Fünf schwere Verletzungen seit Dezember 2012! Holger Badstuber ist wohl einer der größten Pechvögel auf dem Fußball-Planeten. Nicht nur für den FC Bayern München verpasste der Innenverteidiger zahlreiche Spiele, sondern auch seine Karriere im DFB-Trikot konnte nicht in Schwung kommen. Bei der EM 2012 gehörte Badstuber noch zur Stammelf der Nationalmannschaft, doch die WM 2014 und EM 2016 verpasste der 27-Jährige. Nun ruhen die Hoffnungen des Blondschopfs auf der WM 2018 in Russland. Kann er sich bis dahin wieder in den WM-Kader zurückkämpfen? Zugegeben: An Länderspiele, Europa- oder Weltmeisterschaften wird Holger Badstuber aktuell weniger denken. Denn der Innenverteidiger ist nach auskuriertem Knöchelbruch, den er sich im Februar zugezogen hat, wieder ins Mannschaftstraining des FC Bayern eingestiegen und will die Saisonvorbereitung voll durchziehen und vor allem eins, möglichst lange von Verletzungen verschont bleiben. Klingt fast nach Wunschdenken, denn in den letzten Jahren wurde er immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen.
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Übersicht: Verletzungen von Holger Badstuber

Nachstehend ein Blick auf die Krankenakte von Badstuber, wobei mit jeder weiteren Verletzung auch die Sorge wächst, dass einer der besten Innenverteidiger in Deutschland das berühmt berüchtigte beste Fußballalter überwiegen in Reha-Zentren statt auf Fußballplätzen verbringt.

  • November 2010 – 14. Januar 2011: Schambeinentzündung, Ausfallzeit: 74 Tage, verpasste Pflichtspiele: elf
  • 29. Oktober 2012 – 19. November 2012: Muskelfaserriss, Ausfallzeit: 21 Tage, verpasste Pflichtspiele: vier
  • 2. Dezember 2012 – 21. August 2014: Kreuzbandrisse, Ausfallzeit: 628 Tage, verpasste Pflichtspiele: 124
  • 14. September 2014 – 13. Februar 2015: Sehnenriss im linken Oberschenkel, Ausfallzeit: 153 Tage, verpasste Pflichtspiele: 21
  • 26. März 2015 – 7. April 2015: Entzündung im Hüftbeuger, Ausfallzeit: zwölf Tage, verpasste Pflichtspiele: 1
  • 22. April 2015 – 6. November 2015: Muskelriss im linken Oberschenkel, Ausfallzeit: 198 Tage, verpasste Pflichtspiele 25
  • 13. Februar 2016 – min. 26. August 2016: Knöchelbruch, Ausfallzeit: 195 Tage, verpasste Pflichtspiele: 17

Holger Badstuber

Badstuber glaubt an sich

Angesichts dieser extremen Verletzungsanfälligkeit wäre es wenig verwunderlich, wenn Badstuber von Selbstzweifel zerfressen wird oder auch das Vertrauen in seinen Körper verliert. Doch der gebürtige Allgäuer ist ein echter Kämpfer und nimmt die vielen Verletzungen recht gelassen. „Ich kenne die Situation und man muss sich damit einfach abfinden, denn ich weiß auch wie es ist, wieder zurückzukommen. Ich habe immer das Vertrauen in meinen Körper gespürt und konnte wieder an mein Niveau herankommen. Diese ganzen Verletzungen haben mich auch als Mensch wachsen lassen.“

Auch in der aktuellen Saisonvorbereitung unter dem neuen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti geht es für Badstuber jetzt erstmal darum, sich wieder reinzubeißen. Dabei will der 31-fache Nationalspieler nichts überstürzen. „Es geht in den ersten Wochen darum, den Anschluss zu finden“, erklärte Badstuber kürzlich im Rahmen eines Pressetalks der Bayern. „Ein wichtiger Punkt ist, dass man sich Zeit lässt und Geduld bewahrt. Der Körper zeigt einem die Signale, die muss man wahrnehmen.“

