Mario Götze: Bemüht, aber…
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Es gleicht schon fast einer verbalen Ohrfeige, wenn man Mario Götze attestiert, dass er stets bemüht war. Doch sein Einsatzwille war da, er war fleißig und spulte ordentlich Kilometer ab, aber er konnte so gut wie keine gefährliche Aktion initiieren. Die Folge: Er degenerierte vom Stammspieler zum Bankdrücker, einer Rolle, die zuletzt beim FC Bayern gewohnt war.
Die Chance, sich auf der EM-Bühne zu präsentieren, der Welt vielleicht wirklich zu zeigen, dass man zumindest in den Sphären eines Lionel Messi liegt, verpuffte. Sein Standing beim FC Bayern konnte er damit nicht verbessern. Der Techniker wollte unter Neu-Trainer Carlo Ancelotti durchstarten und voll angreifen. Doch auch der Guardiola-Nachfolger scheint kein Stammplatz für Götze vorgesehen zu haben. Ancelotti vermied bei seiner Vorstellung ein klares Bekenntnis zu Götze, während Klubchef Karl-Heinz Rummenigge schon vor der EM Götze eindeutig zu verstehen gab, dass er – vorsichtig ausgedrückt – in den Plänen der Bayern keine zentrale Rolle mehr spielt.
Götze-Einsicht: Bayern-Abschied sinnvoll
Aber mittlerweile bahnt sich eine Kehrtwende an. Götze soll selbst das Interesse signalisiert haben, die Bayern doch verlassen zu wollen. Doch warum will der Ex-Dortmunder plötzlich nach seinem Bayern-Bekenntnis vor der EM weg? Es ist davon auszugehen, dass Götze aus taktischen Gründen erklärte, in München bleiben zu wollen. So konnte er sich auf das Turnieren konzentrieren und ging permanenten Fragen nach seiner sportlichen Zukunft aus dem Weg.
Und wenn die Karriere von Götze noch einmal richtig Schwung aufnehmen soll, dann wird das wohl nicht in München passieren. Dabei liest sich die Statistik nach drei Jahren gar nicht so schlecht.
- Ligaspiele für Bayern München: 73
- Tore für Bayern München: 22
- Voralgen für Bayern München: 16
Damit hat Götze übrigens eine bessere Torquote als beim BVB, für die er vor seinem Wechsel an die Isar in 83 Ligaspielen 22 Tore erzielte (32 Vorlagen). Trotz dieser ordentlichen Zahlen passt Götze einfach nicht zum FC Bayern.
Götze und FC Bayern? Ein Missverständnis
Denn die Spielweise von Götze, der ein technisch beschlagener Spieler ist, passt nicht zum bevorzugten System der Bayern. Er ist kein ausgemachter Sprinter, der über die Flügel Druck macht. Hier ist der FCB mit Franck Ribery, Kingsley Comann, Arjen Robben oder Douglas Costa besser aufgestellt. Und auch auf allen anderen möglichen Positionen im Offensivbereich haben die Bayern mindestens einen Spieler, der besser ist. Ob nun Passmaschine Thiago Alcantara, Raumdeuter Thomas Müller, Vollstrecker Robert Lewandowski oder auch das aggressive Laufwunder Arturo Vidal.
Natürlich könnte sich Götzes Position unter Ancelotti verbessern, zumal dieser auch taktisch nicht so experimentierfreudig ist wie Guardiola. Aber Götze selbst hat es offenbar eingesehen, dass er die Trendwende seiner Karriere nicht mehr in München wird einläuten können. Dort könnte er zwar seinen im Juni 2017 auslaufenden Vertrag gegebenenfalls aussitzen, aber noch ein Jahr auf der Bank, kann und sollte sich Götze auch nicht leisten.
Götze: BVB-Rückkehr die beste Entscheidung
Fakt ist, dass Götze aktuell vor der wichtigsten Entscheidung seiner noch jungen Karriere steht. Der nächste Schuss muss sitzen. Götze muss den passenden Verein finden, sonst droht der WM-Held gänzlich im Mittelmaß zu versinken. Und natürlich gibt es immer noch viele Interessenten, die Götze lieber heute als morgen in ihrem Kader begrüßen wollen würden. Aus England werden vor allem Tottenham Hotspurs sowie der FC Liverpool mit dessen Ex-Trainer Jürgen Klopp genannt, doch nach aktuellen Gerüchten wird es tatsächlich zur sensationellen Rückkehr zu Borussia Dortmund kommen.
Laut „Bild“ soll sich Götze bereits für den BVB entschieden haben. Für ihn wäre es die lukrativste Option, auch wenn er gerade von vielen Fans nicht gerade mit offenen Armen empfangen werden dürfte, die ihm seinen Wechsel zum roten Erzrivalen bis heute nicht verzeihen konnten. Damals zahlten die Bayern noch 37 Millionen für das einstige Wunderkind, nun soll sich die Ablöse im Bereich zwischen 23 und 27 Millionen Euro bewegen. Natürlich halten sich beteiligte Personen zurück, wie auch Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der „Bild“ erklärte: „Das will ich nicht bestätigen. Mehr will ich dazu nicht sagen.“
Das Interesse der Dortmunder Borussia an einer Rückholaktion ist nicht neu. An alter Wirkungsstätte könnte Götze wieder an der Seite von Marco Reus wirbeln, zudem brauchen die Schwarz-Gelben nach dem Weggang von Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan durchaus noch klangvolle Verstärkung fürs zentral-offensive Mittelfeld.
Sportlich würde eine Götze-Rückkehr für alle Parteien am meisten ergeben. Im vertrauten Dortmunder Umfeld könnte Götze seine Karriere wohl am besten wiederbeleben. Nestwärme und Zuspruch sind für den Offensivspieler sehr wichtig. Und der Edeltechniker würde auch in das ballbesitz-orientierte Spielsystem des BVB passen. Dessen Trainer Thomas Tuchel bevorzugt vor allem vielseitige Spieler, eine Anforderung, die von Götze erfüllt wird. Und die fußballerische Qualitäten des 1,76m-großen Edeltechnikers stehen außer Frage. Und dass Götze auch noch ausgesprochen gut mit Reus auf dem Platz harmoniert, lässt einen Wechsel noch sinnvoller erscheinen.
Damit Götze die Trendwende gelingt, wäre ein Wechsel zum BVB definitiv die klügste Entscheidung. Zumal es auch hinlänglich bekannt ist, dass Tuchel Spieler zurück in die Spur führen und besser machen kann
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