Der Brasilianer Cacau, der inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, spielte einst beim 1. FC Nürnberg und beim VfB Stuttgart, auch in der deutschen Nationalmannschaft mischte er von 2009 bis 2012 kräftig mit. Heute spricht kaum noch jemand von ihm. Nicht viel anders sieht es mit Christian Lell aus, der ein Aushängeschild beim FC Bayern München war und auch bei Hertha BSC spielte. Auch die Zeit von Christian Pander und Patrick Ochs ist inzwischen vorbei. Die Liste an früheren Bundesliga-Spielern, die heute vereinslos sind, könnte noch beliebig fortgesetzt werden. Alle diese Spieler sind noch in den besten Jahren, sie sind zwar schon über 30, aber noch in einem Alter, in dem sie aktiv spielen könnten. Was machen diese Spieler heute, welche Pläne haben sie und wie sieht es mit ihren Perspektiven aus?
Aus für frühere Bayern-Stars
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Das Spiel der U23 des FC Bayern München gegen den VfR Aalen, das 6:1 endete, liegt inzwischen mehr als elf Jahre zurück. Von den damaligen Torschützen
- Christian Lell
- Andreas Ottl
- Piotr Trochowski
- Zvjezdan Misimovic
wird heute kaum noch gesprochen, ihre Karriere ist zu Ende. Das sind gleich vier frühere Stars eines sehr erfolgreichen Vereins, auch mit den einstigen Stars anderer Vereine sieht es heute nicht viel anders aus. Die vier einst sehr erfolgreichen Spieler des FC Bayern München, die dem Verein zu Siegen verhalfen, kicken heute nur noch in der Freizeit, sie hoffen noch auf passende Angebote und sind gerade einmal über 30. Sie alle sind jetzt arbeitslos oder versuchen, sich mit anderen Tätigkeiten über Wasser zu halten. Andreas Ottl stieg in drei Etappen ab, er wurde von Bayern München an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen, dann spielte er bei Hertha BSC und beim FC Augsburg. Sein letztes Bundesliga-Spiel liegt mehr als zwei Jahre zurück, in seiner letzten Saison saß er beim FC Augsburg nur auf der Ersatzbank, bis schließlich sein Vertrag nicht verlängert wurde. Der Berater von Andreas Ottl, Roman Grill, versucht seit einiger Zeit vergeblich, die passenden Angebote einzuholen, denn ein Spieler, der seit zwei Jahren kein Pflichtspiel mehr absolviert hat, ist für keinen Verein mehr interessant. Für Ottl scheint die Karriere beendet zu sein, er führt jetzt gemeinsam mit seiner Freundin einen Online-Shop für Möbel und hat bislang auf Arbeitslosengeld verzichtet. Auch Misimovic kündigte das Ende seiner Karriere an, er spielte zuletzt bei Guizhou Renhe in China und hat es satt, ständig wechselnde Engagements rund um den Globus anzunehmen. Misimovic wechselte von Bayern nach Bochum und dann nach Wolfsburg, bis er schließlich bei Galatasaray Istanbul spielte und sich mit dem Trainer der bosnischen Nationalmannschaft überwarf. Auch Christian Lell wechselte ins Ausland, was das Ende seiner Karriere bedeutete. Von Bayern München wurde er an den 1. FC Köln ausgeliehen und spielte dann bei Hertha BSC, bis er schließlich nach Spanien zum UD Levante wechselte. Er sorgte mit seinen Eskapaden mit wechselnden Lebenspartnerinnen und einer Körperverletzung dafür, dass der Verein seinen Vertrag auflöste. Sein Name taucht heute in Fußballmagazinen nur noch selten auf, dafür umso häufiger in der Klatschpresse. Er unterhielt eine Beziehung mit der Playmate Sissi Fahrenschon, spekuliert wurde über ein künftiges Engagement bei Inter Mailand. Daraus wurde nichts, Christian Lell ist jetzt beim Profi-Fußball arbeitslos und ist in die Amateurliga abgestiegen, er spielt seit der Saison 2015/16 in der bayrischen Kreisklasse Zugspitze 2 beim TSV Weyarn. Piotr Trochowski spielte in Spanien, beim FC Sevilla, doch ist nicht so ganz klar, ob sich der Verein im gegenseitigen Einvernehmen von ihm getrennt hat. Er ist gegenwärtig vereinslos, wahrscheinlich bedeutet das auch für ihn das Ende seiner Karriere.
