Der Hintergrund für den Motorenstreit
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Bernie Ecclestone, Chefpromoter der Formel 1, will die Formel 1 reformieren und die Dominanz der Seriensieger brechen. Das gelingt nur, wenn er Mercedes als Rennstall zu Reformen zwingt. Sollte Mercedes nicht einwilligen, droht der Ausstieg. Ecclestone sagt, dass es sich die Veranstalter nicht erlauben können, dass die Formel 1 als Königsklasse im Motorsport zerstört wird. Schon seit einiger Zeit sieht der 85-jährige Ecclestone die Zukunft der Formel 1 durch das alles beherrschende Team Mercedes mit den Weltmeistern
- Lewis Hamilton
- Nico Rosberg
in Gefahr. Ecclestone ist der Meinung, dass die Formel 1 durch die dauernden Siege des Mercedes Team langweilig werden könnte. Viele Menschen schauen sich nur noch den Start der Formel 1 bei einem Grand Prix an und schalten dann den Fernseher ab, denn die Rennen werden durch Mercedes langweilig. Ecclestone bezeichnet die Dominanz von Mercedes als zu groß – genau das ist der Grund, dass die Königsklasse des Motorsports ohne Mercedes einfach unvorstellbar ist.
Vermächtnis von Ecclestone in Gefahr
Ecclestone fürchtet eine Gefahr für sein Vermächtnis, er sieht sich vor einem Problem und ist der Meinung, dass die Zuschauer bereits vor dem Start wissen, dass Mercedes das Rennen gewinnen wird. Für die Formel-1-Saison 2016 wurden bereits Reformen im technischen Reglement beschlossen, doch nun plant Bernie Ecclestone weitere Reformen, die ab 2018 greifen sollen. Ab 2018 soll ein neuerer, stärkerer und billigerer Motor eingeführt werden – die Branchenführer Mercedes und Ferrari sind davon nicht begeistert. Ecclestone äußerte sich, dass die Hersteller aus der Formel 1 aussteigen können, wenn sie mit den Reformen nicht einverstanden sind. Mit Jean Todt, dem Präsident des Weltverbandes FIA, hat Ecclestone im Kampf um seine Reformen einen Verbündeten. Ecclestone und Todt wollen ihren Masterplan bis Ende Januar vorstellen, es geht um allgemeine Rahmenbedingungen für
- Teams
- Hersteller
- Motoren
- Kostenreduzierung
Motoren stehen für Ecclestone im Mittelpunkt; die Technik der Turbo-Hybrid-Antriebe ist ihm zu kompliziert, seit den letzten Motoren-Reformen haben Mercedes und Ferrari an Macht gewonnen. Die neuen Reformen für die Saison 2016 fallen sogar zugunsten von Mercedes und Ferrari aus. Mercedes und Ferrari dürfen in der kommenden Saison nicht nur wie üblich drei Teams, sondern vier Teams mit ihren Motoren beliefern. Während Ferrari in der kommenden Saison vier Teams beliefert, so versorgt Mercedes weiterhin nur drei Teams mit seinen Motoren:
- Mercedes AMG Petronas F1
- William Martini Racing
- Manor Marussia F1
Mercedes bestätigte im Oktober 2015 die Belieferung des Manor-Teams mit seinen Motoren; zuvor verwendete das Team noch Motoren von Ferrari. Ecclestone ist der Meinung, dass es die Zuschauer zumeist gar nicht interessiert, welche Motoren die Teams verwenden, denn die Zuschauer haben von der komplexen Technik kaum Ahnung. Den Zuschauern geht es laut Ansicht Ecclestones um spannende Rennen mit unterschiedlichen Siegen, die mit der Dominanz von Mercedes nicht möglich sind.
Auf eine vernünftige Lösung kommt es an
Ecclestone ist der Meinung, dass es zu einer vernünftigen gemeinsamen Lösung zwischen den Teams, den Herstellern und den Formel-1-Veranstaltern kommen muss. Wenn keine einvernehmliche Lösung gefunden wird, dann müssen sich die Hersteller und die Teams an klare Vorgaben der FIA halten. Die Teams haben gemäß Aussage von Ecclestone ein Recht, auf die Vorgaben zu reagieren. Ecclestone verhält sich mit seinen Ansichten und seinen Entscheidungen nicht völlig neutral, denn er spricht sich immer wieder gegen Mercedes aus und wünscht Ferrari den WM-Titel. Nach Meinung von Ecclestone sind die Erfolge von Ferrari und dem vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel für die Formel 1 wertvoller. Ferrari sagt, „dass es sich um eine schon lange existierende Ehe handelt,“ die einfach weiterleben muss.
