Djokovic verpasst Titel-Hattrick in Wimbledon
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Es glich einem kleinen Tennis-Beben: Der gefühlt unbesiegbare Novak Djokovic ist in Wimbledon bereits in der 3. Runde rausgeflogen! Der Titelverteidiger, der das Rasenturnier die letzten zwei Jahre gewinnen konnte, war zuletzt 2009 bei den French Open derart früh bei einem der vier Grand-Slam-Turniere ausgeschieden – damals übrigens gegen den Deutschen Philipp Kohlschreiber.
In Wimbledon 2016 zog der „Djoker“ nun vollkommen überraschend gegen den Weltranglisten-41. Sam Querrey mit 6:7 (6:8), 1:6, 6:3, 67 (5:7) den Kürzeren. Neben der Hoffnung auf den vierten Wimbledon-Sieg insgesamt sind auch die Hoffnung auf den Triumph bei allen vier Grand-Slam-Turnieren in diesem Jahr somit futsch.
Nachdem der „König“ und Dominator der Tennisszene der letzten Jahre nun gestürzt ist, ist um die Nachfolge ein Hauen und Stechen entbrannt. Doch welche Spieler dürfen sich nun in Abwesenheit von Djokovic?
Andy Murray nach Djokovic-Aus der Topfavorit
Bereits im Vorfeld galt der Lokalmatador als ärgster Widersacher und der einzige, der Djokovic gefährlich werden könnte. Somit rutscht er automatisch im Ranking der Favoriten auf die Pole-Position. Murray hat schon bewiesen, dass er Wimbledon gewinnen kann und kann sich dabei auch der Unterstützung der Fans sicher sein. 2013 setzte sich der Brite im Finale gegen Djokovic souverän mit 6:4, 7:5 und 6:4 durch.
Die Siegchancen von Murray sind durch das Djokovic-Aus natürlich erheblich gestiegen. Der 29-Jährige, der wieder mit seinem Erfolgstrainer Ivan Lendl zusammenarbeitet, befindet sich ohnehin in Topform wie er mit dem Turniersieg in London demonstriert hat. Und es wäre eine faustdicke Überraschung, wenn Murray zumindest nicht das Finale erreicht.
Auch im bisherigen Turnierverlauf hat Murray gezeigt, dass der Titel nur über ihn führen wird. Bislang spazierte er förmlich durch das Turnier und hat bis zum Viertelfinal-Einzug noch keinen Satz verloren. In der 1. Runde setzte sich der Schotte souverän gegen Liam Broady durch (6:2, 6:3, 6:4), dann machte er mit Yen-Hsun Lu kurzen Prozess (6:3, 6:2, 6:1) und auch John Millman in der 3. Runde war kein Problem (6:3, 7:5, 6:2). Im Achtelfinale setzte sich Murray dann souverän mit 7:5, 6:1, 6:4 gegen den Bad-Boy der Tennisszene, Nick Kyrgios, durch, der immerhin an 15. gesetzt war, aber dem Favoriten nicht das Wasser reichen konnte. Im Viertelfinale wartet nun der Franzose Jo-Wilfried Tsonga.
- Fazit: Andy Murray ist der klare Favorit auf den Sieg von Wimbledon 2016!
‘Altmeister’ Roger Federer in starker Form
Roger Federer gehört traditionell zum Kreise der engsten Favoriten, vor allem nach dem Ausscheiden von Djokovoc. Der Schweizer hat nicht umsonst sieben Mal Wimbledon gewonnen und gilt als echter Rasenspezialist und wird in der Setzliste an Position drei geführt. Doch gerade im Vorfeld wurde viel über die Fitness und Form des Schweizers spekuliert, zumal sich dieser in diesem Jahr mit einigen Verletzungsproblemen herumschlagen musste. Beim Rasenturnier in Halle konnte Federer ebenfalls schon wieder sehr gute Ansätze zeigen, scheiterte dort aber gegen den deutschen Shootingstar Alexander Zverev.
Doch in Wimbledon läuft es bislang hervorragend für Federer. Im Achtelfinale setzte er sich mühelos gegen den US-Amerikaner Steve Johnson glatt in drei Sätzen (6:2, 6:3, 7:5) durch. Damit erreichte der 34-jährige Routinier ohne Satzverlust das Viertelfinale, wo er es nun mit dem kroatischen Aufschlag-Riesen Marin Cilic zu tun bekommen wird. Zuvor räumte Federer in Runde 1 den Argentinier Guido Pella (7:6, 7:6, 6:3), in Runde 2 den Briten Marcus Willis (6:0, 6:3, 6:4) und mit Daniel Evans (6:4, 6:2, 6:2) in der 3. Runde einen weiteren Briten aus dem Weg. Bislang noch keine großen Hausnummern, was sich aber im Viertelfinale mit dem Duell gegen Cilic schlagartig ändern wird.
Und Federer ist guter Dinge: „Es ist bisher eine großartige Woche. Dass ich alle Spiele in drei Sätzen gewinne, erlaubt mir auch, sparsam mit meinen Kräften umzugehen. Jetzt kann ich mich morgen für das Spiel gegen Marin Cilic ausruhen. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich das Gefühl habe, befreit aufzuspielen.“
Na dann, scheint der Einzug ins Finale ja nur noch Formsache zu sein.
- Fazit: Bislang lief es für Federer ideal und der Turnierbaum meint es gut mit der ehemaligen Nummer 1 der Welt. Federer weiß, dass er nicht mehr viele Chancen bekommen wird, seinen achten Triumph in Wimbledon zu holen. Angesichts des frühen Djokovic-Aus wird es wohl keine bessere Möglichkeit mehr für den Schweizer im Spätherbst seiner Karriere geben als in diesem Jahr. Kann er diese beim Schopfe packen? Zumindest wird Federer alle Kräfte bündeln! Für uns daher ein klarer Kandidat für ein Finale mit Murray.
Raonic und Berdych als Geheimfavoriten
Neben den beiden verbleibenden Top-Favoriten Andy Murray und Roger Federer gibt es aber natürlich noch im verbleibenden Teilnehmerfeld einige Geheimfavoriten. Dazu gehören:
- Milos Raonic: Der Kanadier ist Sechster der Setzliste und verpflichtete nach den French Open Tennis-Legende John McEnroe als Berater. Ein kluger Schachzug, der sich offenbar schnell auszahlt. Denn gleich beim ersten gemeinsam Turnier stürmte Raonic ins Finale. Und in Wimbledon bekommt er es im Viertelfinale nun mit Djokovic-Bezwinger Querrey zu tun. Im Normfall eine machbare Aufgabe, dann würde wohl Federer im Halbfinale warten.
- Tomas Berdych: Der Tscheche stand 2010 bereits einmal im Finale, konnte seitdem aber nur noch einmal das Viertelfinale in Wimbledon erreichen. Doch die Auslosung meint es mit der Nummer Zehn der Setzliste gut. Er muss aber erst noch sein Achtelfinale gegen seinen tschechischen Landsmann Jiri Vesely gewinnen. Für den Turniersieg wird es wohl nicht reichen, aber das Halbfinale – wo wohl Murray warten wird – ist für Berdych auf jeden Fall drin.
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