Das Öffnen der B-Probe steht noch aus
Artikelinhalt
Nach seinem ohnehin umstrittenen Sieg im WM Revanchekampf gegen den Russen Fjodor Tschudinow wurde die A-Probe von Sturm positiv auf die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol getestet. Allerdings gibt sich der Boxer ahnungslos: „Zuerst war ich geschockt“, so Sturm. Er hatte durch eine Mail der World Boxing Association (WBA) von dem Befund erfahren. Verwundert meinte er: „Das ist alles sehr komisch, vor allem, dass es acht Wochen gedauert hat, bis das Ergebnis mitgeteilt wurde. Auch der Bund Deutscher Berufsboxer als Ausrichter des Kampfabends ist überhaupt nicht informiert worden, nur ich und mein Fitnesstrainer.“ Der 37-jährige hatte am 20. Februar in Oberhausen durch einen Punktsieg gegen den zuvor ungeschlagenen Tschudinow seinen Weltmeistergürtel zurückerobern können, konnte dadurch als erste Deutscher zum fünften Male Weltmeister werden. Sturm will sich zur Wehr setzen: „Ich bin sicher hundertmal getestet worden, mit Blut und Urin. Nie hat es was gegeben. Ich habe ein absolut reines Gewissen. Ich werde jetzt einen Anwalt nehmen. Dafür habe ich nicht 26 Jahre gearbeitet. Ich werde wie im Ring kämpfen wie ein Löwe. Ich werde auf alle Fälle die B-Probe öffnen lassen.“
Ist die B-Probe auch positiv, dann
Würde ihm die Suspendierung drohen. Diese könnte der nationale Verband BDB sogar jetzt schon aussprechen. Doch Präsident Thomas Pütz sagte dazu: „Wir werden ihn jetzt nicht sofort suspendieren. Ich werde ihn nicht richten. Für mich steht die Unschuldsvermutung. Wir werden uns jetzt erst mal alle Unterlagen besorgen.“ Innerhalb von drei Wochen muss Sturm sich nun gegenüber seinem Weltverband äußern. Sollte die B-Probe ebenfalls positiv ausfallen, dann wären die Konsequenzen gleichbedeutend mit dem Karriereende, denn es würde eine Regelsperre von zwei bis vier Jahren drohen. Doch er gibt sich kämpferisch:
- „Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen, es ärgert mich nur unheimlich.“
Sturm weiß bereits, wie er sich verteidigen will: „Ich lasse eine komplette Auflistung machen, was ich in den zwölf Wochen vor dem Kampf alles eingenommen habe. Da war nichts dabei, das den Befund erklären könnte“, sagte Sturm. Der Verdacht liegt nahe, „dass Nahrungsergänzungsmittel an der Misere Schuld sind, doch Sturm wiegelt ab: „Ich nehme seit acht, zehn Jahren die gleichen Mittel, deutsche Produkte“, sagte Sturm. Er habe „immer erklärt, dass man mich jederzeit testen kann, auf Urin oder Blut.“ Dass es sich bei dem nachgewiesenen Stoff um ein muskelaufbauendes Präparat handelt, mache für den Boxer keinen Sinn, denn:
- „Ich habe seit meinem 14. Lebensjahr Muskeln. Was soll mir das bringen? Ich habe einen Körper, der voll austrainiert ist.“
Hoffnung macht Sturm die Historie. „Da gab es viele Fälle, wo die B-Probe den ersten Test widerlegt hat. Ich mache mir da keine Gedanken“, sagte Sturm, denn: „Ich habe tausendprozentig nichts gemacht.“
Axel Schulz zeigt sich enttäuscht
Der Ex-Schwergewichtsweltmeister Axel Schulz hat sich bereits zu den Vorfällen geäußert. Er reagierte mit Enttäuschung auf diese Nachricht.