Einfluss der großen Hersteller soll verringert werden
Der Einfluss der großen Hersteller, zu denen
- Mercedes
- Ferrari
- Honda
- Renault
gehören, soll verringert werden. Neben den Turbo-Hybrid-Aggregaten dieser Hersteller soll ein weiterer Motor eingeführt werden. Aufgrund der aktuellen Motorenkrise der Formel 1 hatte die FIA eine offizielle Ausschreibung durchgeführt. Für die kleineren Hersteller soll es möglich sein, mit einem billigeren Motor die Kosten zurückzufahren. Die Turbo-Hybridmotoren, die zum Start der Saison 2014 eingeführt wurden, kosten ca. 16 Millionen Euro, sie führten bei vielen Rennställen zu verstärkten finanziellen Problemen. An der Herstellung eines preiswerteren Motors zeigten die Hersteller
- AER
- Mecachrome
- Ilmor
bereits Interesse. Bei dem neuen Motor soll es sich um einen 2,2-Liter-Bi-Turbo-Motor mit sechs Zylindern handeln, der deutlich billiger als die gegenwärtig genutzten Hybrid-Motoren ist. Mit diesem neuen Motor könnte die Formel 1 auf den erst 2014 eingeführten Hybridmotor verzichten. Mercedes wäre mit dem neuen Motor genauso wie die anderen großen Hersteller ausgebremst. Mercedes könnte dann zwar noch ein Team ins Rennen schicken, doch würde die Formel 1 dann auf die Technik von Mercedes verzichten. Die Macht von Mercedes wäre mit dieser Maßnahme stark eingeschränkt; es bliebe abzuwarten, wie erfolgreich Mercedes dann künftig ist.
Mercedes will die Sorgen der Kleinen ernst nehmen
Mercedes kann sich nicht vorstellen, nicht mehr in der Formel 1 mitzumischen, auch für das Publikum ist die Formel 1 ohne Mercedes nicht denkbar. Mercedes und Ferrari sind zwar Konkurrenten, doch hat Mercedes für die Probleme von Ferrari Verständnis und ist selbst betroffen, daher steht Mercedes auf der Seite von Ferrari. Mercedes will die Sorgen der Kleinen ernst nehmen. Bereits jetzt führt der Verkauf der Antriebe zu einem Defizit für Mercedes, doch können die Verantwortlichen die Augen nicht vor den Belangen der Formel 1 verschließen. Jean Todt hat eine Verhandlungsbasis von zwölf Millionen Euro im Jahr vorgeschlagen, gegenwärtig belaufen sich die Kosten ungefähr auf das Doppelte. Eine Deckelung des Preises wäre für Mercedes defizitär und würde das Verlustgeschäft noch vergrößern, wie es Mercedes-Teamchef Toto Wolff, ein Österreicher, auf den Punkt bringt. Bereits die Einführung der V6-Hybridmotoren war für die Hersteller mit hohen Kosten verbunden, doch haben sich die Hersteller damit einen Hebel erkauft, um das Leistungsgefälle im Feld manipulieren zu können. Mercedes lässt sich nicht von einem der Teams, die es beliefert, abhängen. Letztendlich geht es darum, wer nun eigentlich die Kontrolle über die Formel 1 hat – Hersteller wie Mercedes oder Ferrari oder aber der Verband. Ob es tatsächlich ab der Saison 2018 zur Einführung eines neuen Motors kommt, ist noch nicht sicher.
Ecclestone ist nicht objektiv
Ecclestone mag mit seinen Ansichten, dass Mercedes die Formel 1 zu stark dominiert und die Rennen langweilig macht, einerseits recht haben, doch ist Ecclestone mit seinen Entscheidungen nicht immer objektiv. Grundsätzlich ist es begrüßenswert, einen billigeren Motor einzuführen, denn damit würden die Chancen der kleineren Rennställe wachsen und die Teilnehmer an den Formel-1-Rennen ungefähr gleiche Chancen haben. Allerdings ist es nicht fair, die TV-Übertragung in der Formel 1 zu manipulieren, wie es beim Formel-1-Rennen in Suzuka geschehen sein soll. Ecclestone soll den TV-Regisseur beeinflusst haben, dass Mercedes kaum gezeigt wird. Der Sieger des Rennens, Hamilton, und sein Verfolger Rossberg waren während des 90-minütigen Rennens lediglich sechs Minuten lang im Bild. Das weltweite TV-Signal wird von Formula One Management produziert, dessen Eigentümer Ecclestone ist. Auch in den Kommandoständen sind nur die weltweiten TV-Bilder zu sehen, daher können sich die Verantwortlichen des Mercedes-Teams nur an den Daten orientieren, denn die Autos sind kaum zu sehen, wie es der Mercedes-Teamchef Toto Wolff auf den Punkt brachte. Fakt ist allerdings, dass die Formel 1 ohne Mercedes nicht denkbar ist und dass sie auch künftig nicht ohne Mercedes stattfinden wird – nicht ohne das Team von Mercedes und auch nicht ohne Motoren von Mercedes.
Foto: flickr.com/Cord Rodefeld & Julian Knutzen