Neuer Sportdirektor gesucht
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Es deutete sich bereits vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg am vergangenen Sonntag (1:1) an, denn im Vorfeld gab es eine mehrstündige Vorstandssitzung, die offenbar die Ablösung von Sportchef Thomas Meggle zum Ziel hatte. Der Ex-Profi und frühere Trainer bei den Kiezkickern wurde während des Spiels dann auch nirgends mehr im Stadion gesichtet, Meggle hatte erst im vergangenen Jahr einen unbefristeten Vertrag bei den Hamburgern unterschrieben. Gespräche mit einem Nachfolger sind bereits am Laufen – damit ist das Schicksal des 41-jährigen wohl besiegelt. 2014 machte Meggle auf der Trainerbank Platz für Ewald Lienen und wechselte zum Posten des Sportdirektors.
Erst einen Sieg in dieser Saison
Die Bilanz des Zweitligisten ist erschreckend. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Kiezkicker in der vergangenen Saison die meiste Zeit noch um den Aufstieg in die 1. Liga mitspielen konnten. Diese Zeiten sind nun aber wohl vorbei. Nach dem Auftaktsieg gegen Arminia Bielefeld am ersten Spieltag der neuen Saison gelang der Mannschaft nichts mehr. Die letzten fünf Spiele in der Übersicht:
- Hannover 96 – FC St. Pauli 2:0
- FC St. Pauli – FC Erzgebirge Aue 1:2
- SV Sandhausen – FC St. Pauli 3:0
- FC St. Pauli – Hertha BSC 0:2
- FC St. Pauli – 1. FC Nürnberg 1:1
Bereits vor dem DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC platzte Ewald Lienen der Kragen. Die 0:3 Niederlage in Sandhauen brachte das Fass zum Überlaufen und der Coach machte seinem Ärger auf einer Pressekonferenz Luft. Zum ersten Mal in dieser Saison stellte er sich nicht vor die Mannschaft, sondern kritisierte in aller Öffentlichkeit die mangelnde Einstellung seiner Spieler:
„Die Mannschaft muss ums Überleben kämpfen. Das war zuletzt nicht der Fall! Wir können nicht akzeptieren, dass die Spieler sich in einer Wohlfühloase befinden. Fehler zu machen ist normal – gerade in der Situation. Aber wenn fünf Leute zuschauen, ist das nicht zu akzeptieren. Da ist die Mannschaft in der Verantwortung. Sie muss kollektiv alles geben – läuferisch und kämpferisch. Wir hätten jedes Tor – jedes beschissene Tor – das wir in den letzten Wochen und Monaten gekriegt haben, verhindern können, wenn noch einer und noch einer und noch einer den Willen aufgebracht hätte, noch mehr nach hinten zu laufen.“
Diese flammende Rede hat ihre Wirkung bei den Spielern offensichtlich nicht verfehlt. Denn bereits im nächsten Spiel gegen Hertha BSC konnten wir eine völlig andere Mannschaft auf dem Platz sehen.
Die Kehrtwende? Gute Leistung gegen Hertha
Keine Frage, der Sieg für die Berliner war verdient und der Zweitligist hatte keine Chance, dieses Spiel zu gewinnen. Doch all das, was Lienen zuvor kritisiert hatte, war plötzlich wie weggezaubert. Die Mannschaft zeigte Wille, Kampf und Einsatz, ebenso, wie der Trainer das zuvor verlangt hat. Das musste sogar Gäste-Coach Pal Dardrai anerkennen, der „gegen eine gut organisierte Mannschaft gespielt“ hatte, die von einem „erfahrenen Trainer eingestellt wurde“. Auch Lienen lobte sein Team:
„Ich habe heute eine ganz andere Mannschaft gesehen“
„Das Ergebnis stimmt nicht. Ich habe aber eine Mannschaft gesehen, die einen starken Gegner bremsen wollte“, wägte der 62-Jährige Negatives und Positives gegeneinander ab. „Wir haben wenig zugelassen, mussten aber der individuellen Klasse des Gegners Tribut zollen. Mit der Energie und der Leistung meiner Mannschaft war ich sehr zufrieden. Wenn man alles investiert, kann man immer ein Spiel verlieren.“
Remis gegen Nürnberg
Am vergangenen Sonntag gab es ein 1:1 gegen zuletzt sehr starke Nürnberger. Auch das war ein Zeichen der Mannschaft, ein Zeichen, dass Ewald Lienen die Kicker auf Hamburg noch immer erreicht. Ganz zufrieden konnte der Trainer mit den gezeigten Leistungen natürlich nicht sein:
„Mehr kann die Mannschaft nicht liefern. Es ist schade, dass sie sich nicht mit einem Sieg belohnt hat. Ich denke, das war möglich. Es wäre nicht unverdient gewesen, die drei Punkte zu holen.“
Es sieht also so aus, als ob die Entlassung des Sportchefs sich nicht unmittelbar auf die Situation von Lienen auswirken wird, auch wenn sein Stuhl nach dem 1:1 gegen Nürnberg noch immer wackelt. Da er aber bewiesen hat, dass er mit der Mannschaft noch immer sehr gut zurechtkommt und ja auch bei den Fans trotz des letzten Tabellenplatzes nicht zur Diskussion steht, werden wir ihn auch weiterhin seine Runde im Millerntorstadion machen sehen.
Bei Tipico stehen die Wetten schlecht für St. Pauli
Als einer der wenigen Sportwettenanbieter hat Tipico eine Wette auf die Absteiger aus der 2. Bundesliga am Laufen. Und wenn es nach diesem Buchmacher geht, dann werden die Kiezkicker den Schalter bis zum Saisonende nicht mehr umlegen können. Der Bookie hat allerdings noch andere Kandidaten mit auf dem Zettel, die von der Quote her nicht weit weg vom FC St. Pauli sind. Hier die Gesamtübersicht:
- Arminia Bielefeld: 1,9
- FC St. Pauli: 2,4
- FC Erzgebirge Aue: 2,8
- Karlsruher SC: 3,0
- TSV 1860 München: 3,8
- SpVgg Greuther Fürth: 3,8
- 1. FC Kaiserslautern: 4,3
Alle anderen Mannschaften haben eine Quote über 5,00 und kommen für einen Abstieg auch unserer Meinung nach wohl kaum in Frage. Foto: By Die Bildermacherei Cuxhaven, Kerstin Tietje – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35357440 & By Benutzer:BUH und Benutzer:Wahrerwattwurm – Own work (Original text: eigenes Foto), CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11266646