Fehlentscheidung in Liverpool
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Die englische Presse ist schon längst dabei, die Trainerlegende vorzeitig in den Ruhestand zu versetzen. So schreibt der Daily Mirror: „Nach zwei würdigen Jahrzehnten winken wir zum langen Abschied von Arsene Wenger“, die Zeitung bezeichnet Wenger außerdem als „mittlerweile nur noch verzweifelten Boss ohne Plan.“ Am vergangenen Wochenende bereits rechneten die Fans mit ihrem Coach ab. Bei der 1:3 Niederlage in Liverpool glänzte Wenger mit einer riesigen Fehlentscheidung, die von vielen Experten als Hauptgrund für die ernüchternde Leistung der Gunners angesehen wird. Er ließ seinen chilenischen Stürmer-Star Alexis Sanchez zunächst auf der Bank schmoren und brachte in Olivier Giroud sowie Danny Welbeck zwei kopfballstarke Offensivkräfte. Dabei gilt Sanchez gerade in der Offensive als der stärkste Spieler. Die Maßnahme, die lauf Wenger zu einem direkteren Spiel führen sollt, blieb ohne Wirkung: Zur Pause führten die Reds mit 2:0.
Laut Wenger sind die Schiedsrichter an der Pleite gegen München Schuld
Für die erneute Pleite gegen den FC Bayern München machte Wenger am Ende des Spiels die Schiedsrichter verantwortlich. „Ich bin sehr verärgert und frustriert. Es war ein hundertprozentiger Elfmeter beim Foul an Theo Walcott. Das kann man am Fernseher überprüfen. In der zweiten Halbzeit hat der Schiedsrichter das Spiel gekillt. Der Schiedsrichter hat heute Bayern sehr begünstigt. Bei Lewandowski war es nicht nur kein Elfmeter. Er war auch noch im Abseits. Und dann noch eine Rote Karte zu kassieren, hat uns komplett das Genick gebrochen“, schimpfte Wenger. „Der Kerl hinter der Torlinie zeigt Rot an, als der Schiedsrichter Gelb gegeben hätte… Im Spiel muss man mit diesen Entscheidungen leben. Aber das macht sie nicht richtig“, so der Franzose. Er sprach damit die Szene vor dem 1:1 an, als Bayerns Lewandowski im Abseits stand, dies von den Schiedsrichtern aber nicht gesehen worden war. Im Anschluss wurde er dann von Koscielny gefoult. Der Torrichter überzeugte anschließend die Referee, die Rote statt der Gelben Karte zu zeigen.
Wengers Rolle für den FC Arsenal
Arséne Wenger trainiert den FC Arsenal bereits seit dem Jahr 1996 und ist damit der dienstälteste Trainer der Premier League. Doch nicht nur dass, wegen seiner langjährigen Tätigkeit hat er auch eine ganze Menge Einfluss bei den Gunners, was wohl auch erklärt, dass er trotz der vielen Pleiten in der laufenden Saison und der Kritik an seiner Person noch immer in Amt und Würden ist. Egal, was am Ende der Saison mit dem Franzosen geschehen wird: Für die Geschichte der Gunner wird er eine Legende bleiben. Das belegen die zahlreichen Erfolge und Titel, die er mit Arsenal feiern konnte:
- Englische Meisterschaft: 1998, 2002, 2004
- FA-Cup: 1998, 2002, 2003, 2005, 2014, 2015
- UEFA Champions League Finalist: 2006
- Manager des Jahres: 1998, 2002, 2004
- Französischer Trainer des Jahres: 2008
Auch zuvor war er als Trainer der AS Monaco und Nagoya Grampus Eight national sehr erfolgreich. Ein großer internationaler Titel ist ihm allerdings bisher verwehrt geblieben und mit dem FC Arsenal wird er sich diesen Traum wohl nun nicht mehr erfüllen können.
Wiederstand auch von den Fans
Auch die eigenen Fans sind nicht mehr bereit, den Trainer länger zu tragen. Schon vor dem Spiel gegen den FC Bayern formierte sich Wiederstand in Form eines Protestmarsches zum Emirates Stadion. Auf den Transparenten, welche von mehreren hundert Fans getragen wurden, war „No New Contract“ oder auch „Au Revoir Arsene“ zu lesen. Der Trainer selbst hat in der Vergangenheit immer wieder bekräftigt, die Entscheidung über seine Zukunft noch nicht getroffen zu haben. Es erscheint aber aus den verschiedensten Gründen sehr unwahrscheinlich, dass die Gunners ihren Trainer noch vor Ablauf der Saison feuern werden. Der Klub hat Wenger einfach zu viel zu verdanken, er ist inzwischen zu einer Vereinslegende geworden. So einen Mann setzt man nicht einfach vor die Tür. Doch der Druck wächst. „Wenger hat bei Arsenal viel verändert, aber im Konzert der Großen kann er nicht mehr mitspielen“, sagte Ex-Profi Thomas Hitzelsperger im Sky-Studio. „Trainer wie Jürgen Klopp oder Antonio Conte sind ihm überlegen“, meinte der frühere Nationalspieler, der früher selbst in England aktiv war.
Seit 2010 nicht mehr übers Achtelfinale der Champions League hinausgekommen
Das Abschneiden in der Champions League in den vergangenen Jahren wird wohl am Ende der Gradmesser sein. Seit 2010 sind die Gunners nicht mehr über das Achtelfinale hinausgekommen und ein Gesamtergebnis von 2:10 wie zuletzt gegen die Bayern hat es zuvor noch nicht gegeben. Hitzelsperger gibt jedoch zu bedenken: „Vielleicht reicht Arsenal ein Trainer, der Jahr für Jahr die Teilnahme an der Champions League garantiert, denn das bringt viel Geld. Gewinnen kann er die Champions League nicht.“
Buchmacher sehen Wenger in der kommenden Saison nicht mehr bei Arsenal
Momentan sieht es aber für eine erneute Teilnahme an der Königsklasse in der kommenden Saison nicht so gut aus. Denn nach der Niederlage in Liverpool ist die Mannschaft auf Rang fünf abgerutscht und dahinter wartet Manchester United auf die Chance, zum Überholmanöver anzusetzen. Nur der FA-Cup bleibt die einzige Titelhoffnung in der laufenden Spielzeit. Ob das ausreicht, um die Amtszeit des 67-jährigen noch einmal zu verlängern? Die Buchmacher sehen das eher nicht so. Beim britischen Anbieter bet365 steht die Quote dafür, dass Wenger beim Auftaktspiel der Saison 2017/18 noch als Trainer der Gunners fungiert, bei 3,75. Für das Gegenteil gibt es eine Quote von 1,25. Foto:wikimediaMr. Alexander Ottesen