Köln: Träume von Europa und mehr?
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Glückwunsch 1. FC Köln! Sie haben es als erstes Team der Liga geschafft, dem FC Bayern München in der laufenden Saison einen Punkt abzuknöpfen – und das auch noch auswärts in der bayerischen Festung Allianz Arena. 1:1 hieß es am Ende der Partie des 6. Spieltags, wobei die Kölner durch den Punktgewinn ihr Konto auf zwölf Zähler ausgebaut haben und mit vier Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter aus Bayern aktuell auf dem 4. Platz liegen. Kein Wunder, dass in und um Köln schon von den internationalen Wettbewerben geträumt wird. Oder geht sogar mehr? Nein, die Rede ist nicht nur von Champions League, sondern gar vom Meistertitel?
In diesem Zusammenhang bietet sich natürlich ein Quervergleich zu Leicester City, die letzte Saison als Abstiegskandidat an den Start gingen und am Ende mit satten zehn Punkten Vorsprung auf den FC Arsenal sensationell Meister wurden und dabei auch Klubs wie Manchester City, Manchester United, FC Chelsea, Tottenham Hotspur oder FC Liverpool hinter sich ließen. Schickt sich der 1. FC Köln an, es den Foxes gleichzumachen?
Overath und Podolski ziehen Leicester-Vergleich
Der ehemalige FC-Präsident Wolfgang Overath hält das zumindest nicht für unmöglich. “Im Fußball ist alles drin, das hat man zuletzt wieder an Mainz und in England an Leicester City gesehen. Alles, was in der Bundesliga nach den ersten drei, vier Mannschaften kommt, ist qualitativ relativ gleich, das gilt auch für den FC”, erklärte die Ikone des Geißbockklubs gegenüber der ‘Sport Bild’. Zu verdanken sei der sportliche Aufschwung der Rheinländer allen voran Sportdirektor Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger. “Schmadtke ist das Beste, was dem FC passieren konnte, wenn man sich seine Transfers anguckt und wie es läuft in Zusammenarbeit mit Stöger. Was Stöger aus diesen Spielern herausholt, imponiert mir”, ergänzte Overath.
Aber auch Lukas Podolski traut seinem Herzensklub offenbar den ganz großen Sprung zu und twitterte kürzlich: “1. FC Leicester City”. Leicester belegte in seiner Meistersaison nach dem 6. Spieltag übrigens genau wie die Kölner den 4. Platz und hatte mit drei Siegen und drei Unentschieden die exakt gleiche Bilanz! Ob es am Ende für den 1. FC Köln wirklich für den Titel reichen kann? Zugeben, das erscheint wenig realistisch, wenngleich gleiches auch über Leicester City letztes Jahr gesagt wurde. Vielmehr sollte und wird man in der feierwütigen Karnevals-Hauptstadt den derzeitigen Ist-Zustand förmlich aufsaugen. Wir können uns zumindest nicht vorstellen, dass die Kölner den Titel in die Domstadt holen. Europa ist zwar definitiv drin – mehr aber nicht!
Was ist das Erfolgsgeheimnis vom 1. FC Köln?
Doch was ist eigentlich das Kölner Erfolgsgeheimnis? Was zeichnet die Geißböcke in der Saison 2016/17? Fest steht, dass sich der Klub in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt und zugleich stabilisiert hat. Damit man nach dem 34. Spieltag aber einen Startplatz im Europapokal sicher hat, müssen Coach Stöger und Manager Schmadtke das Umfeld ruhig halten. Auf der anderen Seite muss die Mannschaft weiterhin so diszipliniert und effektiv spielen wie bisher. Bislang vermittelt der EffZeh aber den Eindruck, als habe man die richtige Mischung im Team gefunden.
Diese zeichnet sich durch eine stabile Defensive aus – nicht umsonst stellt der 1. FC Köln mit drei Gegentoren nach dem FC Bayern (2 Gegentore) die beste Abwehr. Auf der anderen Seite besticht die Offensive mit ihrer effizienten Spielweise. Zwar brennen die Kölner im Angriff kein Feuerwerk ab, aber die Chancen werden eiskalt genutzt. Allen voran Anthony Modeste verdient sich ein Sonderlob, der bereits fünf Mal geknipst hat.
Ein weiterer Eckpfeiler für den bärenstarken Saisonstart ist darüber hinaus im Teamgeist auszumachen. Außerdem ist die Mannschaft sehr bodenständig. Keiner hebt trotz des anhaltenden Höhenflugs zum Saisonstart ab.
Blick auf die bisherigen Gegner: Repräsentative Bundesliga-Gruppe
An dieser Stelle wollen wir die bisherigen sechs Spiele des Rheinländer in dieser Saison kurz aufführen:
- 1. FC Köln – Darmstadt 98 2:0
- VfL Wolfsburg – 1. FC Köln 0:0
- 1. FC Köln – SC Freiburg 3:0
- FC Schalke – 1. FC Köln 1:3
- 1. FC Köln – RB Leipzig 1:1
- Bayern München – 1. FC Köln 1:1
Wenn man den Blick auf die bisherigen Gegner wirft, wird man schnell zu der Erkenntnis kommen, dass sich daraus eine repräsentative Gruppe von Bundesligisten aller Kategorien ergibt. Zum Auftakt ging es gegen Darmstadt, die von vielen als sicherer Absteiger angesehen werden. Es folgte die Partie gegen Wolfsburg, ein Team, dass sich als Saisonziel das Erreichen der Champions League auf die Fahne geschrieben hat. Weiter ging es mit Freiburg, einem Aufsteiger, der mit seiner erfrischenden Spielweise den Klassenerhalt schaffen sollte. Anschließend gastierten die Kölner auf Schalke, eine Mannschaft, die sich im Sommer für über 30 Millionen eine Facelifting gegönnt hat und in der Europa League vertreten ist.
Danach gab es das Duell gegen den starken Liga-Neuling RB Leipzig, der seinerseits ein heißer Kandidat für Europa ist. Am 6. Spieltag stand dann die Partie beim Giganten aus München auf dem Programm und auch hier blieb der 1. FC Köln immer noch ungeschlagen! Mit Ausnahme der Partie bei den Bayern mussten alle anderen Teams, die es bislang mit den Kölner zu tun bekommen haben, eingestehen, dass die Stöger-Truppe unterm Strich stets die bessere Mannschaft war.
Erstmal Platz 9 sichern
Aber auf die Kölner warten in der restlichen Hinrunde noch so einige Brocken wie die beiden Borussias aus Mönchengladbach und Dortmund oder das Rhein-Derby gegen Bayer Leverkusen. In Köln ist man gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken und sich nicht von der Euphorie anstecken zu lassen, auch wenn diese durchaus positive Energie freisetzen kann. Noch gilt es, am selbstgesteckten Saisonziel festzuhalten, welches lautet: Den 9. Platz der Vorsaison zu verteidigen. Der Vorsprung auf diesen beträgt aktuell auch nur zwei Pünktchen und ist somit näher als der FC Bayern an der Tabellenspitze, der vier Punkte Vorsprung hat!
Fotos: By J. Hutsch – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1905262 & Von The Crusher aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21897592