Der Kampf der deutschen Ski-Langläuferinnen um die Spitzenplätze
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Am letzten Wochenende wurden wieder Wettbewerbe im Langlauf im norwegischen Lillehammer ausgetragen, die Deutsche Nicole Fessel aus Oberstdorf landete auf dem vierten Platz, während die Norwegerin Therese Johaug den Weltcup holte. Auch bei der Frauen-Staffel am Sonntag siegte Norwegen, während das deutsche Quartett auf Platz sechs landete. Ein Norweger soll die deutschen Damen nun wieder ganz nach vorn bringen; Torstein Drivenes stammt aus Lillehammer und war sechs Jahre Cheftrainer beim Lillehammer Skiclub, dann zog er in die Schweiz. Er ist gerade einmal 30 Jahre jung und ist seit dem letzten Sommer Bundestrainer der deutschen Langläuferinnen. Er soll wieder frischen Wind in den deutschen Langlauf als Sorgenkind im Wintersport bringen. Die Norweger sind eine echte Langlauf-Nation, wer kann den deutschen Langlauf da besser zu seiner Form zurückbringen als ein Norweger? Die Ergebnisse beweisen, dass Norwegen eine Langlauf-Nation ist:
- Martin Johnsrud Sundby im Skiathlon
- norwegische Staffel; Norwegen I, Norwegen III und Norwegen II auf den ersten drei Plätzen
- Therese Johaug als Weltcup-Siegerin im Langlauf
Die Sieger kommen aus Norwegen, das ist auch kein Wunder, denn in Norwegen sind die Winter lang, das Land ist vom Schnee verwöhnt, da ist Skilauf, darunter Langlauf, in Norwegen Volkssport. Noch bei Flutlicht sind die Skiläufer an Winterabenden auf den Pisten und Loipen aktiv. Torstein Drivenes hat Hoffnung für den deutschen Langlauf, er bezeichnet Deutschland als wichtige Langlaufnation, die Tätigkeit als Trainer des deutschen Teams stellt für ihn eine echte Herausforderung dar. Der Norweger bekommt jedoch Unterstützung, denn der Deutsche Skiverband hat sich zu einem Schnitt entschieden. Nachdem Cheftrainer Frank Ullrich in die öffentliche Kritik seines Sportdirektors geraten ist, trat er zurück, denn er konnte mit der Kritik, die allerdings durchaus berechtigt war, nicht umgehen. Gründe für die Kritik waren
- keine Medaillen bei der WM in Falun
- Rückschritte im Team der Männer, da keiner unter den Top 50 im Gesamt-Weltcup landete
Neubeginn für den deutschen Skilanglauf
Für das deutsche Team ist das Training mit Torstein Drivenes ein Neubeginn, das dem Modell Biathlon nachempfunden wurde. Das Team hat keinen Cheftrainer mehr, viel wichtiger ist die intensive Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen. Für das Team gilt eine einheitliche Konzeption, ein Trainer ist für die Frauen, der andere für die Männer zuständig, die beiden Trainer tauschen sich ständig aus. Trainer der Männer ist Janko Neuber, ein Sachse, 44 Jahre alt. Er kann bereits einige Erfolge für sich verbuchen:
- er trainierte den Spitzenläufer René Sommerfeldt
- war von 2010 bis 2012 Trainer der DSV-Frauen
- arbeitet am Stützpunkt Oberwiesenthal
Torstein Drivenes lobt die Erfahrung von Janko Neuber und sagt, dass er sich im deutschen Langlauf auskennt und er selbst viel von ihm profitieren kann. Auch Torstein Drivenes will Janko Neuber unterstützen, das weiß der deutsche Trainer sehr zu schätzen, er freut sich auf den Input aus Norwegen, der ihm hilft, seinen Horizont zu erweitern. Nun bleibt zu hoffen, dass beide Trainer den deutschen Langlauf wieder zu dem machen, was er einmal war. Janko Neuber ist der Meinung, dass die deutschen Langläufer den Trend der Weltspitze zuletzt verpasst haben, denn der Trend geht zu höheren Trainingsbelastungen. Um die deutschen Langläufer wieder ganz nach vorn zu bringen, ist es wichtig, die Belastungen Jahr für Jahr schrittweise zu steigern, um schließlich die Belastungen der Weltspitze auf sich zu nehmen. Das ist noch ein langer Weg. Die Deutschen haben durchaus Chancen, wieder an die Spitze zu gelangen, doch müssen sie intensiv trainieren. Um das zu bewältigen, ist eine einheitliche Trainingsphilosophie erforderlich, die von den Heim- und Stützpunkttrainern unterstützt wird. Potenzial ist vorhanden, das bewiesen Jonas Dobler auf Rang 15 und Florian Notz auf Rang 16 im Skiathlon. Die Staffel enttäuschte, denn sie landete nur auf Position zehn.