- „Das ist natürlich eine traurige Angelegenheit und unsportlich, wenn es denn so sein sollte“
, sagte der 47-Jährige am Sonntag am Rande der Laureus World Sports Awards in Berlin: „Das ist ein Rückschlag für meine Sportart, die ich so sehr liebe.“ Schulz hat bereits Erfahrungen mit Doping gemacht, allerdings auf etwas andere Art: Bei seinem WM-Kampf 1995 gegen Francois Botha ist „der auch positiv mit Anabolika erwischt worden. Das geht natürlich gar nicht, damit ziehst du den Sport runter.“
Die Karriere von Felix Sturm
Sturm wurde am 31. Januar 1979 in Leverkusen geboren. Schon als Amateur konnte er verschiedene Titel gewinnen:
- 1995 und 1996: Deutscher Juniorenmeister im Halbmittelgewicht
- 1997: Deutscher Vizemeister im Halbmittelgewicht
- 1997: Junioren Europameister im Halbmittelgewicht
- 1998 und 1999: Deutscher Meister im Halbmittelgewicht
- 2000: Europameister im Halbmittelgewicht
Seinen ersten Profikampf absolvierte er am 27. Januar 2001 gegen den Portugiesen António Ribeiro, den er nach Punkten bezwingen konnte. Es folgten im gleichen Jahr noch neun weitere Kämpfe, alle konnte Sturm gewinnen, davon fünf durch KO. In 2003 konnte er dann seinen ersten Titel gewinnen, viele weitere sollten im Laufe seiner Karriere noch folgen:
- 2003: IBF-Jugendweltmeister im Mittelgewicht
- 2003: Interkontinentaler Meister der WBO im Mittelgewicht
- 2003: WBO-Weltmeister im Mittelgewicht
- 2005: Interkontinentaler Meister der WBO im Mittelgewicht
- 2007: WBA-Weltmeister im Mittelgewicht (sieben Titelverteidigungen)
- 2010: Ernennung zum WBA-Superweltmeister (fünf Titelverteidigungen)
- 2013: IBF-Weltmeister im Mittelgewicht
- 2016: WBA-Superweltmeister um Supermittelgewicht
Waren Spritzen Schuld an dem positiven Befund?
Inzwischen ist bekannt geworden, dass Sturm als Kampf-Vorbereitung mehrere Spritzen wegen einer Ellenbogenverletzung bekommen hat. „Ich habe sechs bis acht Spritzen bekommen“, so Sturm gegenüber der „Bild“. Er habe diese Spritzen allerdings regelkonform angegeben. In normalen Medikamenten ist der strittige Stoff allerdings nicht enthalten.
Das nachgewiesene Mittel Stanozolol
Das Dopingmittel kommt eigentlich in der Veterinärmedizin zum Einsatz und wird bei Haushunden, Hauskatzen und Pferden zur Stimulation von Appetit, Gewichtszunahme und Muskelaufbau eingesetzt. Als fertiges Arzneimittel ist es in Europa allerdings nicht zu bekommen. Besonders beim Bodybuilding erfreut sich das Mittel großer Beliebtheit. Das liegt vor allem daran, dass es im menschlichen Körper nicht zu Östrogen konvertieren kann. Und es gibt noch einen anderen Vorteil: Selbst in einer Diätphase kann mit Stanozolol magere Muskelmasse aufgebaut werden. Im Vergleich zu anderen Steroiden ist der Muskelaufbau bei Sanozolol zwar langsam, aber dafür stetig.
B-Probe abwarten
Es ist immer schnell und einfach, einen Sportler nach einer positiven Doping Probe zu verurteilen. Sturm ist sich allerdings sicher, nichts genommen zu haben, was auf der Liste für verbotene Substanzen steht. Dies hat er glaubhaft mehreren Medien vermitteln können. Es ist daher auf jeden Fall das Ergebnis der B-Probe abzuwarten. Außerdem kann es immer noch sein, dass er das Mittel ohne sein Wissen zu sich genommen hat – er wäre nicht der erste Sportler, dem das passiert. Foto: wikimedia/Superbass