Medhi Benatia – teures Missverständnis oder einfach nur Pech?

Wer ist Medhi Benatia?

Von Jugend an ist der Sohn eines Marokkaners und einer Algerierin aktiver Fußballer, bis zu seinem 15. Lebensjahr wurde er im Leistungszentrum des Französischen Fußballverbandes, dem Centre technique national Fernand-Sastre, ausgebildet und spielte dann in der Jugendabteilung des EA Guingamp. Mit 18 Jahren wurde er in der Profimannschaft von Olympique Marseille verpflichtet, doch in der ersten Spielzeit absolvierte er kein Ligaspiel. So sieht die Laufbahn von Benatia aus, bevor er zu den Bayern kam:

• 01.07.2005 – 19.07.2006 Olympique Marseille
• 20.07.2006 – 29.06.2007 FC Tours (Ausleihe)
• 30.06.2007 – 22.07.2007 Olympique Marseille
• 23.07.2007 – 30.06.2008 FC Loirent (Ausleihe)
• 01.07.2008 – 30.06.2010 Clermont Foot
• 01.07.2010 – 12.07.2013 Udinese Calcio
• 13.07.2013 – 26.08.2014 AS Rom

Benatia hat also, bevor er nach München kam, häufig den Verein gewechselt, er glänzte nicht besonders durch Leistung. Beim FC Tours und dem Clermont Foot handelte es sich nur um Zweitligisten. Benatia bestritt beim FC Tours 29 Ligaspiele und war dort Stammspieler, auch wenn er dort nur ein Jahr lang spielte. Beim Erstligisten FC Loirent bestritt er kein Ligaspiel, er sah zum Ende der Leihfrist bei Olympique Marseille keine Zukunft mehr und entschied sich daher, zum Zweitligisten Clermont Foot zu wechseln, wo er als Stammspieler in der Verteidigung verpflichtet wurde. In der ersten Saison war er bei 27 Ligaspielen dabei, in der zweiten Saison bei 30 Ligaspielen. In jeder Saison konnte er dort ein Tor landen. Beim SC Freiburg absolvierte Medhi Benatia im August 2009 unter dem damaligen Trainer Robin Dutt ein zweitägiges Probetraining, doch Dutt entschied sich, ihn nicht zu verpflichten. Beim italienischen Erstligisten Udinese Calcio bestritt Benatia

• drei Spielzeiten
• 80 Spiele in der ersten Liga
• sechs Tore

Der AS Rom wurde auf ihn aufmerksam, dort unterschrieb er im Juli 2013 einen Fünfjahresverein und landete in der Saison 2013/14 fünf Tore. Der Vertrag wurde durch die Verpflichtung beim FC Bayern München am 27. August 2014 vorzeitig beendet, Bayern München nahm ihn bis zum 30.06.2019 unter Vertrag und zahlte eine Ablösesumme von 28 Millionen Euro.

Herausragende Erfolge von Benatia

Seine größten Erfolge kann Benatia in der marokkanischen Nationalmannschaft verzeichnen; er begann seine Karriere bereits in der französischen U17-Nationalmannschaft und spielte dann in der U17 und der U21 in Marokko. Sein erstes Länderspiel für die marokkanische A-Nationalmannschaft absolvierte er am 19. November 2008 in Rabat, er wurde dabei in der zweiten Halbzeit für Youssef Rabeh eingewechselt. Das erste WM-Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft 2010 absolvierte Benatia am 07. Juni 2009 in Yaoundé gegen die Nationalmannschaft Kameruns, doch endete die Partie torlos. Am 04. Juni 2011 erzielte Benatia sein erstes Tor bei einem Länderspiel, die Nationalmannschaft spielte in Marrakesch gegen die algerische Auswahl in einem Qualifikationsspiel für die Afrikameisterschaft 2012. Das Spiel endete 4:0 für Marokko; Benatia sorgte in der 27. Minute für den Führungstreffer. Benatia hat verschiedene Auszeichnungen erhalten:

• Sportler des Jahres 2013 in Marokko
• Fußballer des Jahres 2013 in Marokko
• Arabischer Spieler des Jahres 2014

Einen großen sportlichen Erfolg kann Benatia bei Bayern München verbuchen, als er mit seiner Mannschaft in der Saison 2014/15 Deutscher Meister wurde.

In groben Zügen – Medhi Benatia und die Bayern

Seit Ende August steht Medhi Benatia bei Bayern München unter Vertrag, er absolvierte dort am 17. September 2014 sein erstes Pflichtspiel in der Gruppenphase der Champions League gegen den englischen Meister Manchester City, das Bayern mit 1:0 gewann. Sein erstes Bundesliga-Spiel absolvierte er am 27. September auswärts gegen den 1. FC Köln, das Bayern mit einem 2:0 gewann. Wenig erfolgreich verlief für Benatia das Champions League Rückspiel gegen Manchester City am 25. November 2014 – Benatia musste in der 21. Minute vom Platz und erhielt die Rote Karte. Die Folge war eine Sperre für das abschließende Gruppenspiel in der Champions League gegen ZSKA Moskau. Am 13. Dezember 2014, dem 15. Spieltag der Bundesliga, gelang Benatia im Spiel auswärts gegen den FC Augsburg sein erstes Bundesligator, er kickte die Bayern in der 58. Minute zum 1:0. Schon von Anfang an hat Benatia mit Verletzungen zu kämpfen. Bei Bayern München bestritt Benatia seit August 2014 nur 34 Pflichtspiele, davon nur 19 über die gesamte Spielzeit. Das sind die Daten von Benatia in der Saison 2015/16:

