Wie schmutzig ist der weiße Sport?
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Tennis, der weiße Sport, durchlebt gegenwärtig den größten Skandal in seiner Geschichte, denn die Rede ist davon, dass mehrere Top-Spieler, die sich unter den ersten 50 der Weltrangliste befinden, Spiele manipuliert haben sollen. Am vergangenen Sonntag berichteten BBC und die amerikanische Nachrichtenseite BuzzFeed darüber, dass viele Tennisprofis der Top 50 der Weltrangliste bereits seit zehn Jahren in Spielabsprachen verstrickt gewesen sein sollen. Grundlage dieser Informationen sind geheime Dokumente, die von Whistleblowern weitergereicht wurden. Wettsyndikate aus
- Italien
- Russland
- vielleicht noch aus weiteren Ländern?
sollen teilweise mehrere Hunderttausend Pfund auf verschiedene Spiele gewettet haben; auch Partien beim Grand-Slam-Turnier Wimbledon sollen betroffen sein. Pro Manipulation sollen den Spielern mehr als 50.000 US-Dollar geboten worden sein. Noch ist nicht klar, ob diese Vorwürfe wirklich der Wahrheit entsprechen. Ist das tatsächlich der Fall, steht der Tennissport vor der größten Krise seiner Geschichte.
Welche Spieler sind verwickelt?
Die Frage steht nun im Raum, welche Spieler in den Betrugsskandal verwickelt waren. Die Rede ist davon, dass insgesamt 16 Spieler am Skandal beteiligt waren, darunter auch einige Sieger von Grand-Slam-Turnieren. Viele Fans und Wettfreunde neigen dazu, zu spekulieren und einige Namen in Erwägung zu ziehen. Bei der BBC ist von einem Kern aus zehn besonders verdächtigen Akteuren die Rede, von denen acht bei den Australian Open, die gerade erst begonnen haben, an den Start gehen sollen. Handelt es sich hier vielleicht sogar um die Titelverteidiger
- Novak Djokovic – Herreneinzel
- Serena Williams – Dameneinzel
- Simone Bolelli – Herrendoppel
- Fabio Fognini – Herrendoppel
- Bethanie Mattek-Sands – Damendoppel
- Lucie Safarova – Damendoppel
- Martina Hingis – Mixed
- Leander Paes – Mixed
Niemand möchte diesen Top-Spielern etwas unterstellen, denn Namen werden nicht genannt, es ist nicht sicher, wer in diese Fälle verstrickt ist. Doch die Tatsache, dass es sich um Top-Spieler handelt, die auch bei den Australian Open dabei sind, lässt diese Vermutung aufkommen, dass zumindest einige der Titelverteidiger an den Skandalen beteiligt waren. Bereits in der Vergangenheit wurden einige hochkarätige Spieler beschuldigt, am Wettskandal beteiligt zu sein. Mit dem Russen Nikolai Dawydenko wurde ein Fall bekannt; der Russe soll im Jahr 2007 absichtlich gegen den Argentinier Martin Vassallo aufgegeben haben. Laut Auskunft der BBC sollen auf diese Partie Millionen Dollar gewettet worden sein. Es kam allerdings nie zu einer Verurteilung; auch der Franzose Michael Llodra. der gegen den Spanier Tommy Robredo antrat, wurde niemals verurteilt. Die Quoten bei den Wettanbietern für dieses Match sind innerhalb kurzer Zeit eingebrochen, die Rede war von einem Schneeballsystem.
