Der zweitwichtigste nationale Fußballwettbewerb, der DFB-Pokal, beginnt heute. Somit wird es Zeit, sich einmal etwas näher mit den Exoten im Teilnehmerfeld zu beschäftigen. Denn was so ein Pokalwettbewerb gerade interessant macht ist die Tatsache, dass auch kleine Vereine aus den unteren Ligen die Möglichkeit bekommen, einmal oder sogar zweimal gegen die ganz großen Klubs zu spielen. Aus den Ligen 5 und 6 sind in dieser Saison insgesamt fünf Mannschaften dabei, auf die sich ein etwas genauerer Blick lohnen sollte. Im Folgenden stellen wir diese Teams etwas genauer vor.
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Oberliga Baden-Württemberg: FV Ravensburg

Die erfolgreichsten Zeiten für den kleinen Verein aus Ravensburg waren die 1970er und 1980er Jahre, als die Mannschaft in der Oberliga Baden-Württemberg spielen konnte – damals noch vierte Liga. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Für den DFB-Pokal konnte sich der FV Ravensburg über den Gewinn des WFV-Pokals 2016 qualifizieren. Der Einzug in diesen Wettbewerb ist nunmehr der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. In der ersten Runde bekommt Ravensburg es mit dem Bundesligisten FC Augsburg zu tun, der in der vergangenen Saison unter dem Motto „In Europa kennt uns keine Sau“ die Europa League aufmischte. Die Ravensburger beweisen Humor und drehen den Spieß jetzt um: „In Deutschland kennt uns keine Sau“ ist das Motto des Vereins vor dem großen Spiel am Freitagabend um 20:45 Uhr in Pfullendorf – das eigene Stadion ist eine Nummer zu klein für einen Bundesligisten. Beim FV Ravensburg spielten übrigens einige nicht ganz unbekannte Profis:

  • Stefan Buck, TSV 1860 München
  • Hermann Ohlicher, ehemals VfB Stuttgart
  • Ömer Toprak, Bayer 04 Leverkusen
  • Janik Haberer, TSG 1899 Hoffenheim
  • Sebastian Kerk, SC Freiburg

Große Namen also, die der kleine Verein auf den Weg gebracht hat. In Ravensburg ist die Vorfreude auf das große Spiel natürlich groß. Trainer Wolfram Eitel sagte selbstsicher:

„Wir werden gute Gastgeber sein, aber wir werden auch aggressive Gastgeber sein.

Natürlich weiß aber auch jeder Beteiligte, dass die Mannschaft im Prinzip chancenlos gegen den Bundesligisten ist. Aber:

„Vielleicht gibt es ja das Wunder von Pfullendorf.“

FV Ravensburg

Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar: SC Hauenstein

Auch der kleine Fußballverein SC Hauenstein ist zum ersten Mal bei einem DFB-Pokalwettbewerb dabei. Das konnte die Mannschaft durch den Sieg im Bitburger Verbandspokal 2016 erreichen. Der Verein wurde 1919 im Gasthaus „Zum Schwan“ in Hauenstein gegründet und spielt seit 1997 ununterbrochen in der 5. Liga eine wichtige und etablierte Rolle. Schon einige Erfolge zieren die Vitrine im Vereinshaus:

  • Meister der Verbandsliga Südwest: 1990, 1993
  • Vizemeister der Oberliga Südwest: 2003
  • Vizemeister der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar: 2015
  • Hallenmeister des Südwestdeutschen Fußballverbandes: 1987, 1993, 1994
  • Meister der 2. Amateurliga: 1970
  • Sieger des Bitburger Verbandspokals: 2016

Dass der SC Hauenstein überhaupt in der Oberliga mitmischen kann, ist durchaus bemerkenswert. Die gerade mal 4000 Einwohner große Gemeinde wird von der Schuhindustrie dominiert und bietet neben vielen Schuhgeschäften auch noch das Deutsche Schuhmuseum. Das „Schuhdorf“ Hauenstein liegt am Fuße des Pfälzer Waldes zwischen Landau, Pirmasens und Kaiserslautern. In der vergangenen Saison wurde die Mannschaft noch von Weltmeister Jürgen Kohler trainiert – leider wurde der Aufstieg in die Regionalliga nur knapp verpasst. Der SC Hauenstein bekommt es am Sonntag mit den Profis von Bayer 04 Leverkusen zu tun. Ein sehr attraktives Los für den kleinen Klub, allerdings auch eines, das kaum zu schaffen sein wird. Dennoch, der neue Trainer Thomas Fichtner wollte die beste Vorbereitung und meint:

Wir haben extra gegen viele höherklassige Gegner getestet und dabei gute Ergebnisse erzielt.

Gegen den Zweitligisten SV Sandhausen gab es ein torloses Remis – kein schlechtes Ergebnis. Gegen einen Champions League Teilnehmer müssten aber dann doch andere Geschütze aufgefahren werden.

