Ausrichter Russland glänzt mit seiner guten Ausrichtung
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Ein Gewinner steht mit Sicherheit schon vor dem Ende des Turniers fest. Es ist der Ausrichter Russland. Keinerlei Probleme mit Hooligans, immer fast volle Stadien mit toller Atmosphäre bei den Spielen und in den Austragungsstätten selbst begeisternd Stimmung, wenn die Fangruppen unterschiedlicher Länder zusammen feiern. Zudem gibt es auch keine Probleme mit der Logistik, obwohl die zwölf Stadien der WM bis zu 3000 km voneinander entfernt liegen. Als fände eine WM in Deutschland statt und man müsse als Zuschauer für ein Spiel von Frankfurt nach Lissabon fliegen. Außerdem die Stadien selbst. Alle sind rechtzeitig fertig geworden inklusive der Infrastruktur und eine Augenweide sind viele von ihnen noch dazu.
Das tollste aber, was diese WM 2018 aus Russland vermittelt, ist, dass die Menschen in Russland selbst diese WM absolut angenommen haben und sich nicht zuletzt wegen der Erfolge der russischen Nationalmannschaft eine große Euphorie im Land breitgemacht hat. Die ausländischen Fans sind gerade in den etwas abgelegeneren Städten eine echte Bereicherung für das Leben der Einwohner. Weltmeister wird Russland, bzw. seine Nationalmannschaft wohl nicht werden. Doch das Turnier wird den Russinnen und Russen ganz sicher in positiver Erinnerung bleiben. Natürlich ist noch vieles Fassade, doch bei welchem Turnier ist das nicht der Fall?
Ein Gewinner dieser WM 2018 ist somit in jedem Fall Russland.
Schwalbenkönige sind die Verlierer, Fairness der Gewinner
Ein weiterer Gewinner dieses Turniers steht ebenfalls fest, obwohl das Finale noch nicht gespielt ist. Es ist die Fairness im Fußball oder wenn man höher greifen möchte auch die Gerechtigkeit. Durch den Einsatz des Videoschiedsrichters hat man die Möglichkeiten erfolgreich und spürbar erhöht, versteckte Fouls zu erkennen, ebenso aber auch Schwalben zu entlarven. Die Hemmschwelle, eine solche Schwalbe zu versuchen, ist deutlich gestiegen. Wer sich dabei erwischen lässt, was nun mal jetzt viel wahrscheinlicher geworden ist, muss statt mit einem erhofften Strafstoß oder Freistoß mit einer gelben Karte rechnen.
All dies merkt man den Spielen bei dieser WM 2018 auch an. Das müsste jeden Fußballfan, der sich möglichst faire Spiele oder Schwalben und andere Täuschungen wünscht, sehr erfreuen. Und so ist auch generell die Stimmung, dass die Schiedsrichterleistungen so gut sind, dass schlimme Fehlentscheidungen größtenteils ausbleiben. Der Gewinner ist damit der Fußball an sich, aber auch der faire Spieler, der nicht zu betrügen versucht und natürlich der Fußballfan, der sich nicht mehr über erschlichene Elfmeter für den Gegner ärgern muss.
