Sportwetten sind ein Milliardengeschäft, immer mehr Wettanbieter aus dem Ausland drängen auf den deutschen Markt und buhlen um neue Kunden. Sie locken mit günstigen Konditionen, mit Boni für Neukunden und mit deutlich höheren Auszahlungsquoten als die lokalen Wettbüros. Dem deutschen Staat sind diese Wettanbieter ein Dorn im Auge, denn er will weiterhin am staatlichen Wettmonopol festhalten und tut sich schwer mit der Lizenzvergabe an private Wettanbieter. Auch der Glücksspielstaatsvertrag, der im Jahre 2012 geschlossen wurde, hat nicht viel bewirkt. Viele private Wettanbieter, die auf dem deutschen Markt tätig sind, verfügen über eine Lizenz, die dem EU-Recht entspricht, aber den deutschen Behörden nicht ausreicht. Die EU-Kommission übt starken Druck auf die Bundesregierung aus, die nach Meinung der Gesetzeshüter die Auflagen der EU-Kommission noch immer nicht erfüllt hat. Nun ist auch die Deutsche Telekom, ein staatliches Unternehmen, in das Wettgeschäft eingestiegen – sie hat eine deutsche Sportwetten-Lizenz bekommen. Sorgt das nicht für einen Interessenkonflikt?
Telekom in Sportwettengeschäft eingestiegen
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Die Deutsche Telekom ist zwar Marktführer auf dem Mobilfunk- und Telekommunikationssektor, doch hat sie bereits Kunden an Vodafone und an O2, ihre Erzrivalen, verloren. Um am Markt bestehen zu bleiben, gehen einige Unternehmen ungewöhnliche Wege, auch die Telekom macht das. Die Deutsche Telekom ist mittlerweile in das Sportwettengeschäft eingestiegen und hat die Deutsche Sportwetten GmbH (DSW) übernommen. Die Deutsche Telekom ist mit einem geschätzten Jahresumsatz von 60 Milliarden Euro das erfolgreichste Unternehmen, das es geschafft hat, auch auf dem internationalen Mobilfunksektor Fuß zu fassen. Die Meldung, dass die Deutsche Telekom in das Deutsche Sportwettengeschäft einsteigen will, sorgte für Erstaunen. Plant die Telekom nun etwa, zu einem Lotto-Ersatz zu werden? Eine Sprecherin des Konzerns sagte damals, dass die Telekom den Hauptanteil der Aktien der Deutschen Sportwetten GmbH aufkaufen wollte, das ist inzwischen geschehen. Es war allerdings ein schwieriger Weg, in das Wettgeschäft einzusteigen, denn das Vorhaben musste von juristischer Seite geprüft werden, das Kartellamt musste seine Zustimmung geben. Schließlich sollte mit der Übernahme der Deutschen Sportwetten GmbH auch der sehr hohen Kriminalität auf dem Sportwettensektor Einhalt geboten werden. Das Hessische Landesgericht ist für die Vergabe von Sportwettenlizenzen zuständig, die Wett-Lizenzen sollen für Transparenz auf dem deutschen Wettmarkt sorgen. Die Deutsche Sportwetten GmbH hat nun staatlichen Zuspruch erhalten, die Lizenz für das Sportwettengeschäft liegt für den Wettanbieter Tipp3 vor. Tipp3 ist nun als eine Marke der Telekom auf dem deutschen Markt aktiv.
Wer ist Tipp3?
