Das jüngste Ereignis: Simeones Eingreifen beim Spiel gegen Málaga
Es klingt wie ein schlechter Scherz: Bei der Partie am vergangenen Spieltag wurde auf Veranlassung des madrilenischen Trainers Diego Simeone während eines schellen Umschaltspiel des Gegners ein zweiter Ball aus Richtung der Bank der Gastgeber auf das Spielfeld geworfen. Die Andalusier zeigten sich natürlich verwirrt und vertändelten den Ball – der Schiedsrichter brach ohnehin den Angriff wegen des zweiten Balls ab. Für diese kuriose Aktion wurde Simeone dann auf die Tribüne verbannt – das half den Gästen allerdings auch nicht mehr viel. Im Gegenteil –
- Weligton und
- Charles
Sahen jeweils die Gelbe Karte, da sie sich verständlicherweise sehr über diese Aktion aufregten. Im nächsten Spiel werden diese beiden sehr wichtigen Spieler dem FC Málaga dann Gelbgesperrt fehlen. Diego Simeone reagierte nach dem Spiel äußerst zynisch, indem er den Schiedsrichter für die Spielunterbrechung lobte: „Der Schiedsrichter hat richtig gehandelt und sich an die Vorschriften gehalten.“ Angesichts des knappen und spannenden Kampfes um die spanische Meisterschaft scheint Atlético nun jedes Mittel Recht zu sein, um gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil zu erringen. Es heißt, die Ballwurfaktion sei vorher mit einem Balljungen abgesprochen gewesen sein. Es ist davon auszugehen, dass Simeone wohl doch Angst hatte, der FC Málaga könnte wie im Hinspiel gewinnen und den Madrilenen wichtige Punkte stehlen.
Atlético Madrid, der Paradiesvogel der Primera División
Es gibt in der spanischen Liga so einige Mannschaften, die mit einmaligen Konzepten für Aufsehen sorgen und auf ihre Weise etwas Besonderes darstellen. Da wäre zum Beispiel Athletic Bilbao, jene Mannschaft, die nur Spieler aus dem Baskenland im Kader hat. Oder eben Atlético Madrid – vor 1907 mit Bilbao noch eine Einheit und eine Mannschaft. Die Madrilenen galten von Beginn an als „Arbeitermannschaft“, eine Heimat für die Arbeiter der spanischen Hauptstadt. Anders als Real Madrid, die schon dem Namen nach eher dem Adel zugewandt galten. Aus dieser Geschichte, die heute nur noch auf dem Papier eine Rolle spielt, entstand die Rivalität zwischen den beiden Mannschaften Real und Atlético, die noch heute in dem berühmten „derbi madrileno“ gipfeln. Vielleicht schwingt auch in der Spielweise von Atlético die alte Verbundenheit zur grobschlächtigen Arbeiterschaft mit – das klingt auch oftmals in dem mit, was Trainer Diego Simeone so von sich gibt. So sagte er vor dem Champions League Finale gegen Real Madrid vor zwei Jahren: „Das Spiel wird ein Abnutzungskampf, die reinste Seelenqual.“
Der Unterschied zur Spielweise der anderen spanischen Mannschaften
Der spanische Fußball zeichnet sich schon seit Jahren durch folgende Faktoren aus, die sich sowohl in der Nationalmannschaft als auch im Vereinsfußball durchgesetzt haben:
- Kurzpassspiel
- Ballbesitz
- Schwächung der klassischen Mittelstürmerposition
Dagegen spielt Atlético ganz anders. Physisch stark, körperbetont, diszipliniert, mit Zug zum Tor, ohne viele Schnörkel. Und damit eben das genaue Gegenteil von dem, was den spanischen Fußball in der Vergangenheit so erfolgreich gemacht hat. Manche bezeichnen diese Art Fußball zu spielen als die einzig wahre – Da ist dann von Kampf und Durchsetzungskraft die Rede. Allerdings sind die althergebrachten Ausdrücke von Kraft und Kampf um eigentlichen Sinne immer mit einem anderen entscheidenden Faktor in Verbindung gebracht worden: Ehre, Würde zum Beispiel. Doch davon kann keine Rede sein, wenn sich solche Aktionen wie die von Simeone im Spiel gegen Málaga als legitimes Mittel ein Spiel zu gewinnen, durchsetzen. Unwillkürlich werden wir an die Schwalbe von Arturo Vidal im Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem SV Werder Bremen erinnert, die letztlich zur Niederlage der Hanseaten führte. Vidal, der Kämpfer, verschafft sich mit unfairen Mitteln einen erheblichen Vorteil – das passt genauso wenig zusammen.
