um Nationalspielerinnen handelt.
Das Einkommen der Nationalspielerinnen
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Die Frage, warum die Spielerinnen in der Frauen-Bundesliga deutlich weniger Geld als ihre männlichen Kollegen verdienen, wird schon seit einigen Jahren diskutiert. In einem Bericht der „Bild“ wird darüber berichtet, was die Damen in der Bundesliga verdienen. Das Gehalt einer Bundesliga-Spielerin beträgt im Schnitt 800 Euro. Eine der bestbezahlten Spielerinnen war damals die inzwischen in Frankreich spielende aber aufgrund einer Schwangerschaft pausierende Lira Bajramaj, sie bezog damals ein richtig gutes Jahresgehalt von ungefähr 130.000 Euro. Das ist natürlich nicht vergleichbar von Top-Spielern der Männer-Bundesliga wie Mario Götze, Thomas Müller oder Mats Hummels. Diese Top-Spieler kassieren im Jahr mehrere Millionen, bei Mats Hummels sind es immerhin jährlich 3 Millionen Euro. Er ist allerdings noch nicht der bestbezahlte Bundesliga-Spieler, sondern Marco Reus kassiert jährlich 4 Millionen Euro, Thomas Müller bringt es auf fast 5 Millionen Euro im Jahr, Mario Götze verdient jährlich sogar mehr als 7 Millionen Euro. Die Nationalspieler bekommen während der Wettkämpfe meistens ein festes Quartier, damit ihnen der Reisestress erspart bleibt. Anders sieht es bei den Frauen aus, denn sie übernachten während der Europa- oder Weltmeisterschaften in Hotels an den verschiedenen Austragungsstätten.
Kein Vermögen in der Frauen-Bundesliga
Das Gehalt der Frauen in der Bundesliga ist keinesfalls vergleichbar mit dem von männlichen Fußballern. Die Männer der Bundesliga verdienen, verglichen mit Superstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid, noch wenig, denn schon im Jahre 2011 bekam Cristiano Ronaldo jährlich von Real Madrid 13 Millionen Euro, hinzu kamen noch Prämien. Die monatlichen Brutto-Gehälter der Top-Spielerinnen in der Frauen-Bundesliga sahen folgendermaßen aus:
- Lira Bajramaj – 11.000 Euro
- Birgit Prinz – 7.000 Euro
- Kerstin Garefrekes – 5.500 Euro
Diese Gehälter sind gegen die von den männlichen Top-Spielern nahezu mickrig. Am besten wurden im Jahre 2011 die Frauen vom 1. FFC Frankfurt bezahlt. Weniger gut bezahlt wurden Angaben aus dem Jahre 2011 zufolge Lena Goeßling vom VfL Wolfsburg mit 1.800 Euro und Torhüterin Almuth Schult vom SC Bad Neuenahr, sie bekam 1.750 Euro brutto im Monat. Netto macht das gerade einmal 1.197 Euro im Monat aus, kein Gehalt, das motiviert und zu einem guten Lebensstandard reicht. Die Frauen können kein Vermögen anhäufen, sie müssen arbeiten, um auch nach ihrer Fußballkarriere existieren zu können. Sie müssen sorgfältig planen, was sie nach ihrer Fußballkarriere machen wollen. Bei den Gehältern der Frauen in der Bundesliga zeichnet sich ein West-Ost-Gefälle ab, die Frauen in westdeutschen Mannschaften verdienen mehr als ihre Kolleginnen in den neuen Bundesländern.
Die Zuschauerzahlen beim Frauenfußball
Die Frauen in der Bundesliga kassieren deutlich geringere Gehälter als die Männer, denn die Zuschauerzahlen bei den Spielen der Frauen sind weitaus niedriger, die Spiele werden auch deutlich seltener im TV übertragen. Das Marketing ist bei den Männern viel besser, daher zieht es bei den Spielen der Männer-Bundesliga deutlich mehr Zuschauer in die Stadien als bei den Spielen der Frauen. Als die Frauen-Bundesliga im Jahre 1990 ihren Spielbetrieb aufnahm, beliefen sich die Zuschauerzahlen auf durchschnittlich 200 Zuschauer pro Spiel, das ist sehr wenig. Das änderte sich jedoch, als die Frauen im Jahre 2003 die Weltmeisterschaft gewannen. Die Vereine konnten seitdem ihre Zuschauerzahlen verdoppeln oder sogar verdreifachen. Ein neuer Rekord bei den Zuschauerzahlen wurde in der Saison 2011/12 mit durchschnittlich 1.121 Zuschauern pro Spiel aufgestellt. Bei den Spitzenmannschaften Turbine Potsdam, FFC Frankfurt, VfL Wolfsburg, FCR Duisburg und SG Essen-Schönebeck waren die meisten Zuschauer zu verzeichnen, während die Spiele der Frauen von Bayern München und vom Hamburger SV nur wenige Zuschauer in die Stadien ziehen. Seit der Geschichte der Frauen-Bundesliga waren nur neun Spiele mit mehr als 5.000 Zuschauern zu verzeichnen. Pro Jahr werden in der Frauen-Bundesliga 132 Spiele ausgetragen. Die Statistik soll zeigen, wie sich die Zahl der Zuschauer für die gesamten Spiele innerhalb einer Saison entwickelt hat.