Tipp3 wurde von der Österreichische Sportwetten GmbH und der Deutsche Sportwetten GmbH unter dem Dach der Deutschen Telekom ins Leben gerufen und ist noch nicht lange auf dem Markt. Der Wettanbieter war zuerst nur in Österreich tätig, doch inzwischen können auch Wettfreunde von Deutschland aus dort wetten. Die Telekom verfügt über 64 Prozent der Anteile an der Deutschen Sportwetten GmbH. Weitere 36 Prozent der Anteile an Tipp3 hält die Österreichische Sportwetten GmbH, die Teil der Casino Austria Gruppe ist. Bei Tipp3 werden ausschließlich Wetten auf Profisport angeboten; Wetten auf Amateur- und Jugendsport sind nicht möglich. Im Vordergrund steht Fußball, doch werden auch Wetten auf verschiedene andere Sportarten angeboten, beispielsweise auf Basketball, Handball, Eishockey, Tennis und die Formel 1. Matthias Schmidt-Pfitzner, Leiter der Digital Media der Deutschen Telekom, sagte, dass die Deutsche Telekom mit Tipp3 auf den Wachstumsmarkt Sportwetten setzt, in dem es um vertrauenswürdige Online-Wettanbieter geht. Der Fokus liegt auf Sicherheit, Qualität und Kundenorientierung. Die Telekom misst dem verantwortungsbewussten Spielen besondere Bedeutung bei, dabei geht es um Spielsuchtprävention. Zur Spielsuchtprävention werden besondere Maßnahmen getroffen:
- Einzahlungs-, Einsatz- und Verlustlimits für Kunden
- Teilnahme der Kunden am Mentor-Programm, um auffälliges Spielverhalten zu erkennen
- Kinder- und Jugendschutz
- Mindestalter der Spieler von 18 Jahren
Die Telekom nimmt eine Altersverifizierung der Kunden vor, dazu dient der ID-Pass der Telekom. So ist gewährleistet, dass Kunden bei Tipp3 mindestens 18 Jahre alt sind. Der Altersnachweis in Form des ID-Passes wurde von der Kommission Jugendmedienschutz und der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia als positiv bewertet. Die Telekom will mit Tipp3 ein einfaches und leicht verständliches Produkt anbieten, dazu stehen die Wettmöglichkeiten
- Vorauswetten
- Langzeitwetten
- Livewetten
- Ja-/Nein-Wetten
- Quicktipp
zur Auswahl. Mit dem Quicktipp ist der schnelle Wetteinstieg möglich, es handelt sich dabei um eine Kombiwette, die der Kunde nicht selbst zusammenstellen muss, denn sie ist bereits fertig aufgestellt. Gewinnt der Kunde diesen Quicktipp, profitiert er von einem Bonus, denn auf die Gesamtquote wird ein Bonus von 15 Prozent aufgeschlagen. Bei der Ja-/Nein-Wette muss der Kunde einfach Fragen, ob ein Ereignis eintritt, mit Ja oder Nein beantworten. Neukunden werden bei Tipp3 mit einem Bonus auf ihre Ersteinzahlung begrüßt, die Auszahlungsquoten liegen bei Tipp3 ungefähr bei 92 bis 93 Prozent, das ist deutlich mehr als bei den Wettbüros in der Stadt, bei denen die Quoten im Schnitt 60 bis 70 Prozent ausmachen. Ein positiver Aspekt von Tipp3 ist auch, dass Wettfreunde steuerfrei wetten, denn Tipp3 trägt die Wettsteuer, die in Höhe von 5 Prozent auf Sportwetten erhoben wird, in voller Höhe selbst.
Widerspruch aus der Gemeinschaft der Wettanbieter und Online-Casinos
Die Deutsche Telekom ist inzwischen mit dem Wettanbieter Tipp3 auf dem Markt und verfügt über die Anteile an der Deutschen Sportwetten GmbH. Aller Unkenrufe von Online-Wettanbietern und Casino-Betreibern zum Trotz hat es die Deutsche Telekom mit Tipp3 geschafft, sich auf dem Wettmarkt zu etablieren. Bevor es soweit war, kündigten viele Wettanbieter Widerstand an, sie wollten Klage einreichen, wenn die Deutsche Sportwetten GmbH die Lizenz als offizieller Wettanbieter erhalten sollte. Mit einem umfangreichen Gerichtsverfahren wurde gerechnet, es ist allerdings noch nicht soweit gekommen. Die Deutsche Sportwetten GmbH und damit die Deutsche Telekom hat sich zwar um eine deutsche Lizenz des Bundeslandes Hessen beworben, doch ist das Konzessionsverfahren noch nicht abgeschlossen. Eine deutsche Lizenz liegt allerdings für die Österreichische Sportwetten GmbH vor, die zusammen mit der Telekom den Wettanbieter Tipp3 betreibt.
