Kleiner Rückblick in die Geschichte der Nationalmannschaft
Artikelinhalt
- 1 Kleiner Rückblick in die Geschichte der Nationalmannschaft
Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion, als Aserbaidschan unabhängig wurde, konnte sich der Fußball dort frei entwickeln. Im Jahre 1992 wurde die Nationalmannschaft gegründet, sie wurde 1994 Mitglied der UEFA und der FIFA. Bis die Mannschaft ihre ersten Pflichtspiele absolvieren konnte, war es ein langer Weg; erst im Rahmen der Qualifikation zur Europameisterschaft im Jahre 1996 bestritt die Mannschaft ihre ersten Pflichtspiele. Sie erzielte in zehn Spielen allerdings nur einen Punkt und landete auf dem letzten Platz. Alle Heimspiele wurden aus Sicherheitsgründen in Trabzon in der Türkei ausgetragen. Auch im Rahmen der Qualifikation zur Fußballweltmeisterschaft 1998 konnte die Nationalmannschaft nur beim Sieg gegen die Schweiz mit einem 1:0 die einzigen Punkte holen. Während der Qualifikation zur Europameisterschaft 2000 spielte Aserbaidschan gegen Portugal 1:1 unentschieden, Portugal erreichte das Halbfinale, Aserbaidschan konnte sich nicht qualifizieren und in der Qualifikation nur vier Punkte holen. Auch später sah es mit den Siegen von Aserbaidschan sehr dürftig aus; bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2002 erzielte die Nationalmannschaft mit 2:0 gegen die Slowakei ihren dritten Pflichtspielsieg. Der vierte Pflichtspielsieg folgte während der Qualifikation zur Europameisterschaft 2004 mit einem 2:1 gegen Serbien- Montenegro. Bei den späteren Qualifikationen sah es nicht besser aus, der Mannschaft gelang keine Qualifikation.
Aserbaidschan – ein Fußball-Entwicklungsland
Aserbaidschan ist noch immer ein Zwerg und eines der Entwicklungsländer im Fußball. Die Mannschaft spielte auch nicht besser, als der Brasilianer Carlos Alberto Torres, der Weltmeister von 1970, Nationaltrainer wurde. Der Brasilianer wurde entlassen, er wurde im November 2005 von Sahin Dinivev abgelöst. Auch ein Dreijahresplan zum Aufbau einer neuen Mannschaft, der von ihm vorgelegt wurde, änderte nichts an der Qualität des Spiels; bei der Qualifikation zur Europameisterschaft 2008 wurde die Mannschaft wieder Gruppenletzter; lediglich ein Sieg gegen Finnland mit 1:0 gelang der Mannschaft. Der frühere Bundestrainer Berti Vogts war von April 2008 bis Oktober 2014 Nationaltrainer Aserbaidschans, die Mannschaft konnte unter ihm in der WM-Qualifikation für 2010 auf dem vorletzten Tabellenplatz landen und Liechtenstein auf den letzten Platz verweisen. Unter Berti Vogts erlebte die Mannschaft ihre bislang beste Zeit, die Nationalmannschaft konnte in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 einen Sieg 1:0 gegen die Türkei und ein 1:1 gegen Belgien landen – trotzdem war eine Qualifikation nicht möglich.
Aserbaidschan in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016
In der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich steht bereits fest, dass Aserbaidschan es auch diesmal nicht mehr schafft, sich zu qualifizieren. Bei den bislang absolvierten acht Spielen sieht die Bilanz folgendermaßen aus:
- vier Niederlagen
- drei Unentschieden
- ein Sieg
Der Sieg und die drei Unentschieden bescherten der Mannschaft die sechs Punkte. Gegenwärtig liegt Aserbaidschan auf Platz fünf der Tabelle der Gruppe H, nur Malta ist noch schlechter und auf Platz sechs der Gruppentabelle gelandet. Lediglich das Spiel gegen Malta am 5. Spieltag in der Qualifikation am 28 März konnte Aserbaidschan mit einem 2:0 für sich entscheiden. Die Torbilanz von Aserbaidschan sieht jämmerlich aus, die Nationalmannschaft hat lediglich sechs Tore geschossen, aber mittlerweile 13 Gegentore kassiert. Am Samstag, dem 10. September, muss Aserbaidschan daheim im Baku National Stadium gegen den Tabellenersten Italien antreten, Italien ist schwer zu spielen und hat bislang 18 Punkte erzielt. Es ist unwahrscheinlich, dass Aserbaidschan gegen Italien gewinnt; doch auch wenn Aserbaidschan überraschend gewinnen sollte, ist eine Qualifikation für die Teilnahme an der EM nicht mehr möglich. Das letzte Spiel im Rahmen der Qualifikation muss Aserbaidschan am Dienstag, dem 13. Oktober, noch gegen Bulgarien absolvieren; Bulgarien liegt gegenwärtig auf dem vierten Platz der Gruppentabelle.
