Was ist passiert?
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Nicht in allen Regionen Deutschlands wird Karneval gefeiert, doch dort wo es gemacht wird, ist der Rosenmontag quasi ein gesellschaftlich anerkannter Feiertag. Die Menschen gehen unterwegs, treffen sich abends in Diskotheken, Bars und Kneipen, trinken Alkohol und feiern ausgelassen. Dabei geht es auch manchmal durchaus rabiat zu. Was genau zu dem Krankenhausaufenthalt von Kevin Großkreutz geführt hat, werden wir wohl erst einmal nicht erfahren, sicher ist nur, dass es eine Schlägerei gegeben hat. „Kevin Großkreutz wurde nach unserem derzeitigen Kenntnisstand in der Nacht von Montag auf Dienstag in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt und verletzt in ein Stuttgarter Krankenhaus eingeliefert“, hieß es im kurzen Statement des Zweitliga-Spitzenreiters auf seiner Website. „Es geht Kevin Großkreutz den Umständen entsprechend gut. Aller Voraussicht nach kann er das Krankenhaus am Mittwoch wieder verlassen. Kevin Großkreutz wird nach dem Vorfall Anzeige erstatten.“ Offenbar war der ehemalige Nationalspieler, der auch zum Kader der Weltmeisterschaftsmannschaft 2014 gehörte, mit einigen U17-Spielern des VfB Stuttgart unterwegs gewesen und nahm an einer Oberstufenparty teil. Die Polizei gab lediglich bekannt, dass sich zwei rivalisierende Gruppen in die Quere gekommen waren.
Rückendeckung aus der Mannschaft und vom Trainer
Am nächsten Tag war immer noch nicht ganz klar, was genau passiert gewesen ist. Medien spekulierten viel, eine Mitschuld an der Auseinandersetzung schien Großkreutz zumindest nicht gehabt zu haben. „Wir haben bisher keine Hinweise auf eine Vorgeschichte oder eine Provokation“, so ein Polizeisprecher. Allerdings war von Beginn an klar, dass der Vorfall für den 28-järhigen arbeitsrechtliche Konsequenzen haben würde. Seine Mitspieler indes wollten die Situation nicht bewerten. Sein Teamkollege Daniel Ginczek: „In den letzten Jahren wurde immer erzählt, dass der VfB Stuttgart kein Team ist. Aber wir haben gerade in den letzten fünf Spielen bewiesen, dass wir eine Einheit sind und da gehört Kevin nach wie vor dazu. Ich glaube, dass der Kevin gestraft genug ist. Es ist auch nicht unsere Aufgabe als Spieler, so etwas zu bewerten, das muss der Verein machen. Es wird jetzt alles getan, um auszuwerten, was vorgefallen ist.“ Sein Trainer Hannes Wolf nahm seinen Schützling so gut es eben ging in Schutz: „Der, der noch nie um zwei Uhr nachts unterwegs war, kann natürlich mit Steinen werfen. Er hat niemanden umgebracht. Er hat kein Verbrechen begangen, gar nichts. Insofern sollte man da sehr vorsichtig sein, wenn man ihn dafür jetzt verurteilt.“ Doch all diese Bekundungen halfen nichts. Den Vereinsbossen war offensichtlich nicht danach, die Eskapaden von Großkreutz zu dulden und gaben heute die Entlassung des Rechtsverteidigers bekannt.
Pressekonferenz: Das sagt der Manager
Es hat wohl ein längeres Gespräch über die Zukunft des Spielers gegeben, wie Manager Jan Schindelmeiser während einer Pressekonferenz erläuterte: „Wir haben die Situation ausführlich besprochen. Kevin weiß, dass er großen Mist gebaut hat und das vor dem Hintergrund, dass er eine Vorbildfunktion hat ganz allgemein und gegenüber dem Klub und ganz besonders gegenüber unseren Jugendspielern. Dieser Rolle ist er in diesem Fall leider nicht gerecht geworden. Wir sind am Ende zu dem Entschluss gekommen, dass wir den Vertrag einvernehmlich auflösen. Die Gespräche waren schon emotional, aber fair und von Offenheit geprägt. Kevin hat sich für die Vorfälle bei uns aufrichtig entschuldigt.“
Pressekonferenz: Großkreutz unter Tränen
Was zunächst niemand ahnte war die Tatsache, dass auch Kevin Großkreutz auf dieser Pressekonferenz ein Statement abgeben würde. „Ich möchte nicht einfach so abhauen“, so der Weltmeister. „Erst mal möchte ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden entschuldigen, dass sie sich so riesige Sorgen gemacht haben“, begann Großkreutz, auf dem Kopf eine Mütze, am rechten Auge ein Veilchen. „Ich bin froh, dass ich überhaupt noch hier bin.“ Als er sich bei den Fans, den Mitarbeitern und Mitspielern entschuldigte, konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten, schon vorher sprach er mit brüchiger Stimme. „Ich glaube, ich habe immer alles gegeben, mich mit dem Verein identifiziert. Ich habe mich auch nach dem Abstieg sofort bekannt“, sprach er bewegt, „und trotzdem ist es jetzt so gekommen, und dafür kann ich mich nur entschuldigen – auch bei der Mannschaft, dass jetzt so viel Unruhe reinkam. Deswegen ist es jetzt auch besser, dass erst mal Ruhe einkehrt.“ Für den VfB wünsche er sich den Aufstieg und dann eine Einladung zum Mitfeiern. Aus dem Profifußball werde er sich erst einmal zurückziehen. Wichtig war ihm vor allem eines: „Ich hoffe, die Presse lässt meine Familie und mich jetzt einfach mal in Ruhe. Bitte tut mir den Gefallen.“
Die Bewertung: Der Fehler hätte auch anders reguliert werden können
Natürlich ist es für einen Profisportler keine akzeptable Verhaltensweise, nachts noch feiern zu gehen, schon gar nicht in der Woche. Und eine Prügelei hätte bereits im Ansatz vermieden werden können, wäre der Weltmeister von Anfang an zuhause geblieben. Doch es ist geschehen und das ist nicht mehr zu ändern. Wahr ist aber auch, dass Kevin Großkreutz ein Teil dieser in der 2. Bundesliga sehr erfolgreichen Mannschaft ist, dass er dem Verein nicht den Rücken zugedreht hat, als es um den Abstieg ging. Unserer Meinung nach haben die Vereinsbosse in diesem Fall überreagiert. Eine Suspendierung hätte sicherlich ebenfalls gereicht, um dem Spieler die Konsequenzen seines Handelns vor Augen zu führen.
Seine Erfolge
Großkreutz hat in seiner bisherigen Karriere schon viel erreicht, vor allem als Spiele bei Borussia Dortmund. Hier die Liste seiner bisherigen Erfolge:
- 2014: Weltmeister
- 2011, 2012: Deutscher Meister
- 2012: Deutscher Pokalsieger
- 2014, 2015: Deutscher Superpokalsieger
Foto:wikimediaMarco Verch/wikimediaAxel Schwenke