Angelique Kerber, das neue deutsche Tennis Idol
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Es sind oft die kleinen, scheinbar unbedeutenden Momente im Leben, die über eine große Karriere entscheiden. So war es auch bei der Tennis-Spielerin Angelique Kerber im Januar dieses Jahres, als sie sich in der ersten Runde der Australian Open gegen die Japanerin Misako Doi durchsetzen konnte. Dabei sah es zunächst nicht nach einem Sieg aus – doch Kerber gelang es, den Matchball abzuwehren und das Spiel ihrerseits zu drehen. Es war der Beginn eines absoluten Traumjahres für die Kielerin mit polnischen Wurzeln. „Dieser Pokal, dieser Moment, als ich nach dem Matchball am Boden lag, das wird mir immer in Erinnerung bleiben. Denn da hat alles begonnen. Das war der Moment in meiner Karriere“, so Kerber während der Preisverleihung. Am Ende dieses ereignisreichen Jahres standen für sie
- zwei Grand-Slam-Titel (Australien und USA)
- eine weitere Finalteilnahme (Wimbledon)
- Silber bei den olympischen Spielen
- die Nummer 1 der Weltrangliste
- und schließlich der Titel „Sportlerin des Jahres 2016“
Seit den Erfolgen von Steffi Graf ist es keiner anderen deutschen Tennisspielerin gelungen, auch nur in die Nähe dieser Auszeichnung zu kommen. Und es ist ihr gelungen, ihre härteste Gegnerin hinter sich zu lassen: Serena Williams. In Melbourne wurde die US-Amerikanerin zweite, in Wimbledon die Siegerin, die mit Kerber auf Augenhöhe agierte. Doch auch im kommenden Jahr warten wieder Aufgaben und Herausforderungen auf Kerber: „Ich möchte so lange wie möglich meine Position als Nummer eins verteidigen“, so die Athletin. Auch sieht sie es als große Herausforderung an, die Balance zwischen der harten, professionellen Vorbereitung und dem Leben in ständiger Öffentlichkeit zu finden. Wie schwierig das sei, habe sie in den vergangenen Wochen und Monaten bereits zu spüren bekommen.
Florian Hambüchen, der niemals aufgibt
Er hatte bereits vor dem Finale in Rio fast alles erreicht, was ein Turner erreichen kann. Er gewann insgesamt 26 Medaillen bei internationalen Wettbewerben. darunter auch Silber und Bronze bei Olympischen Spielen – sprich, er war schon vor Rio der erfolgreichste deutsche Turner in der Geschichte. Er war topfit, als er in Brasilien antrat, legte eine tadellose Kür hin. Nur am Ende schien es, riss er etwas zu für die Arme zum Jubeln hoch, machte einen kleinen Ausfallschritt – der ihm am Ende aber nicht die Krönung seines Lebenstraums kaputtmachen konnte. Er war mit 15,766 Punkten uneinholbar vorne, sein ärgster Konkurrent, der Niederländer Epke Zonderland, fiel vom Reck. Das Besondere an diesem Olympiasieg und dem Menschen Florian Hambüchen ist sicherlich die Tatsache, dass er trotz der vielen Rückschläge niemals aufgab und immer dazu bereit war, ganz von vorne anzufangen. „Die Liebe zum Turnen hat ihn immer angetrieben, und er hat sich diesen Traum von Gold mehr als verdient“, sagt Hambüchens Manager Klaus Kärcher. „Und abgesehen von einem Achillessehnenabriss und der Schulterverletzung ist er relativ gesund durch sein Sportlerleben gekommen.“ Normalerweise ist es bei einem Olympiasieger so, dass er danach nicht noch einmal eine Goldmedaille hohlen kann. Doch Hambüchen drehte den Spieß um, holte erst Bronze, dann Silber, dann Gold. Zweimal zuvor war er bei Olympia der Top-Favorit, musste aber stets dabei zusehen, wie sich andere das Edelmetall schnappten. Und in Rio rechnete dann niemand mehr mit ihm, schon alleine wegen seiner zuvor erlittenen Verletzung, die den Start fast verhindert hätte. Bei der Verleihung der Auszeichnung gab er bekannt, mit dem Sport nun aufzuhören: „Ich habe alle Titel gewonnen, und mein Körper zeigt mir, dass es Zeit ist aufzuhören. Ich habe mehrere Optionen und freue mich auf alles, was kommt.“
Laura Ludwig und Kira Walkenhorst: Die erste Medaille für europäische Beachvolleyballerinnen
Die Freude kannte keine Grenzen mehr, als der letzte Ball ins Aus ging und Laura Ludwig und Kira Walkenhorst Mitte August als erstes europäisches Frauenteam überhaupt eine olympische Medaille im Beachvolleyball gewinnen konnten. Und dann auch noch die goldene! „Je mehr Druck wir hatten, umso besser haben wir gespielt“, strahlte Walkenhorst nach dem Finale gegenüber dem ZDF, das die Partie live übertragen hatte. Dieses Jahr 2016 hatte es in sich für das Duo. Sie wurden
- Europameister
- Deutsche Meister
- Weltranglisten-Erste
- und in Toronto sicherten sie sich den Titel bei den World Tour Finals
Der Olympiasieg, den sie am berühmtesten Strand der Welt erringen konnten, überstrahlt jedoch alles. Sie gewannen im Finale gegen Brasiliens Duo Agatha Bednarczuk und Barbara Seixas mit 21:19 und 21:14. Es war das perfekte Spiel und die beiden Sportlerinnen zeigten uns genau, wie guter Beachvolleyball funktioniert. Die Weltklasse Abwehrspielerin Laura Ludwig mit ihrer taktischen Überlegenheit und Kira Walkenhorst, die ihre 1,84 m immer wieder für perfekte Blocks einsetzen konnte. Und trotz der teilweise feindseligen Kulisse konnten die beiden Hamburgerinnen einen kühlen Kopf bewahren und bereits in der Mitte des ersten Satzes wurden die Zuschauer merklich leiser. Zuvor hatten sie gemeinsam mit Trainer Jürgen Wagner, der bereits das Duo Brink/Reckermann in London zu Gold führte, jeden Ballwechsel der Gegner per Videoanalyse angeschaut und sich damit perfekt auf den Matchplan der Gegner eingestellt. „Es ist diese Kombination aus strategisch geplantem Erfolg und Ehrgeiz und dem gleichzeitigen sympathischen Auftreten, was die beiden so besonders macht“, so Manager Andreas Scheuerpflug voller Stolz. Die beiden Sportlerinnen haben in der Öffentlichkeit einen fabelhaften Ruf, dem sich selbst Hamburgs Fußballikone Uwe Seeler nicht entziehen konnte. Er ließ sich Ende August beim Sport-Bild-Award in der Hamburger Fischauktionshalle gemeinsam mit den beiden Olympiasiegerinnen ablichten. Fotos: wikimedia/Ralf Roletscheck & By si.robi – Kerber US16 (40), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52043823