• 6 Bundesliga-Spiele, bei denen er eine Torvorlage lieferte und ein Tor schoss
• 3 Champions League Spiele
• 1 Spiel um den DFB-Supercup

An einem Spiel um den DFB-Pokal nahm Benatia in dieser Saison noch nicht teil.

Die Verletzungshistorie von Benatia

Schon bevor Benatia von Bayern München verpflichtet wurde, kämpfte er mit Verletzungen; er fiel mehrmals mit Adduktoren- und Oberschenkelproblemen aus, zum Teil auch über mehrere Wochen. Seine ersten Probleme bekam Benatia bei den Bayern schon kurz nach seiner Verpflichtung, er erlitt am 01. September 2014 einen Muskelfaserriss und fiel sieben Tage aus, doch verpasste er kein Spiel. Benatia erlitt danach weitere Verletzungen und fiel mehrmals aus:

• 18.12.2014 Leistenzerrung, 13 Tage Ausfall, ein verpasstes Spiel
• 19.02.2015 Muskelverhärtung, 14 Tage Ausfall, drei verpasste Spiele
• 09.04.2015 Muskelfaserriss, 18 Tage Ausfall, fünf verpasste Spiele
• 27.07.2015 kleinere Blessur, 3 Tage Ausfall, kein Spiel verpasst
• 24.08.2015 Oberschenkelprobleme, 63 Tage Ausfall, elf verpasste Spiele

Eine weitere kleine Muskelblessur, die Benatia bei den Bayern erlitt, ist hier nicht erwähnt, denn sie war nicht schwerwiegend und führte nicht zu einem mehrtägigen Ausfall.

Benatia ist wieder verletzt – was nun?

Beim Champions League Spiel auswärts gegen Dinamo Zagreb am 09. Dezember erlitt Benatia schon wieder eine Verletzung – die achte Muskelverletzung seit der Vertragsunterzeichnung bei Bayern München. Immer mehr wird Benatia zum teuren Missverständnis. Die Frage steht im Raum, wie lange die Verantwortlichen von Bayern München noch Geduld mit ihm haben. Für Bayern München war das Spiel in Zagreb ein voller Erfolg, denn die Bayern gewannen 2:0 und konnten zum vierten Mal in ihrer Geschichte die Gruppenphase mit 15 Punkten hinter sich bringen. In der 42. Minute musste Medhi Benatia vom Platz, da er verletzt war – mit einer Muskelblessur. Beim Achtelfinale um den DFB-Pokal gegen den SV Darmstadt 98 kann er nicht dabei sein, er kann auch nicht beim letzten Bundesliga-Spiel vor der Winterpause dabei sein – es ist noch völlig offen, wann er wieder spielen kann. Erst vor einem Monat war Benatia nach einer Verletzung wieder ins Team zurückgekehrt, er fiel wegen einer Verletzung im rechten Oberschenkel aus, nun ist der linke Oberschenkel betroffen.

Nicht nur Verletzungen sind ein Problem

Verletzungen sind nicht das einzige Problem, mit dem Benatia und Bayern München zu kämpfen haben. Aufgrund seiner zahlreichen Ausfälle kann Benatia nicht die erforderlichen Erfahrungen sammeln, ihm fehlt die Form. Es ist ein Teufelskreis, in dem er sich befindet. Da er aufgrund der Verletzungen nicht ausreichend trainieren kann, fehlt ihm die nötige Taktik, er ist nicht einfach nur ein Pechvogel, sondern der Eindruck drängt sich auf, dass er aufgrund seiner Spielweise zu Verletzungen neigt. Lothar Matthäus ist von Benatia nicht begeistert, er ist der Meinung, dass Benatia nicht überzeugend genug ist und dass ihm die spielerische Klasse fehlt. Gegenüber Sport-Bild äußerte sich Matthäus, dass Benatia nicht gut genug für die Bayern ist und dass die Ablösesumme von 28 Millionen Euro einfach zu hoch ist. Es mangelt Benatia an der Technik für das Spiel, das Pep Guardiola von ihm verlangt. Benatia wirkt häufig zu unbeweglich. Benatia ist fehler- und verletzungsanfällig, er erweist sich also als teure Fehlinvestition. Inzwischen machen Gerüchte die Runde, nach denen ihn die Bayern zurück nach Rom schicken und gegen Konstantinos Manolas tauschen könnten, den Nachfolger von Benatia beim AS Rom. Unangenehm aufgefallen ist Benatia mit seiner Maschinengewehr-Geste nach einem Tor. Er selbst erklärte, dass ihm diese Geste Glück gebracht hatte und dass keine politische oder militärische Botschaft dahinter steckte.

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