Marco Reus seit Mitte Mai außer Gefecht
Im verlorenen DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern hat sich Marco Reus seine schwere Verletzung zugezogen. Diagnostiziert wurde eine Schambeinentzündung in Kombination mit einer Adduktorenverletzung. Gerade das Schambein gehört bei Profifußballern zu den sensibelsten Körperregionen. Auch Spieler wie Arjen Robben oder Reus’ künftiger Teamkollege Mario Götze wissen ein Lied darüber zu singen und fielen deswegen mehrere Monate aus. Auch Reus ist seit jenem 22. Mai außer Gefecht gesetzt. Laut dem Bundestrainer Löw, der den Tempodribbler dennoch in den vorläufigen EM-Kader beorderte, ließ die Verletzung Reus bis dahin „nur geradeaus laufen“. Die Hoffnung an einer EM-Teilnahme war schnell dahin, obwohl Reus angesichts der Formschwäche anderer Offensivakteure wie Götze, Thomas Müller und Andre Schürrle für Deutschland Gold wert gewesen wäre.
Watzke: Reus Mitte August wieder im Mannschaftstraining
Doch nun ist der Blick einzig und allein auf den BVB gerichtet, die natürlich ein Comeback ihres Leistungsträgers herbeisehnen. Und ein Ende der Leidenszeit von Reus sind in Sicht, wie BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor wenigen Tagen gegenüber der „Bild“ erklärte: „Marcos Genesung macht gute Fortschritte. Er ist voll im Plan, den wir schon vor Wochen für ihn aufgestellt haben. Wir gehen aktuell davon aus, dass er noch einen Monat benötigt, um individuell ans Team ran zu rücken. Voraussichtlich zwischen dem 10. und 14. August wird er wieder bei der Mannschaft sein.“
Nach einer erneuten gründlichen Untersuchung von den BVB-Ärzten spricht vieles dafür, dass Reus bei weitem nicht so lange außer Gefecht gesetzt sein wird wie ursprünglich befürchtet. Ein Comeback im Jahr 2016 scheint gesichert! Aktuell schuftet der Vizekapitän der Dortmunder Borussia täglich mehrere Stunden im Kraftraum, wo er sein Reha-Programm absolviert.
Fest steht nach aktuellen Stand, dass Reus mit Sicherheit die erste Runde im DFB-Pokal vom 19. bis 22. August sowie den Auftakt in die neue Bundesliga-Saison in der folgenden Woche verpassen wird, da diese einfach zu früh kommen.
Vorsicht vor verfrühten Jubelstürme
Doch Jubelstürme wegen der sich anbahnenden Rückkehr sind zum jetzigen Zeitpunkt definitiv verfrüht. Denn eine volle Ausheilung der Entzündung im Adduktorenbereich lässt sich erst feststellen, wenn die Körperregion im Training oder Spielen wieder richtig belastet wird. Somit ist der Comeback-Plan ein Plan voller Unwägbarkeiten. Es kann jederzeit passieren, dass erneut Schmerzen auftreten, die eine erneut wochenlange Reha bedeuten würden, in der der Nationalspieler wieder langsam bis zur nächsten Belastungsprobe herangeführt werden muss.
Zudem ist die Verletzungsanfälligkeit von Reus bekannt, wobei ihm gerade in den letzten Monaten die Adduktoren immer wieder Probleme bereitet haben, wie der Blick in die Krankenakte 2016 und 2015 beweist.
Verletzungen von Marco Reus seit 2015
- 2016
- seit 23. Mai 2016: Adduktorenprobleme
- 14. April bis 18. April: Schonung (4 Tage)
- 29. Februar bis 3. März: Schonung (3 Tage)
- 25. Januar bis 1. Februar: Infekt (7 Tage)
- 2015
- 14. Dezember bis 21. Dezember: Adduktorenbeschwerden (7 Tage)
- 23. November bis 26. November: Adduktorenbeschwerden (3 Tage)
- 5. November bis 16. November: Muskelfaserriss im Adduktorenbereich (11 Tage)
- 26. Oktober bis 29. Oktober: muskuläre Probleme (3 Tage)
- 31. August bis 17. September: Zehenverletzung (17 Tage)
- 30. April bis 14. Mai: muskuläre Probleme (14 Tage)
- 6. April bis 22. April: Adduktorenbeschwerden (16 Tage)
Quelle: transfermarkt.de
Nuri Sahin als mahnendes Beispiel
Auch bei Borussia Dortmund wird man hinsichtlich des Reus-Comebacks vorsichtig optimistisch sein, kennen doch die Schwarz-Gelben den entnervenden Kreislauf aus Rehabilitation, Aufbautraining und fehlgeschlagener Belastungsprobe in Person von Nuri Sahin im vergangenen Jahr. Denn aufgrund ähnlicher Beschwerden fiel der Mittelfeldstratege ab Februar 2015 über ein Jahr aus.
Reus mit wichtiger Rolle im BVB-Umbruch
Eine so lange Ausfallzeit von Marco Reus gilt es unbedingt zu vermeiden. Zumal dieser in der kommenden Saison eine noch wichtigere Rolle im BVB-Ensemble einnehmen soll als zuvor. Reus gilt nach dem Weggang von Mats Hummels zusammen mit Marcel Schmelzer als heißester Kandidat auf das Kapitänsamt. Zudem befindet sich Borussia Dortmund in einem sehr großen Umbruch. Tragende Säulen wie Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan haben die Westfalen verlassen, dafür wurde Götze wieder zurück an den Borsigplatz geholt und auch die Verpflichtung von Andre Schürrle ist so gut wie sicher. Darüber hinaus verpflichtete der BVB überwiegen sehr talentierte und sehr junge Spieler, wobei Reus eine wichtige Integrationsfigur sein könnte.
Ganz zu schweigen von seiner Bedeutung als zentraler Baustein in der Offensive. Auch wenn Reus seit seinem Wechsel von Gladbach nach Dortmund 2012 noch keinen Titel mit dem Klub gewinnen konnte, reicht ein kurzer Blick in seine Statistik, um seine Wichtigkeit herauszustellen. In 108 Ligaspielen verbuchte Reus 49 Tore und 32 Assists.
Doch auch wenn die Rückkehr des Flügelflitzers deutlich schneller geht, ist dem BVB die große Verletzungsanfälligkeit von Reus natürlich nicht entgangen. Trainer Thomas Tuchel wird und kann sich nicht auf den anfälligen Körper des Führungsspielers verlassen. Nicht umsonst haben die Borussen daher auch einige neue Flügelspieler wie Ousmane Dembele oder Emre Mohr für die neue Saison verpflichtet. Auch der sich im Anflug befindliche Schürrle – zu Mainzer Zeiten einer der Lieblingsschüler von Tuchel – ist auf der Außenbahn zu Hause.
Freude auf Reus-Comeback und Kumpel-Trio
Das Comeback von Marco Reus bahnt sich an. Der BVB wird aber gerade bei Reus nichts überstürzen, sodass davon auszugehen ist, dass er wohl frühestens Mitte September wieder auf dem Platz stehen wird. Dann wäre er rund vier Monate ausgefallen! Dennoch dürfen wir jetzt schon gespannt und voller Vorfreude sein, wie das Kumpel-Trio Reus, Götze und Schürrle den gegnerischen Abwehrreihen einheizen werden.
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