Die Deutsche Telekom im Fokus der Nachrichtenlandschaft
Mit ihren Plänen, in das Sportwettengeschäft einzusteigen, stand die Deutsche Telekom im Fokus der Nachrichtenlandschaft, da das Glücksspiel, zu dem auch das Wetten gehört, noch immer als unseriös angesehen wird und zum Teil sogar verpönt ist. Der Aufkauf der Deutschen Sportwetten GmbH wurde kritisch beobachtet, denn die Frage stand im Raum, ob der Einstieg der Deutschen Telekom in das Wettgeschäft mehr Vorteile oder eher Nachteile bringt. Befürchtet wurde, dass der Einstieg der Telekom in das Wettgeschäft dem Saubermann-Image des Kommunikationsriesen schaden könnte. Kritisiert wurde auch, dass die Aufwendungen der Telekom für die Übernahme der Deutschen Sportwetten GmbH und den Einstieg in das Wettgeschäft besser in den Ausbau des sanierungsbedürftigen Internet-Netzes für mobile Endgeräte hätten investiert werden sollen. Der Grund für die Kritik ist nicht zuletzt, dass die Bundesnetzagentur geplant hat, in absehbarer Zeit mehrere Milliarden Euro an Steuergeldern in den Ausbau des Internet-Netzes zu investieren. Die Übernahme der Deutschen Sportwetten GmbH durch die Deutsche Telekom wurde schlichtweg als profitabler Zeitvertreib angesehen.
Sportwetten-Lizenz zunächst nur aus Österreich
Da Tipp3 zuerst nur eine Lizenz aus Österreich besaß und das Konzessionsverfahren des Bundeslandes Hessen noch nicht abgeschlossen war, bewegte sich die Telekom rechtlich gesehen in einer Grauzone, denn schließlich verlangt die Bundesregierung, dass Wettanbieter auf dem deutschen Markt eine deutsche Lizenz besitzen. Die Bundesregierung will damit illegalen Anbietern aus dem Ausland sowie Steuersündern unter den Wettanbietern einen Riegel vorschieben. Da zunächst keine deutsche Lizenz vorlag, war Tipp3 noch bis vor einigen Monaten nur auf dem österreichischen Markt verfügbar. Für andere Wettanbieter gilt die Deutsche Telekom nun als Konkurrent, zumal andere Wettanbieter große Schwierigkeiten haben, eine deutsche Sportwetten-Lizenz zu erhalten. Die Betreiber der Deutschen Telekom sind allerdings der Meinung, dass Sportwetten ein wachstumsstarker Markt sind und dass das internetbasierte Sportwettengeschäft zur Strategie der Deutschen Telekom passt. Tipp3 ist seit März 2015 in Deutschland verfügbar, allerdings ist nicht bekannt, zu welchem Preis die Anteile an der Deutschen Sportwetten GmbH gekauft wurden. Die Telekom durfte nur mit einem Trick starten: Da Schwierigkeiten bei der Lizenzvergabe in Deutschland auftraten, wurde auf die Konzession der Österreichischen Sportwetten GmbH zurückgegriffen, die bereits eine Lizenz in Deutschland besitzt. Faktisch besitzt die Telekom also noch keine Wettlizenz aus Deutschland, sondern sie ist mit einer österreichischen Wettlizenz aktiv.
Interessenkonflikt aufgrund der Lizenzvergabe
Einerseits die Tatsache, dass die Deutsche Telekom als Wettanbieter aktiv ist, andererseits auch vielmehr der Fakt, dass die Deutsche Telekom noch keine offizielle Lizenz besitzt, sorgen für einen Interessenkonflikt. Im Jahre 2014 vergab das Bundesland Hessen lediglich 20 Lizenzen, die Deutsche Telekom war allerdings nicht dabei. Der Deutsche Sportwettenverband, der erst 2014 gegründet wurde, ging vor Gericht, da nur so wenige Lizenzen vergeben wurden. Die Mitglieder des Sportwettenverbandes besitzen Lizenzen des Bundeslandes Schleswig-Holstein; der Verband sieht in der mangelnden Lizenzvergabe einen Verstoß gegen die EU-Dienstleistungsfreiheit. Der Verband macht sich für die Liberalisierung von Sportwetten auf dem deutschen Markt und für eine verbesserte Lizenzvergabe an Wettanbieter stark. Schleswig-Holstein trat als einziges Bundesland dem EU-Glücksspielstaatsvertrag nicht bei und vergab eigenhändig Lizenzen. Ein Regierungswechsel in Kiel führte allerdings dazu, dass Schleswig-Holstein dem Glücksspielvertrag beitrat und keine neuen Konzessionen vergab. Schätzungen zufolge wurden auf dem deutschen Sportwettenmarkt im Jahre 2014 ca. 4,5 Milliarden Euro umgesetzt. Auch die Deutsche Telekom wollte daran ihren Anteil haben. Wie erfolgreich die Telekom mit Tipp3 künftig sein wird, muss sich erst zeigen, denn der Wettanbieter ist erst seit wenigen Monaten auf dem deutschen Markt tätig. Mit attraktiven Konditionen versucht die Deutsche Telekom, neue Kunden zu gewinnen und Bestandskunden zu halten.
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