Chaotischer könnte es kaum sein. Der VfB Stuttgart ist in der vergangenen Saison in das Unterhaus abgestiegen und wollte in der 2. Liga einen Neuanfang wagen - mit neuem Trainer. Doch Jos Luhukay ist bereits nach wenigen Spielen von seinem Amt als Trainer zurückgetreten - aus sportlicher Sicht gab es hierfür kaum einen Anlaß. Nun versinkt der VfB wieder im Chaos und alle Fans fragen sich: Ist diese Phase bald vorüber und wer kann dem Klub die notwendige Ruhe wiedergeben?
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Dreimaliger Aufstiegstrainer wirft das Handtuch

Es gilt als Spezialist für die 2. Bundesliga und schaffte bereits mit drei Mannschaften den Aufstieg: Jos Luhukay. Doch nach vier Spieltagen war das Engagement des Niederländers in Stuttgart schon wieder beendet. Offensichtlich war die Kluft zwischen Jan Schindelmeiser und Luhukay zu groß – jetzt sucht der Meister von 2007 nach einer neuen Lösung. Bitter: Noch 2013 stand die Mannschaft auf internationaler Bühne in der Europa League und vor sechs Jahren schafften es die Schwaben im Achtelfinale der Champions League, dem großen FC Barcelona ein 1:1 abzuringen. Jetzt steht die Mannschaft einmal mehr vor einem Neuanfang. Der Hauptgrund für den Streit mit der Vereinsführung waren wohl die Verpflichtungen von

  • Takumo Asano
  • Benjamin Pavard
  • Carlos Mane
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Die nach Meinung des Trainers zu wenig Erfahrung hätten und darüberhinaus zunächst die deutsche Sprache hätten lernen müssen. Was folgte, war ein offener Schlagabtausch zwischen Sportdirektor und Trainer – zuletzt meldete sich der Aufsichtsratsvorsitzende Wilfried Porth zu Wort und übte Kritik an Luhukay. Allerdings war schon zuvor dicke Luft zwischen Trainer und Vereinsführung.

„Luhukay hatte eigene Vorstellung wie er mit der Mannschaft arbeiten wollte.“

so Schindelmeiser. Umstimmungsversuche blieben erfolglos. Der Rücktritt des Niederländers passt in das Bild beim VfB. Die durchschnittliche Amtszeit eines Stuttgarter Trainers beträgt gerade mal 16 Pflichtspiele – also noch nicht einmal eine halbe Saison. Somit ist der Trainerstuhl beim VfB mit Vorsicht zu genießen:

  • Christian Groß
  • Jens Keller
  • Bruno Labbadia
  • Thomas Schneider
  • Huub Stevens
  • Alexander Zorniger
  • Jürgen Kramny

Sieben Trainer seit 2010. Die Sportdirektoren Fredi Bobic und Robin Dutt mussten ebenfalls gehen, genauso wie Präsident Bernd Wahler. Zuviele Leistungsträger verließen im Laufe der Jahre den Verein: Mario Gomez, Jens Lehmann, Sami Khedira – alles große Namen, deren Weggänge der Verein nie richtig kompensieren konnte.

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Wer soll Nachfolger von Luhukay werden?

Wenn es einen Namen gibt, der auf der Liste von Sportvorstand Jan Schindelmeiser ganz oben steht, dann ist es Markus Gisdol, der Ex-Trainer der TSG 1899 Hoffenheim. Mit ihm arbeitete Schindelmeiser schon einmal zusammen: In der Saison 2009/10, eben bei Hoffenheim. Damals holte er Gisdol als Trainer für die zweite Mannschaft nach Sinsheim – was sich am Ende als gute Maßnahme erwies.