Spielzeit Zuschauer gesamt Rekord-Zuschauerzahl 2000/01 34.912 1.000 2001/02 38.449 1.400 2002/03 44.707 7.900 2003/04 70.136 4.800 2004/05 66.351 3.732 2005/06 76.767 2.207 2006/07 96.693 4.256 2007/08 117.027 4.520 2008/09 107.020 3.190 2009/10 101.156 4.320 2010/11 109.986 7.000 2011/12 148.008 8.689 2012/13 117.836 5.859 2013/14 156.458 12.464 2014/15 134.507 5.203
Ganz anders sieht es bei den Zuschauerzahlen beim Männerfußball aus, in der Saison 2003/04 waren bei einem Spiel der ersten Bundesliga der Männer durchschnittlich 37.395 Zuschauer zu verzeichnen, während es in der Saison 2014/15 bereits durchschnittlich 43.539 Zuschauer waren. Die durchschnittliche Zuschauerzahl der Frauen lag in der Saison 2003/04 bei 548, während sie in der Saison 2014/15 bei 1.022 lagen. Folglich sind die Einnahmen beim Männerfußball deutlich höher als beim Frauenfußball, denn schon allein die Einnahmen durch Eintritt sind beim Männerfußball um ein Vielfaches höher als beim Frauenfußball.
Marketing beim Frauenfußball
Bei der Frage nach dem Einkommen der deutschen Fußballfrauen und nach den Zuschauerzahlen drängt sich automatisch die Frage nach dem Marketing auf. Fakt ist, dass der Männerfußball deutlich besser vermarktet wird, denn noch immer gilt Fußball als eine Männerdomäne. Die UEFA wollte das ändern und startete bereits im Jahre 2013 eine Initiative, um ihren Mitgliedsverbänden bei der Entwicklung und Vermarktung des Frauenfußballs zu helfen. In Den Haag fand dazu ein Workshop statt, bei dem das Marketing im Frauenfußball an der Tagesordnung war. Der europäische Fußballdachverband UEFA entsprach mit seinem Frauenfußball-Entwicklungsprogramm den Anfragen seiner Nationalverbände, um mehr Unterstützung beim Marketing des Frauenfußballs zu erhalten. Ein Marketingplan für den Frauenfußball wurde von
- Schottland
- Island
- Dänemark
- Norwegen
- Russland
- Österreich
entworfen, Deutschland war nicht dabei. Die Vereine sollen gemäß dem Marketingkonzept eine Markenidentität schaffen, indem sie sich auf die Topligen konzentrieren. Für das Marketing soll ein Logo für die Liga entworfen werden, das auf den Spielfeldbahnen und in sozialen Netzwerken beworben werden sollen. Die Clubs sollen dabei eine aktive Rolle übernehmen. Der Frauenfußball soll auch in Verbänden, die bereits über solide Entwicklungsstrukturen verfügen, noch besser gestaltet werden. Er soll dazu beitragen, neue Einnahmequellen zu generieren. In diesem Fall ist es wichtig, dass viele Zuschauer in die Stadien kommen. Das generelle Bild vom Frauenfußball soll besser vermarktet werden, dazu kann auch das positive Image einer erfolgreichen Nationalmannschaft genutzt werden. Wichtig ist es, mehr Sponsoren zu gewinnen, die beim Männerfußball längst vorhanden sind. Für potenzielle Sponsoren soll der Frauenfußball noch attraktiver gemacht werden.
Allianz als Partner für die Frauen-Bundesliga
Partner der Frauen-Bundesliga ist die Allianz, sie ist für alle zwölf Vereine der Frauen-Bundesliga zuständig. Seit der Saison 2014/15 hat das Versicherungsunternehmen die Namensrechte an der Frauen-Bundesliga, sie setzt sich für den Frauenfußball in Deutschland ein und trägt dazu bei, das Ansehen der deutschen Fußball-Frauen zu verbessern und ein besseres Marketing zu erzielen. Doris Fitschen, die Abteilungsleiterin für Marketing Frauenfußball, sagt, dass es auf neue Ideen für die Zukunft ankommt. In einem Workshop diskutierte sie mit allen zwölf Vereinen die Vermarktung. Ziel ist der weitere Ausbau von Marketing und Medienarbeit. Auch Heike Ulrich vom DFB hat ihre Vorstellungen davon, die Bedeutung der Liga zu steigern. DFB-TV soll zu den einzelnen Partien Highlightvideos produzieren und ausstrahlen, um das Gesamtpaket aufzuwerten. DFB-TV hatte bereits in der vergangenen Saison pro Spieltag eine Partie live im Internet übertragen. Der DFB will seine Anstrengungen auch im Bereich Social Media verstärken, um ein größeres Publikum zu gewinnen.
Fazit
Die deutsche Frauen-Bundesliga führt immer noch ein Schattendasein. Ein Grund dafür ist, dass Fußball noch immer als Männerdomäne gilt, doch wurde bisher auch das Marketing vernachlässigt. Ziel ist künftig ein verbessertes Marketing, um neue Sponsoren und mehr Zuschauer zu gewinnen und damit höhere Einnahmen zu generieren. Mit höheren Einnahmen können die Gehälter der Fußball-Frauen steigen. Es kommt darauf an, den Spielen mehr Bedeutung beizumessen und die Spiele auch häufiger im TV zu übertragen. Noch aber wird sicherlich einige Zeit vergehen, bis wir etwas gerechtere Strukturen vorfinden – von einer Gleichheit zwischen Männer- und Frauen-Fußball brauchen wir vermutlich gar nicht erst zu sprechen.
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