Wie unfair ist die Mannschaft laut der Statistik?
Eine Statistik über unfaire Aktionen am Spielfeldrand können wir leider nicht liefern, allerdings gibt es natürlich eine Statistik darüber, wie häufig die Spieler einer Mannschaft verwarnt oder sogar des Feldes verwiesen werden mussten. Im Falle von Atlético Madrid haben wir während der aktuellen Saison in der Primera División insgesamt
- 83 Gelbe Karten
- 2 Gelb-Rote Karten
- 1 Roten Karte
Vergleichen wir das mit dem derzeitigen Tabellenführer FC Barcelona:
- 59 Gelbe Karten
- 0 Gelb-Rote Karten
- 1 Roten Karte
Also deutlich weniger. Bei Atlético gibt es einige Spieler, die offensichtlich unfairer zu Werke gehen, als andere:
- Filipe Luis (12 Gelbe Karten)
- Gabi (10 Gelbe Karten)
Diego Simeone – der Manipulator am Spielfeldrand
Die meisten Aspekte der Spielweise der Mannschaften haben unmittelbar mit dem Trainer zu tun. Der Argentinier Diego Simeone ist für seine Auftritte bekannt. Er eckt überall an, er brüllt und lamentiert und geht immer wieder auf seine Gegner los. „Provokant“ trifft es kaum, dieses Attribut wirkt viel zu weich. Luis Aznar, Redakteur bei der „Marca“, sagt über ihn: „Das ist sein Lebensstil, so war er schon als Spieler. Es ist der dominanteste seiner Charakterzüge.“ Doch als unfair ist das nicht zu bezeichnen, findet Aznar: „Ich würde es aber nicht als unfair bezeichnen. Er versucht mit dieser Art, seinen Spielern zu helfen. Für die Mannschaft ist es ein Pluspunkt, er ist sozusagen der zwölfte Mann auf dem Platz. “ Und das mit Erfolg. Immerhin brachte Simeone den Madrilenen bereits
- Europa League Titel
- spanische Meisterschaft
- spanischer Pokalsieg
- Champions League Finale
Was dabei nicht dazugehört, ist offensichtlich: Schöner Fußball wie Pep Guardiola ihn erst beim FC Barcelona und jetzt beim FC Bayern München praktiziert. „Ihre Ideen vom Fußball sind komplett gegenteilig. Für seine Art, spielen zu lassen, hat er genau die richtigen Spieler bei Atlético. Idee und Akteure passen perfekt zusammen. Er schafft es, die Gedanken der Spieler zu beeinflussen. Er manipuliert ihren Verstand, um sie für seine Zwecke einzusetzen. Ihm ist es auch egal, ob der Spieler Griezmann, Diego Costa oder Fernando Torres heißt. Ein Name ist für ihn nur ein Name, mehr nicht“, so Aznar. Ob die Spielweise von Atlético nun als unfair, hart und gemein betitelt wird, oder eher als kampfbetont, gradlinig und effektiv – muss am Ende wohl jeder selbst für sich entscheiden. Foto: shutterstock/Bildnummer:404785279-Urheberrecht: Christian Bertrand & Bildnummer:102509450-Urheberrecht: melis
[…] Atletico Madrid befindet sich auf dem besten Weg, die sensationelle Saison 2013/14 zu wiederholen. In der Primera Division liegen die Rojiblancos nur wegen des schlechteren Torverhältnisses hinter dem FC Barcelona, den man darüber hinaus im Viertelfinale der Königsklasse eliminierte. Die Mannschaft von Trainer Diego Simeone hat sich in Europa den Nimbus als unangenehmster Gegner erarbeitet, wobei sich die Cholchoneros vor allem durch ihre extreme Lauf- und Zweikampfstärke auszeichnen, darüber hinaus sind sie sehr spielstark und ungemein defensivstark. Hinzu kommt noch ein bemerkenswerter Schuss Effektivität. Dabei beherrscht Atletico die verschiedensten Defensivformen in Perfektion. Mal wird der Gegner durch aggressives Pressing unter Druck gesetzt, mal wird am eigenen Strafraum eine dichter Abwehrriegel aufgezogen und alles zubetoniert. Eine weitere Stärke sind die Standards, wo die Simeone-Elf brandgefährlich ist. […]