Was ist eigentlich aus Cacau geworden?
Cacau spielte noch bis Ende der Saison 2013/14 beim VfB Stuttgart; im Februar 2014 wurde bekanntgegeben, dass der Vertrag zum Ende der Saison nicht verlängert wird. Cacau blieb allerdings nicht untätig, er unterzeichnete einen Vertrag bei Cerezo Osaka, dem damaligen japanischen Erstligisten. Der Vertrag lief jedoch am 30. Juni 2015 aus, Cerezo Osaka wurde Tabellenvorletzter und stieg in die 2. Liga ab. Cacau löste seinen Vertrag selbst auf. Er ist gegenwärtig vereinslos, im Moment hat er keine Pläne, doch hält er sich beim VfB Stuttgart II fit. Er denkt daran, in einigen Jahren als Funktionär beim VfB Stuttgart tätig zu werden. Das könnte er doch eigentlich jetzt schon – warum tut er das nicht? Hat er noch keine Lust, aktiv zu spielen oder als Funktionär zu arbeiten? Nur er selbst kann diese Frage beantworten. Wird Cacau nicht aktiv und bemüht er sich nicht um Angebote, dann ist seine Karriere als aktiver Fußballer beendet, denn dann hat kein Verein mehr Interesse an ihm. Eine Entscheidung hat der frühere Nationalspieler noch nicht getroffen, eigenen Angaben zufolge wartet er, „bis was Gutes kommt.“
Warum Christian Lell in die Kreisklasse wechselte
Christian Lell machte in der letzten Zeit keine positiven Schlagzeilen, doch hat der frühere Bundesliga-Profi mit dem Tod seiner Schwester, die im Jahre 2014 an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose verstarb, einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Er braucht jetzt nach eigenen Angaben eine Auszeit vom Fußball, deshalb wechselte er in die Kreisklasse. Karl-Heinz Wiesner, ein langjähriger Gönner des TSV Weyarn, leitete den Vertrag mit Christian Lell in die Wege, er lernte Christian Lell erst kurze Zeit vorher im Urlaub kennen, daraus entwickelte sich eine freundschaftliche Verbindung. Wiesner sprach Lell an, ob er Interesse daran hätte, beim TSV Weyarn zu spielen. Den Tod seiner Schwester hat Lell inzwischen gut verarbeitet, er verzichtet auf Arbeitslosengeld und hat sein Schicksal selbst in die Hand genommen. Er ist als Geschäftsmann tätig und betreibt einige Firmen, von denen er selbst sagt, dass sie gut laufen. Seine Firmengruppe hat nichts mit Fußball zu tun, sondern sie ist im Immobilien- und Yacht-Bereich tätig. Christian Lell betreibt darüber hinaus eine Stiftung zur Bekämpfung von Mukoviszidose. Das Team wird gerade ausgebaut, Lell plant mit seiner Stiftung, einiges für an Mukoviszidose erkrankte Kinder zu tun. Die Entscheidung, in der Kreisklasse, der neunthöchsten Fußball-Spielklasse, zu spielen, hat Christian Lell ganz bewusst getroffen. Er hat Angebote von Top-Ligen erhalten, doch möchte er in der Münchner Region bleiben und gegenwärtig nicht im Profi-Fußball spielen. Der 31-Jährige möchte in der Nähe seiner Mutter und seiner Tochter bleiben, das Geld ist ihm nicht wichtig. Der Pass für einen Einsatz beim TSV Weyarn liegt noch beim Kontrollausschuss des DFB, der seine Zustimmung für den Wechsel erteilen muss. Eine Re-Amateurisierung kann im Anschluss daran durchgeführt werden. Dennoch ist das Thema Profifußball für Christian Lell noch nicht komplett abgehakt.