Der Fußball made in europe
Wen man zum Leidwesen der übrigen Kontinente ebenfalls bereits jetzt zu einem Gewinner der WM 2018 küren kann, ist der europäische Fußball. Das Halbfinale wird nur mit Teams aus Europa bestritten werden. Im Viertelfinale waren mit Brasilien und Uruguay noch zwei Nationen aus Südamerika vertreten, doch beide schieden – natürlich gegen Mannschaften aus Europa – darin aus. Schon immer waren die europäischen Teams stark, wenn die WM auch in Europa ausgetragen wurde. Ob die Teams aus Portugal, Spanien oder Frankreich die Verhältnisse in Russland aber als allzu europäisch wahrnehmen, ist gar nicht bekannt. Vielmehr ist es der infrastrukturelle Vorteil im Fußball, den Europa hier mit voller Wucht ausspielt. Wo Geld vorhanden ist, kann die Forderung der vorhandenen Talente besser gedeihen als in manch anderer Region des Fußballs. Allerdings dürfte dies nicht für Nationen wie die USA, die sich gar nicht erst qualifizierten, Japan oder Südkorea gelten. Doch auch die Teams aus Asien, Nordamerika und ebenso aus Afrika haben mit der Entscheidung über den künftigen Weltmeister wieder einmal nichts zu tun. Stattdessen ist das Mutterland des Fußballs, England, wieder erwacht, Belgien für Brasilien zu stark gewesen und Frankreich ohnehin schon lange vor Beginn der WM einer der Topfavoriten gewesen, was sie im Turnier nun auch bestätigen. Die Gründe mögen nicht allein finanzieller Natur sein, doch es bleibt zweifelsohne so, dass das Zentrum des Weltfußballs in Bezug auf die Herkunft der Spieler weiterhin an Europa zu finden ist. Insofern darf sich der europäische Fußball hier durchaus als Gewinner sehen. Und den Weltmeister wird man ja ohnehin ebenfalls stellen, dann schon zum vierten Mal in Folge.
Geschwindigkeit im Fußball
Ein weiterer Gewinner des Ablaufs dieses Turniers ist so etwas Abstraktes wie die Geschwindigkeit im Fußball. Soll heißen: ewig langes und zähes Ballgeschiebe mit dem Warten auf die eine Lücke, wie es sowohl Spanien als auch Deutschland praktizierten, war bei diesem Turnier nicht von Erfolg gekrönt. Vielmehr waren es jene Teams, die Geschwindigkeit in ihre Aktionen brachten, die hier Erfolge feierten. Das gilt vielleicht nicht gerade für das auch immerhin ins Viertelfinale eingezogene Schweden, aber für Teams wie Belgien, Frankreich und England. Insbesondere Frankreich und Belgien taten sich hier mit enormer Geschwindigkeit hervor. Das ist immer schön anzusehen, wenn derart rasant über den Platz gefegt wird. Das einstige Tiki-Taka mag zwar von ebenfalls einer gewissen Ästhetik geprägt gewesen sein und unzweifelhaft benötigt man dafür exzellente Techniker, die im Zusammenspiel glänzen. Doch die meisten Fans wollen schließlich immer noch Sprints, Dribblings und Torraumaktionen und nicht zuletzt auch beeindruckende Torschüsse sehen. Diese anscheinend überkommene Spielweise gab es bei diesem Turnier zwar auch noch zu sehen, aber eben nur von Teams, die letztlich dafür bestraft wurden, zu wenig Abschlüsse gewagt zu haben. Sollte es eine Szene des Spiels geben, so könnte es der in Perfektion gespielte Konter von Belgien gegen Japan zum drei zu zwei in der Nachspielzeit sein. Kein einziger Zweikampf war hier zwar nötig, doch wie dieser Konter ausgespielt wurde, hatte gleichzeitig etwas aus dem Lehrbuch und ging ebenso direkt in die Herzen der Fußballfans in aller Welt.
Und wer wird der letzte Gewinner der WM 2018?
Wer aber nun endgültiger Gewinner dieser WM 2018 werden wird, entscheidet sich natürlich erst im Finale um den Weltpokal am 15.07.2018 im Olympiastadion Luschniki in Moskau. Die bisher genannten werden ihren Gewinner-Status dadurch allerdings nicht verlieren. So ein Turnier ist eben immer auch viel mehr als nur der Kampf darum, die beste Fußballmannschaft der Welt zu sein. Wer Deutschland darin nachfolgen wird, weiß man noch nicht. Wohl aber, dass die hier zuvor Genannten in jedem Fall Gewinner bei dieser XXI. Weltmeisterschaft bleiben werden.