Bremenliga: Bremer SV

Der Bremer SV ist beim DFB-Pokalwettbewerb inzwischen ein alter Hase. Sowohl in der Saison 2014/15 als auch in der Saison 2015/16 gelang die Qualifikation. Zwar scheiterte der SV sowohl an Eintracht Braunschweig als auch an Eintracht Frankfurt ein Jahr später, dennoch sind diese Spiele für jeden Akteur das Highlight des Fußballjahres. In Bremen gilt der SV im Amateurbereich als beste Mannschaft überhaupt, nur selten lässt sich das Team in der Oberliga auf eine Niederlage ein. Der Verein gibt sich selbst ein ähnliches Image wie der FC St. Pauli. Das Motto des Klubs ist: „Seit 1962 nicht in der Bundesliga“.

Diesmal geht es in der ersten Runde gegen den Bundesligisten SV Darmstadt 98. Bremens Torhüter Christian Ahlers-Ceglarek ist was Pokalspiele angeht schon ein ganz erfahrener Mann. Denn auch in den letzten beiden Jahren stand er gegen Braunschweig und Frankfurt im Bremer Tor, früher stand er beim FC Oberneuland zwischen den Pfosten und bestritt die Pokalspiele gegen den SC Freiburg und der TSG 1899 Hoffenheim. Daher weiß er genau, wie der Hase läuft.

„Natürlich weiß ich mittlerweile, was auf mich zukommt. Der ganze Medienrummel ist vor einem Pokalspiel immer groß. Diverse Zeitungen kommen auf einen zu. Auch der Fernsehsender Sky kommt zum Training, um einen Beitrag zur Vorberichterstattung zu filmen“

, so Ahlers-Ceglarek gegenüber fussball.de. Er freut sich natürlich auch auf sein fünftes Pokalspiel und kann ungefähr einschätzen, wie mit dem Gegner verfahren werden muss:

„Der qualitative Unterschied lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Gegner sind nicht ohne Grund Profis. Das Wichtigste ist, nicht zu verkrampfen. Macht man sich vor dem Gegner in die Hose, wird das schwierig. Man muss versuchen, aus einer kontrollierten Defensive gelegentlich Akzente nach vorne zu setzen. Mit ein bisschen Glück lässt sich die kleine Chance vielleicht nutzen.“

Berlin-Liga: BFC Preussen 1894

Die Berlin-Liga steht in der Reihenfolge der deutschen Ligen an sechster Stelle. Durch den Gewinn des Berliner-Landespokals konnte sich die Mannschaft unter der Leitung des ehemaligen Bundesliga-Profis Andreas Neuendorf nicht nur für den DFB-Pokal qualifizieren, sondern schaffte auch den Aufstieg in die 6. Liga – in der vergangenen Saison spielte die Mannschaft noch in der Landesliga Berlin. In der langen Vereinsgeschichte konnten bereits einige Erfolge erzielt werden:

  • Berliner Meister: 1899, 1900, 1901, 1910, 1977, 1980, 1981, 2005
  • Berliner Pokalsieger: 1979, 1980, 1981, 2016

Am Samstag geht es gegen den Bundesligisten 1. FC Köln – ein tolles Los für den kleinen Verein. Die Berliner freuen sich sehr und das Selbstvertrauen der Mannschaft und des Trainerstabs scheint keine Grenzen zu kennen. Trainer Andreas Mittelstädt meinte gegenüber der Morgenpost:

Ich habe schon Pferde vor der Apotheke kotzen gesehen. In diesem Wettbewerb ist alles möglich. Warum sollte uns nicht die Sensation gelingen?“

Realistische Chancen haben die Berliner indes natürlich nicht. Es geht nur um die Höhe des Kölner Sieges. Im DFB-Pokal waren die Preußen schon häufiger mit von der Partie. In der Saison 1981/82 gelang mit einem 2:0 Erfolg gegen Schwarz-Weiß Essen sogar der Einzug in die zweite Runde. Villingen

Verbandsliga Südbaden: FC 08 Villingen

Besser hätte es für den FC 08 Villingen kaum laufen können. Der verschuldete Verein wird sich mit der Teilnahme an der ersten Runde des DFB-Pokals auf einen Schlag sanieren können – der Gewinn des Verbandspokals macht es möglich. Und auch sonst ist dem Verein eine gewisse Bedeutung im südbadischen Fußball nicht von der Hand zu weisen. Die Erfolge sprechen für sich:

  • Südbadischer Meister: 1950, 1956, 1976, 1983, 1985, 1994, 2001, 2004, 2006
  • Südbadischer Pokalsieger: 1950, 1976, 1979, 2005, 2007, 2009, 2016

Es ist bereits die achte Teilnahme für den Verein am DFB-Pokal. Über die erste Runde ist das Team freilich nie hinausgekommen. Die höchste Niederlage war ein 0:6 1979 gegen den Hamburger SV, 2010 wurde es gegen den FC St. Pauli sehr knapp. Erst nach der Verlängerung konnten sich die Kiezkicker mit einem 2:0 Erfolg die nächste Runde sichern. Am Samstag jedoch empfängt Villingen eine noch größere Hausnummer: Der FC Schalke 04 mit Weltmeister Benedikt Höwedes und Neuzugang Breel Embolo kommt zu Besuch.

Foto: (c) Wettbuero.de wikimedia/Lutz H

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