Die Norweger als Vorbild
Die Norweger sollen das Vorbild für die Deutschen sein, doch ist nicht zu vergessen, dass sie den Deutschen gegenüber stark im Vorteil sind. Sie verfügen über ein riesiges Reservoir an Weltklasse-Läufern; Janko Neuber hat erkannt, dass die Norweger selbstständiger als die Deutschen sind. Torstein Drivenes sagt, dass ein norwegischer Skilangläufer derart intensiv trainiert, dass er fast schon sein eigener Trainer ist. Der Trainer sorgt dafür, dass sich der Athlet nicht verrennt. Anders sieht das in Deutschland aus, denn der Trainer hat das Sagen. Auf lange Sicht glaubt Trainer Torstein Drivenes an die Selbstständigkeit der deutschen Athleten als Schlüssel zum Erfolg.
Auf Inhalte kommt es an
Damit der deutsche Langlauf wieder an die Spitze kommt, ist intensives Training wichtig. Nach Meinung von Torstein Drivenes geht es weniger um den Trainingsumfang, sondern mehr um den Inhalt. Als Beispiele nannte er die norwegischen Langlaufgrößen
- Sundby
- Northug
die den Fokus nicht auf die Zahl der Trainingsstunden legen, sondern auf den Inhalt der Trainingsstunden achten. Beim Training kommt es immer auf 100 Prozent Konzentration und Qualität an; das ist für das deutsche Langlauf-Team eine Herausforderung. Optimistisch ist nicht nur Torstein Drivenes, sondern auch Janko Neuber. Beide Trainer sind der Meinung, dass Deutschland über Talente verfügt, doch dass es auf Fleiß und akribische Arbeit im Ausdauersport, der Langlauf nun einmal ist, ankommt.
Es fehlt an der Form
Das deutsche Team hat bereits in der letzten Saison bewiesen, dass zwar Potenzial vorhanden ist, aber die Form fehlt. In der Nordischen Ski-WM kam das deutsche Trio mit
- Jonas Dobler
- Sebastian Eisenlauer
- Florian Notz
bei einer Strecke über 15 Kilometer nicht unter die ersten 30. Jonas Dobler landete mit einem Rückstand von 2:26,2 Minuten auf dem 31. Rang, mit +2:37,7 kam Florian Notz auf den 35.Platz, Sebastian Eisenlauer gelangte mit +3:56,4 nur auf dem 50. Rang. Sieger wurde der Schwede Johan Olsson; der Franzose Maurice Manificat landete auf dem zweiten Platz, während der Norweger Anders Gloersen auf dem dritten Platz landete. Auch die deutschen Damen schnitten in der Nordischen Ski-WM nicht gut ab. Der frühere Bundestrainer Frank Ulrich sprach davon, dass das deutsche Team mit der Strecke überfordert war. Eigentlich wollten es die deutschen Langläufer wenigstens auf den 15. Platz schaffen. Der 23-jährige Jonas Dobler berichtete über die Schwierigkeiten bei der WM und davon, welche Belastung die Strecke darstellte. Um es wieder ganz nach vorn zu schaffen, kommt es darauf an, das Training zu intensivieren und die Belastung deutlich zu steigern.
Zwischenjahr als Zeit für die Vorbereitung
Die deutschen Langläufer stehen vor einem Zwischenjahr, also einem Jahr ohne Olympische Spiele und ohne Weltmeisterschaft. Das ist allerdings keine Zeit zum Ausruhen, sondern eine Zeit, die zum intensiven Training genutzt werden sollte. Das deutsche Team ist noch weit von der Weltspitze entfernt, doch um möglichst weit nach vorn zu kommen, muss die Belastung gesteigert werden. Trainer Drivenes setzt auf das Blocktraining, bei dem es um die Trennung von Ausdauereinheiten mit langen Distanzen und gemäßigtem Tempo von intensivem Training mit hohem Tempo und kurzen Distanzen geht. Die Stützpunkttrainer müssen von der Trainingsphilosophie überzeugt werden, denn es kommt auf eine einheitliche Linie im Training an. Die deutschen Athleten müssen sich erst an das Blocktraining gewöhnen, vor allem an das intensive Training. Das Training soll sich spätestens bei den Olympischen Winterspielen in der Saison 2017/18 auszahlen.
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