MSV Duisburg grüßt vom Drittliga-Thron
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Der MSV Duisburg musste in der letzten Saison den bitteren Gang in die 3. Liga antreten. In der Relegation hat man beide Partien gegen die Würzburger Kickers verloren, die den Abstieg besiegelten. Doch mittlerweile sind die Tränen getrocknet und an der Wedau herrscht Aufbruchstimmung und Euphorie. Kein Wunder, denn der Blick auf die aktuelle Drittliga-Tabelle lässt das Herz eines jeden MSV-Fan schneller schlagen.
Nach zehn Spieltagen hat Duisburg starke 21 Punkte auf dem Konto. Diese kamen durch sechs Siege und drei Unentschieden zustande. Lediglich eine einzige Pleite kassierte es für die Truppe von Trainer Ilia Gruev, die darüber hinaus mit erst sechs Gegentoren die beste Defensive stellt. Doch natürlich wäre es viel zu verfrüht, den Sekt für die Aufstiegsfeier jetzt schon kaltzustellen. Schließlich befinden wir uns noch früh in der Saison, auch wenn bereits zehn Spieltage gespielt wurden und der Vorsprung auf die gleich fünf punktgleichen Verfolger VfR Aalen, Sportfreunde Lotte, Jahn Regensburg, VfL Osnabrück und Fortuna Köln, die allesamt 17 Zähler haben, bereits vier Punkt beträgt. Aber es sind eben noch 28 Spieltage zu gehen!
Und die 3. Liga ist bekanntlich extrem unberechenbar. Hier kann fast jeder jeden schlagen. Selbst der Absteiger aus Duisburg ist keinesfalls unantastbar, wenngleich die Mannschaft zum Saisonstart von vielen Experten zum engsten Kreis der Aufstiegskandidaten gezählt wurde. Bislang lässt sich sagen, dass der MSV Duisburg geliefert hat. Doch das Wort ‘Aufstieg’ bzw. ‘Wiederaufstieg’ will und sollte man noch nicht in den Mund nehmen.
Fünf Gründe: Darum ist der MSV Duisburg so gut
Aber was ist das Erfolgsgeheimnis der Zebras? Es gibt gleich mehrere Gründe, warum es sich der MSV auf dem Thron der 3. Liga bequem gemacht hat, auf dem man sich so pudelwohl fühlt. So basiert der Höhenflug auf folgenden Eckpfeilern:
- Heimstärke
- Effektivität
- starke Defensive
- Treue vieler Leistungsträger nach Abstieg
- Großer Fan-Zuspruch nach Abstieg
Als erstes ist die Heimstärke zu nennen. Vier der bisherigen fünf Heimspiele wurden gewonnen, einzig Holstein Kiel konnte durch eine Nullnummer Zählbares aus der Schauinsland-Reisen-Arena entführen. Zudem ist der MSV Duisburg daheim noch ohne Gegentor, wie auch Angreifer Simon Brandstetter erfreulich zur Kenntnis genommen hat: “Wir sind bislang zu Hause ungeschlagen und haben noch kein Gegentor bekommen. Das soll natürlich auch so bleiben – zu Hause ist es unser Ziel, eine Macht zu bleiben.”
Effektivität trifft Stabilität
Eine weitere Stärke des MSV Duisburg ist die Effektivität. Die Mannschaft braucht nicht viele Tore, um die Siege einzutüten. Den Beweis liefern die 1:0-Siege gegen den SC Paderborn, Werder Bremen II, Rot-Weiß Erfurt und jüngst gegen den Chemnitzer FC vor der Länderspielpause. Vielleicht für die Fans nicht sonderlich spektakulär, aber diese dürften kein Problem damit haben, auf Torfluten zu verzichten, wenn es dafür reihenweise knappe Siege gibt! Insgesamt haben die Meidericher erst zwölf Tore erzielt. Kein Team aus der oberen Tabellenhälfte hat seltener getroffen.
Zudem muss natürlich die starke Defensive als eine Zutat für das Duisburger Erfolgsrezept aufgelistet werden. Erst sechs Gegentore kassierten die Zebras, wobei man allein drei Stück beim Aussetzer gegen Wehen Wiesbaden eingeschenkt bekommen hat. In sechs der zehn Ligaspiele hielt Mark Flekken seinen Kasten sauber.
Leistungsträger und Fans halten MSV die Treue
Darüber hinaus fiel der Kaderumbruch nach dem Abstieg nicht so kräftig aus wie befürchtet. Zwar haben gleich 18 Spieler den Klub verlassen und auf der anderen Seite wurden nur acht Neuzugänge geholt. Doch das Gerüst der Vorsaison blieb erhalten und so hielten diverse Stammspieler wie Kapitän Branimir Bajic, Linksverteidiger Kevin Wolze oder Offensivakteure wie Stanislav Iljutcenko, Kingsley Onuegbu, Simon Brandstetter oder Thomas Bröker dem MSV Duisburg die Treue. Die anderen beiden Zweitliga-Absteiger SC Paderborn und FSV Frankfurt haben hingegen viele Leistungsträger verloren und mussten quasi eine neue Mannschaft aufbauen. Das das seine Zeit braucht und nicht reibungslos funktioniert, zeigt schon der Blick auf die Tabelle, wo der FSV aktuell auf dem 13. Platz liegt, während der SCP als 16. im Tabellenkeller herumkrebst.
Aber nicht nur die Spieler hielten zum MSV, sondern auch die Fans. Viele Fans haben dem Klub den erneuten Abstieg in die 3. Liga nach dem Lizenzentzug im Sommer 2013 verziehen und stärken der Mannschaft weiterhin den Rücken. Nicht umsonst hat Duisburg vor der Saison 6.000 Dauerkarten verkauft und begrüßte in den bisherigen fünf Heimspielen im Schnitt 12.859 Zuschauer. Nur der 1. FC Magdeburg liegt in der Zuschauertabelle vor dem MSV.
Natürlich hofft man beim MSV Duisburg, dass es nach dem überzeugenden Saisonstart auch im restlichen Verlauf so erfolgreich weitergeht, aber Rückschläge lauern überall. Wichtig wäre, dass es nicht wie in der letzten Spielzeit so viele Verletzungsprobleme gibt. Bislang blieb die Gruev-Elf von größeren Verletzungssorgen verschont, was sich aber schnell ändern kann.
Dicke Brocken kommen noch
Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die Duisburger in der restlichen Hinrunde noch durchaus auf den einen oder anderen schweren Brocken der Liga treffen. So bekommt man es in den kommenden Wochen noch mit den Teams aus Aalen, Lotte, Regensburg, Köln und Rostock zu tun, die allesamt gut drauf sind und zwischen Platz zwei und sieben liegen. Allein deswegen ist es viel zu verfrüht, jetzt schon den MSV Duisburg als sicheren Aufsteiger zu feiern.
Doch Fakt ist auch, dass die Zebras allein schon aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich zum Aufstieg verdammt sind. Schließlich hat der Klub immer noch einen Schuldenberg von knapp über 3 Millionen Euro. Vorstandschef Ingo Wald will zwar nicht von einer ‘Entweder-oder-Saison’ reden, erklärte aber auch: “Jede weitere Drittliga-Spielzeit hintendran wird wirtschaftlich schwer darstellbar.” Schließlich gehen dem MSV Duisburg durch den Abstieg über vier Millionen Euro Fernsehgelder flöten.
Aber Stand Jetzt könnte es sportlich deutlich schlechter um die Duisburger bestellt sein. Und wir trauen den Zebras definitiv die direkte Rückkehr in die 2. Liga zu.
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