Badstuber braucht keine lange Anlaufzeit

Logischerweise wird es auch noch eine Weile dauern, bis er wieder sein Top-Niveau erreicht hat. „Nach so einer langen Zeit musst du dich Schritt für Schritt wieder rankämpfen. Es wäre ein Wunder, wenn ich direkt von Null auf 100 gehen würde“, betonte der Innenverteidiger. Aber Badstuber hat schon zu genüge bewiesen, dass er nach längeren Verletzungspausen erstaunlich schnell wieder ein hohes Niveau erreicht und somit ein Alternative für die Abwehr ist. Ein Indiz für seine Qualität. Es ist eigentlich kaum vorstellbar, wie ein Spieler mit so wenig Spielpraxis immer wieder so schnell Anschluss in einem Kader wie den des FC Bayern finden kann.

Mit jedem Spiel wird Badstuber besser und allen voran seine enormen Stärken in der Spieleröffnung aber auch seine präzisen Diagonalbälle auf die Flügel oder zentimetergenauen Flachpässe in die Schnittstellen des Gegners machen Badstuber so wertvoll. Fähigkeiten, die man eigentlich nur von Jerome Boateng kennt. Ansonsten bringt Badstuber, abgesehen von der mangelnden Grundschnelligkeit, alles mit, um ein Weltklasse-Verteidiger zu sein. Ein überragendes Stellungsspiel, Kopfballstärke oder ein geschicktes Zweikampfverhalten.

Badstuber

Badstuber muss sich hinter Boateng & Hummels anstellen

Wenn Holger Badstuber über einen längeren Zeitraum endlich mal von Verletzungen verschont bleiben würde, würde es auch Bundestrainer Joachim Löw in die Karten spielen. In der Nationalmannschaft werden wohl auf Jahre erstmal Boateng und Mats Hummels in der Innenverteidigung gesetzt sein, die nun künftig beim FC Bayern zusammenspielen und sich entsprechend immer besser auf dem Platz verstehen werden.

Dass Badstuber die beiden aber nicht nur im DFB-Team, sondern auch in München als Konkurrenten hat, spielt für ihn sicher eine untergeordnete Rolle. Zumal es außer Frage steht, dass ein fitter und über längeren Zeitraum verletzungsfreier Badstuber sowohl beim FC Bayern als auch im Dress der deutschen Nationalmannschaft definitiv auf seine Einsätze kommt.

Badstuber einziger Linksfuß in DFB-Abwehrzentrum

Denn abgesehen von seinen überragenden fußballerischen Fähigkeiten, macht Badstuber auch die Tatsache so wertvoll, dass er als einziger Innenverteidiger im DFB-Team Linksfüßer ist. Bei allen anderen ist der rechte der starke Fuß. Somit ist er für die linken Innenverteidigerposition in der Viererkette oder gegebenenfalls auch Dreierkette prädestiniert. Und von seinem Potential und Können steht Badstuber im Ranking der besten deutschen Innenverteidiger wohl direkt hinter Boateng und Hummels und ist definitiv höher einzustufen als andere Nationalspieler wie Benedikt Höwedes, Shkodran Mustafi, Antonio Rüdiger oder auch der junge Jonathan Tah auf dieser Position.

Somit hätte sich auch die Frage erübrigt, ob Deutschland bzw. Bundestrainer Joachim Löw einen Badstuber überhaupt brauchen. Natürlich geht es auch ohne Badstuber, wie nicht zuletzt die WM 2014 gezeigt hat, aber wenn er verfügbar ist, wird Löw wohl kaum freiwillig auf ihn verzichten wollen. Zumal er notfalls auch als Linksverteidiger aushelfen kann, wie er es schon bei der WM 2010 tat, jedoch nur mit überschaubaren Erfolg. Schließlich zählen Flankenläufe, Schnelligkeit oder der Offensivdrang nicht zu seinen Stärken. Im Abwehrzentrum ist er weitaus besser aufgehoben.

Badstuber ist und bleibt eben ein extrem spielstarker Verteidiger, der sich – wenn gesund – definitiv auch wieder in den Kader der deutschen Nationalmannschaft spielen und herankämpfen wird. Es bleibt zu hoffen, dass der Bayern-Verteidiger mal endlich eine Saison von größeren Verletzungen verschont bleibt und bei der WM 2018 bei der Titelverteidigung wird helfen können…

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