„Fachlich gibt es auf dem Markt definitiv keinen besseren Mann als ihn“

meint auch Trainerberater und Ausbilder Helmut Groß. Jedoch gilt Gisdol als schwieriger Typ, der sich nicht so einfach in seine Konzepte reinreden läßt – ein Umstand, der schon die Zusammenarbeit zwischen Luhukay und dem VfB belastete. Die Gerüchteküche hat aber noch andere Namen parat:

  • Heiko Herrlich (Jahn Regensburg)
  • André Breitenreiter (zuletzt Schalke 04)

Für wen sich Schindelmeiser am Ende entscheidet, ist bis dato nicht bekannt – doch Markus Gisdol scheint die vielversprechenste Option zu sein.

Huub Stevens kritisiert die Vereinsführung scharf

Huub Stevens war für insgesamt 32 Spiele als Trainer beim VfB Stuttgart angestellt, kann also mit Fug und Recht behaupten, einer der am längsten beschäfitgten Trainer der letzten Jahre gewesen zu sein. Somit steht ihm auch Vereinskritik zu. Als der Rücktritt seines Landsmannes und ehemaligen Assistente bekannt wurde, meldete er sich zu Wort:

„Wenn der neue Manager eine andere Meinung hat als der Trainer, aber der Trainer vom Vorstand vorher angestellt wurde, dann kann das nicht funktionieren.“

Er sei der richtige für den Job gewesen, meinte Stevens über Luhukay, den er aus seiner gemeinsamen Zeit beim 1. FC Köln kennt.

„Man darf nicht vergessen: Sie haben Luhukay eingestellt und im Nachhinein haben sie Jan Schindelmeiser eingestellt. Und die kommen nicht klar miteinander. Da finde ich, da hätte der Vorstand, der den Trainer eingestellt hat, Gespräche führen müssen. Ein Vorstand hat doch Vorstellungen, wenn sie einen Trainer und einen Sportvorstand einstellen und der wird später angestellt als der Trainer.“

vfb

Kevin Kuranyi für den VfB eine Option?

Für den ehemaligen VfB-Spieler Kevin Kruranyi käme eine Rückkehr auf jeden Fall in Frage.

„Das wäre schon ein Traum, aber ich möchte mich da nicht selber ins Gespräch bringen“, sagte Kuranyi bei 11freunde.de: „Sollte es aber so sein, dass der Verein ein bisschen Erfahrung braucht, dann stehe ich bereit.“

Derzeit hält sich der ehemalige Nationalspieler beim Nachbarverein Stuttgarter Kickers fit. Spielen möchte er auf jeden Fall wieder, am liebsten möchte er im Schwabenland bleiben. „Vierte Liga kann ich mir schwer vorstellen. Das Training mit den Jungs macht zwar viel Spaß, aber ich möchte in der 1. oder 2. Bundesliga spielen“, so Kuranyi. Ob er der richtige wäre, im Stuttgart aus der Krise zu helfen?

Trotz Trainerquerelen: Die Mannschaft trotzt dem Chaos

Sicherlich war der Saisonstart für den VfB Stuttgart nicht der beste, wie aus dieser Übersicht hervorgeht:

  • VfB Stuttgart – FC St. Pauli 2:1
  • Fortuna Düsseldorf – VfB Stuttgart 1:0
  • SV Sandhausen – VfB Stuttgart 1:2
  • VfB Stuttgart – 1. FC Heidenheim 1:2
  • 1. FC Kaiserslautern – VfB Stuttgart 0:1

Am ersten Spieltag konnte das Auftaktspiel nur mit viel Glück gewonnen werden und gegen Heidenheim, unmittelbar vor dem Rücktritt von Luhukay, präsentierte sich die Mannschaft mit einer extrem desolaten Leistung. Doch seit dem Trainerdekel ist die Stimmung im Team offensichtlich besser – vielleicht auch eine Trotzreaktion der Mannschaft. Gegen Kaiserslautern zeigte der VfB eine sehr gute Leistung und kann sich noch immer in der Spitzengruppe behaupten, allerdings auch, weil außer Eintracht Braunschweig noch kein Zweitligaklub richtig durchgezogen hat. Gegen den Tabellenführer geht es am kommenden Spieltag – Spannung ist garantiert.

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