Christian Pander – Zukunft in der Musik?
Christian Pander spielte in der deutschen Nationalmannschaft und zuletzt bei Hannover 96. Sein Vertrag wurde am Ende der Saison 2014/15 nicht verlängert. Christian Pander eröffnete im Jahre 2008 in Münster ein Sportgeschäft, das allerdings aufgrund schwacher Umsatzzahlen schon ein Jahr später schließen musste. Das Hobby von Christian Pander ist Hip-Hop-Musik, er rappt mit einigen Freunden aus seiner Heimatstadt Münster und gründete das Label Hood Production, gemeinsam mit DJ Dokker. Das erste Mixtape mit einigen Songs von Christian Pander, bei denen er als Funky Pee auftritt, wurde Anfang 2006 auf den Markt gebracht. An ein Ende seiner Karriere denkt Christian Pander noch nicht, allerdings leidet er unter gesundheitlichen Problemen, sein linkes Knie macht ihm seit einiger Zeit zu schaffen. Seine fragile Gesundheit bremste ihn auch während seiner aktiven Karriere mehrmals aus. Die große Bühne ist für Christian Pander nichts, er steht ungern im Mittelpunkt. Gegenwärtig pendelt Pander zwischen der Kita in Münster, wo sein fünfjähriger Sohn Luan untergebracht ist, und der Reha auf Schalke. Pander möchte gerne noch zwei Jahre in der Bundesliga spielen, sein Berater sucht noch die passenden Angebote. Die Gesundheit ist ihm allerdings wichtiger als die Karriere. Die Musik ist für ihn keine Option, das Tonstudio existiert inzwischen nicht mehr, Pander sieht sich am Mischpult als unbegabt. Wie es mit seiner Karriere weitergeht, ist fraglich.
Patrick Ochs – wie geht es weiter?
Patrick Ochs spielte bei verschiedenen Vereinen, er begann seine Karriere bei den Amateuren des FC Bayern München und ging dann zu Eintracht Frankfurt, zu Hertha BSC und schließlich zum VfL Wolfsburg. Er wurde für die Saison 2012/13 an den TSG 1899 Hoffenheim ausgeliehen und kehrte zur Saison 2013/14 wieder zum VfL Wolfsburg zurück. Er erlitt am ersten Trainingstag der Saison 2014/15 eine Kreuzbandverletzung, doch spielt er inzwischen wieder. Gegenwärtig ist Patrick Ochs vereinslos. Wie es mit ihm weitergeht, ist unklar.
Der Markt arbeitsloser Fußballer in Deutschland
Gegenwärtig sind einige deutsche Top-Spieler arbeitslos, in der aktuellen Saison tut sich für diese Spieler wahrscheinlich nichts mehr, denn das Transferfenster der Bundesliga ist inzwischen geschlossen. Unter den Arbeitslosen sind auch sechs Nationalspieler:
- Timo Hildebrand
- Christian Pander
- Jan Schlaudraff
- Benjamin Lauth
- Alexander Madlung
- Cacau
Pander, Schlaudraff und Madlung können gemeinsam auf 600 Bundesliga-Einsätze zurückblicken, sie müssten eigentlich für die Vereine noch interessant sein. Die Zahl der arbeitslosen Spieler in Deutschland ist allerdings noch viel größer. Spieler, die noch unter 30 sind, haben noch gute Aussichten auf ein Engagement, während es für die Spieler, die über 30 sind, schwierig ist, noch eine Anstellung zu bekommen, besonders dann, wenn sie schon einige Zeit nicht mehr aktiv waren. Die Perspektiven für die arbeitslosen Spieler, die schon über 30 sind, sehen nicht gut aus, besonders dann nicht, wenn sie während ihrer aktiven Zeit schon mehrmals verletzungsbedingt ausfielen. Daran kann auch eine gute Torbilanz nichts ausrichten. In der aktuellen Saison wird es für die Spieler schwierig, einen Vertrag zu bekommen. Sie sind zum Ende der Saison, wenn die Transfers laufen, schon länger raus, da sind die Aussichten schlecht.
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