Die Rolle des Wettbetrugs beim Tennis
Geht es um Wettmanipulationen, dann denken die meisten Wettfreunde an Fußball, denn es ist leicht, dass ein Schiedsrichter, der mit Geldzuwendungen geködert wird, die falschen Entscheidungen trifft und ein Spiel manipuliert. Schnell können Tore einfach nicht gezählt werden; die Zahl der Möglichkeiten ist groß. Beim Tennis kann die Bestechung direkt an die Spieler erfolgen, denn es reicht aus, einen einzigen Spieler zu bestechen. Erhält dieser Spieler viel Geld als Bestechung, dann kann er aufgeben, obwohl er eigentlich gewinnen müsste. Schon seit Jahren sind Gerüchte um Wettbetrug beim Tennis an der Tagesordnung, doch kam es bislang nur sehr selten zu Verurteilungen. Seit 2008 wurden 18 Bestrafungen verhängt, darunter waren sechs lebenslange Sperren für unbekannte Profis. Novak Djokovic, Hoffnungsträger bei den diesjährigen Australian Open, berichtete davon, dass ihm im Jahre 2007 ca. 200.000 Dollar geboten wurden, um in St. Petersburg beim ATP-Turnier ein Match zu verlieren. Novak Djokovic ging allerdings nicht auf diesen Betrug ein.
Die Reaktion der Tennisverbände
Bereits im Jahre 2008 wurde die Tennis Integrity Uni (TIU) von
- den vier Grand-Slam-Turnierveranstaltern
- Internationalem Tennisverband ITV
- ATP
- WTA
ins Leben gerufen, um Manipulationen im Tennis vorzubeugen. Die TIU ist vergleichbar mit der Ethikkommission im Weltfußballverein FIFA. In konkreten Verdachtsfällen kann diese Organisation die Prüfung von
- Tablets
- Smartphones
- Notebooks
- Computern
der Profis verlangen. Spieler, die sich weigern, müssen aufgrund der Nicht-Kooperation mit Strafen von bis zu zwei Jahren rechnen. In den Berichten der BBC und der Nachrichtenseite BuzzFeed steht die TIU nicht gut da; es ist die Rede davon, dass die Kommission von den Vorwürfen gewusst hat und die Namen der betroffenen Spieler kennt. Es ist nichts passiert. Chris Kermode, der Chef der ATP, wies am Montagmorgen die Beschuldigungen zurück. Er spricht davon, dass keine Informationen zurückgehalten wurden und dass alle Vorwürfe gründlich genug geprüft wurden.
Viele offene Fragen
Mit dem Betrugsskandal drängen sich viele Fragen auf; an erster Stelle stehen die Fragen nach den Verantwortlichen und nach Spielern, die in die Betrugsskandale verstrickt waren. Auch die ATP spielt eine wichtige Rolle, dabei geht es vor allem um folgende Fragen:
- Warum ging die ATP den Gerüchten um Wettmanipulationen im Tennis nicht intensiv genug nach?
- Fürchtete der Verband das Image des Tennissports und ging er deshalb den Gerüchten nicht genügend nach?
- Ist der Verband noch glaubwürdig genug?
Die Glaubwürdigkeit des Verbandes könnte massiven Schaden nehmen, wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten. Einer der Spieler, die gesperrt wurden, ist der Österreicher Daniel Köllerer. Er hatte es auf den 55. Platz der Weltrangliste gebracht und wurde mit einer lebenslangen Sperre belegt. Er spricht davon, dass die ATP niemals so hochrangige Spieler wie
- Djokovic
- Federer
- Murray
- Nadal
sperren würde, denn das wäre ein Selbstmord für die ATP. Köllerer, der in einem Indizienprozess verurteilt wurde, ist der Meinung, dass die ATP hochrangige Spieler schützt und unbedeutende Spieler opfert. Es ist allerdings auch nicht davon auszugehen, dass die genannten vier Spieler in Skandale verstrickt sind und sich auf Manipulationen einlassen.
Tenniswetten können weiterhin platziert werden
Wettfreunde, die sich jetzt fragen, ob sie überhaupt noch auf Tennis wetten sollen, können selbstverständlich weiterhin Tenniswetten platzieren. Gerade jetzt, da der Skandal ans Tageslicht gedrungen ist, werden sich Topspieler schwer vor Bestechungen hüten. Sie können es sich jetzt nicht leisten, das Image des Tennissports weiterhin in den Schmutz zu ziehen, denn sie müssen damit rechnen, intensiv kontrolliert zu werden. Können Spieler der Manipulation überführt werden, dann müssen sie mit drastischen Strafen rechnen – das möchte keiner. Es lohnt sich daher, weiterhin Tenniswetten zu platzieren, vor allem auf hochrangige Spieler.
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