Ist das Dreiergespann das Problem?
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Zuletzt machte der FC Barcelona zwischen 1999 und 2004 eine kleine Pause vom absoluten Spitzenfußball – denn die Mannschaft erreichte in den entsprechenden Spielzeiten „nur“ Tabellenplätze zwischen dem zweiten und dem sechsten Tabellenplatz. Das hört sich zunächst einmal an, wie ein riesengroßes Luxusproblem, doch sollte bei einer solchen Diskussion nicht vergessen werden, wie wichtig der Erfolg auch in finanzieller Hinsicht für solch ein Gebilde wie dem FC Barcelona ist. Spieler wie Messi, Suarez und Neymar sind teuer im Unterhalt und die Katalanen könnten eine weitere Durststrecke nicht ohne entscheidende Umstrukturierungen meistern. Eventuell wird es aber auch längst Zeit für solche Maßnahmen. Denn das gefürchtete Dreiergespann Messi/Suarez/Neymar scheint nicht mehr so richtig zu funktionieren, Trainer Luis Enrique hat bereits vorsichtshalber die Notbremse gezogen und für das Ende der laufenden Saison seinen Abschied bekanntgegeben. In weiser Voraussicht? Ist das Klammern an bestimmte Personen schließlich doch nicht das Allheilmittel?
Kein Mannschaftsgefüge
Bei Mannschaften wie dem FC Barcelona oder Real Madrid spielen Einzelpersonen stets eine übergeordnete Rolle. Fällt einer dieser Spieler aus, bricht schnell Panik aus. Sind die betreffenden Spieler nicht in Form, verliert das gesamte Team. Das ist ein großer Unterschied zu anderen Teams, sowohl auch nationaler als auch auf internationaler Ebene. Wie wichtig ein gesundes Mannschaftsgefüge ist, zeigte zum Beispiel die deutsche Nationalmannschaft bei ihrem Titelgewinn in Brasilien 2014. Oder die Portugiesen, die sich nur Kraft ihres Willens und ohne den Leitwolf Cristiano Ronaldo am Ende den EM-Titel sichern konnten. Eine solche Mentalität ist in dem Starensemble des FC Barcelona momentan nicht wirklich zu finden. Und die Ergebnisse der vergangenen Wochen zeigen, dass das Team ganz offensichtlich den Zenit erreicht hat:
- FC Paris Saint-Germain – FC Barcelona 4:0
- Deportivo La Coruna – FC Barcelona 2:1
- FC Málaga – FC Barcelona 2:0
- Juventus Turin – FC Barcelona 3:0
Das Rückspiel gegen PSG konnte nur mit viel Glück in einem echten Skandalspiel gewonnen werden. Der Schiedsrichter ließ sich durch die theatralischen Auftritte der Katalanen ablenken und nervös machen, am Ende gab es mehrere Fehlentscheidungen, die zum Weiterkommen des FC Barcelona führten. Beim Rückspiel gegen Juventus Turin, die am Dienstag völlig verdient mit 3:0 gewinnen konnten, ist mit solchen Aussetzern der Schiedsrichter sicherlich nicht noch einmal zu rechnen. Sollte Barcelona dann in der kommenden Woche aus der Champions League ausscheiden und auch in der Liga der Anschluss zum Tabellenführer Real Madrid verlorengehen, dann bleibt ihnen nur noch das Finale der Copa del Rey, um nicht ohne Titel die Saison beenden zu müssen. Doch die Partie gegen Deportivo Alavés wird ebenfalls alles andere als einfach. Der Gegner wird hoch motiviert zu Werke gehen und die Katalanen werden, wenn alles so kommt, wie es kommen müsste, psychologisch im Nachteil sein. Eine Niederlage gegen den Aufsteiger in einem so wichtigen Spiel wäre dann sicherlich der Anfang des Niedergangs der Goldenen Ära des FC Barcelona, der mit so vielen Titelgewinnen einhergegangen war. Zwischen 2006 und 2015 konnte die Mannschaft viermal die Champions League beziehungsweise den Europapokal der Landesmeister gewinnen, achtmal die spanische Meisterschaft, viermal die Copa del Rey. Sechsmal wurde in dieser Zeit ein Spieler der Mannschaft zum Weltfußballer des Jahres, fünfmal stellte Barca in LaLiga den Torschützenkönig.
Neymar sucht Psychologen auf
Der brasilianische Superstar Neymar will offenbar gegen seine gelegentlichen Aussetzer mit Hilfe eines Psychologen vorgehen, den er auf eigenen Initiative hin aufsucht. Er hat seine Nerven nicht immer unter Kontrolle, zuletzt wurde dies beim Auswärtsspiel gegen den FC Málaga deutlich. Er kassierte eine Rote Karte und quittierte die Schiedsrichterentscheidung mit höhnischem Beifall. Laut „Marca“ wird er nun für die nächsten drei Ligaspiele gesperrt, womit er auch beim Clasico gegen Real Madrid fehlen wird.
Zu viele Stars – zu viel Sturmtrio
Das Problem des FC Barcelona scheint vor allem zu sein, dass zu viele Stars mit Millionenverträgen in der Mannschaft spielen. Das Top-Trio Neymar/Messi/Suarez scheint mittlerweile die Luft auszugehen, eventuell sind sie auch einfach satt und zufrieden mit dem, was sie bisher erreicht haben. Wie sehr das Spiel des FC Barcelona auf eben diese drei ausgelegt ist, zeigte sich einmal mehr im Spiel gegen Juventus Turin am vergangenen Dienstag. Steven Gerrard, der als TV-Experte das Spiel beobachtete, resümierte bezogen auf die Defensivqualitäten der Spanier: „Ich bin mir bei Umtiti nicht sicher und vom Torhüter noch nicht überzeugt. Sie verlassen sich immer auf die vorderen Drei.“ Auch der ehemalige englische Nationalspieler Rio Ferdinand ließ kein gutes Haar an den Katalanen: „Viele Spieler hätten es vor drei Jahren nicht ins Team von Barcelona geschafft – zu viele Namen, um sie alle zu nennen“, meinte Ferdinand bei BT Sport. „Es gibt fünf oder sechs Spieler in dieser Mannschaft, die sich das Trikot nicht anziehen sollten.“ Diese Spieler seien „nicht auf demselben Planeten“. Sie müssten “die vorderen Drei füttern, spielen den Ball aber nicht schnell genug zu ihnen.“ Auch habe Barcelona „keine Einzelspieler hat, die verteidigen wollen. Als Team tun sie es nicht. Diese Mannschaft presst nicht so wie unter Pep Guardiola.“ Foto:(C)wettbuero.de