Berti Vogts rechnet ab
Noch vor einem Jahr war Berti Vogts Trainer der Nationalmannschaft von Aserbaidschan, doch nahm er im Oktober 2014 freiwillig seinen Hut. Er hat abgerechnet und schwingt nun wieder den Golfschläger, um sein Handicap zu verbessern. Nach der Niederlage 0:6, die Aserbaidschan gegen Kroatien am dritten Spieltag der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 erlitten hat, war zuviel für Berti Vogts, zumal die Spielweise äußerst schlecht war. Vogts bezeichnet die Spielweise als Standfußball. Er spricht davon, dass die Spieler nicht begriffen haben, dass Fußball ein Laufspiel ist. Seinen Rücktritt begründet er damit, dass die Spieler nur an das Geld denken, aber nichts dafür tun. Nach Meinung von Berti Vogts könnte Aserbaidschan eine bessere Leistung erzielen, wenn die Spieler motivierter wären und mehr für den Fußball tun würden. Den Spielern fehle nach Auskunft Vogts die professionelle Einstellung zum Fußball. Unter derartigen Umständen, wenn die Mannschaft nicht bereit ist, etwas zu tun, sieht sich Berti Vogts gezwungen, an der Reißleine zu ziehen. Der aserbaidschanische Fußball-Verband AFFA bedauerte den Rücktritt von Berti Vogts, er lobte sein Engagement als Trainer. Unter Vogts als Bundestrainer hat es die aserbaidschanische Nationalmannschaft immerhin geschafft, sich in der Weltrangliste von Platz 147 auf Platz 73 zu verbessern. Inzwischen ist der Verein unter Trainer Robert Prosinecki wieder auf den 105. Platz abgerutscht.
Die höchste Liga in Aserbaidschan
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde in Aserbaidschan auch eine Fußball-Liga gegründet. Die höchste Liga im aserbaidschanischen Fußball ist die Premyer Liqasi, die im Jahre 1992 das Licht der Welt erblickte. Ausrichter der Liga ist der aserbaidschanische Fußballverband AFFA. Gegenwärtig hat die Liga zehn Mannschaften, sie spielen den Meistertitel in Hin- und Rückspielen unter sich aus. Neftci Baku ist Rekordmeister, die Mannschaft hat sich bereits neunmal die Meisterschale geholt. Der FK Semkir und der FK Kepez wurden bereits dreimal Meister, doch spielen sie jetzt nicht mehr in der ersten Liga. Qarabag Agdam wurde ebenfalls dreimal Meister, der Club spielt noch in der Premyer Liga und konnte sich auch in den Jahren 2014 und 2015 den Meistertitel holen.
Die allgemeine Situation des Fußballs in Aserbaidschan
Trotzdem Aserbaidschan noch immer ein Fußballzwerg ist, hat das Land einiges für die Entwicklung des Fußballs getan. Aserbaidschan hat einige Stadien, auch Jugendmannschaften spielen in Aserbaidschan. In Aserbaidschan wird auch der Aserbaidschanische Fußballpokal ausgetragen, gegenwärtiger Pokalinhaber ist Qarabag Agdam. Gegenwärtig steht Qarabag Agdam auf dem ersten Platz der Tabelle der aserbaidschanischen Premyer Liqasi, gefolgt von
- FK Qabala
- Zire FK
- Inter Baku
- Neftci Baku
- Kepec Gänzä
- Khazar Lenkoran
- Sumqayit
- AZAL PFC Baku
- Revan Baku
Qarabag Agdam hat es sogar bis in die Qualifikationsspiele zur Königsklasse des europäischen Fußballs, die Champions League, geschafft, doch dann scheiterte das Team an den Qualifikationsspielen und ist letztendlich über die Play-Offs noch in der Europa League gelandet. Das Team unterlag in der Gruppenphase gegen Tottenham Hotspur mit 1:3, während das Team gegen den RSC Anderlecht gewinnen konnte.
Es fehlt am Geld
Der Fußball in Aserbaidschan macht zwar Fortschritte, doch ist noch ein langer Weg zu gehen, damit der Fußball dort populär und auch international erfolgreich wird. Die Mannschaften haben nur wenige bekannte Spieler. Zwischen der Premyer Liquasi und den europäischen Top-Ligen, zu denen die englische Premier League, die spanische Primera Division und letztendlich auch die Bundesliga gehören, liegen Welten. Während die europäischen Top-Ligen Geld haben, das durch zahlungskräftige Sponsoren, aber auch durch TV-Rechte fließt, so mangelt es in der aserbaidschanischen Premyer Liqasi an Geld, das so dringend gebraucht wird, um in die Ausbildung der Spieler zu investieren und neue Spieler einzukaufen. Ein Blick auf den Kader und die frühere Herkunft der Spieler zeigt, dass viele Spieler zuvor vereinslos waren. Würden die richtigen Sponsoren in den aserbaidschanischen Fußball einsteigen und die Vereine die richtige Führung bekommen, dann könnte einiges in Richtung nach vorn erreicht werden.
Aserbaidschanischer Fußball in den negativen Schlagzeilen
Der Fußball in Aserbaidschan macht negative Schlagzeilen. Der kritische Reporter Rasim Alijew wurde im August dieses Jahres totgeprügelt, er verstarb in einem Krankenhaus. An der Prügelei war der aserbaidschanische Fußball-Star Jawid Hüseynow beteiligt, er wurde zusammen mit fünf anderen Personen festgenommen. Anlass dieser Prügelei war ein Qualifikationsspiel zur Europa League zwischen dem aserbaidschanischen FK Qabala und Apollono Limassol. Hüseynow, der das Siegtor für Aserbaidschan geschossen hatte, feierte nach dem Schlusspfiff mit einer türkischen Flagge. Der Norden Zyperns ist von der Türkei okkupiert. Die Geste von Hüseynow wurde als Provokation angesehen; als Hüseynow von Journalisten darauf angesprochen wurde, reagierte er ausfällig. Hüseynow ist von seinem Verein so lange gesperrt, bis der Fall endgültig geklärt ist. Abgesehen von solchen negativen Schlagzeilen muss Aserbaidschan einiges tun, um in Sachen Fußball voranzukommen. Es geht auch darum, die Spielweise zu verbessern, doch bedarf es Geld, um in Trainer und Spieler zu investieren.
Foto: shutterstock/Bildnummer: 167777369-Urheberrecht: Tang Yan Song & Bildnummer: 27819778-Urheberrecht: Lykovata