Der Weltfußballverband FIFA steckt in einer tiefen Krise. Nicht auf dem sportlichen Sektor, sondern auf dem organisatorischen. Ein Skandal um eine Millionenzahlung sorgte dafür, dass der Vorsitzende des Verbands, Joseph Blatter, sowie der Chef des europäischen Fußballverbands UEFA, Michel Platini, suspendiert worden sind. Momentan laufen Ermittlungsverfahren und niemand weiß genau, wer noch alles in die dunklen Machenschaften der Funktionäre verwickelt ist und um wieviel Geld es dabei wirklich geht. Längst ist die Suppe übergekocht und hat auch den Deutschen Fußballbund DFB erfasst, hier geht es um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland. Die FIFA scheint gespickt mit korrupten Mitarbeitern zu sein, einige Journalisten haben bereits den Abgesang des Weltfußballs angestimmt – sicherlich keine Fußballfans. Zuletzt wurden wieder neue Vorwürfe laut: Joseph Blatter und Michel Platini sollen noch weiter in den Sumpf aus dubiosen Zahlungen und Bestechungen verwickelt sein, als bisher bekannt.
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Neue Zahlungen, diesmal für ein Büro

FIFADamit könnte sich das Strafverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten der FIFA verschärfen und auch auf den europäischen Fußballchef Platini werfen die neuen Vorwürfe kein gutes Licht. Es sind nach Recherchen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung noch weitere brisante Vorwürfe bekannt geworden, die über den Fall einer verschleierten Zahlung über zwei Millionen Franken hinausgehen. Derzeit prüft die Schweizer Bundesanwaltschaft einen weiteren, siebenstelligen Millionenbetrag, der noch während der Amtszeit Blatters von der FIFA an Platini geflossen sein soll. Die Zahlungen wurden zwischen 1998 und 2002 für die Unterhaltung eines Büros Platinis in Paris angewiesen. Zur fraglichen Zeit war Platini als Berater für Blatter tätig.

Auch Büros der FFF wurden durchsucht

Die jüngste Durchsuchung der Geschäftsstelle des französischen Fußballverbandes soll angeblich mit dieser Millionenzahlung in Zusammenhang stehen, denn die Grundlage für diese Durchsuchung war ein Rechtshilfeersuchen der Schweiz. Nun werden sich die Ermittler folgende Fragen stellen müssen:

  • Hat es das fragliche Büro tatsächlich gegeben?
  • Wurden die Räumlichkeiten vom französischen Verband zur Verfügung gestellt und hat Platini mit dem Geld der FIFA die Miete gezahlt?
  • Oder handelt es sich bei dem Büro dann doch eher um ein reines Fantasieprodukt?

Falls die letzte Frage mit „Ja“ zu beantworten ist, dann hat die FIFA den nächsten, schwerwiegenden Fall von Korruption und Untreue zu verarbeiten.

Platini geht auf Konfrontationskurs

PlatiniPlatini hat bereits auf die schweren Anschuldigungen reagiert. Wie nicht anders zu erwarten war, haben seine Berater due Unrechtmäßigkeit der Zahlungen zurückgewiesen. „Zwischen 1998 und 2002 nutzte die FIFA in Paris von der FFF angemietete Büroräume, deren Kosten der FIFA in Rechnung gestellt wurden“, heißt es in einem Statement.

  • „Diese Büros wurden von Michel Platini und seinen Mitarbeitern (Alain Leiblang und Odile Lanceau) genutzt, wo er und seine Mitarbeiter in Vollzeit 4 Jahre als Fußball-Berater des FIFA-Präsidenten tätig waren“,

hieß es aus dem Platini-Lager über die infrage gestellten Räumlichkeiten im schicken 16. Arrondissement unweit des Bois de Boulogne. Tricks oder Mauscheleien habe es nie gegeben. Inzwischen hat auch der französische Fußballverband reagiert und die Durchsuchung des Bürogebäudes als „nutzlos“ und „unnötig“ verurteilt. Die Platini Berater merkten diesbezüglich an: „Dies ist bekannt und belegt durch alle relevanten Dokumente, die bei der FFF und der FIFA archiviert sind und bezeugt durch Herrn Le Graet, den Präsidenten der FFF.“

Sepp Blatter – Korruptionsvorwürfe von Beginn an

BlatterSepp Blatter wurde 1998 zum Präsidenten des Weltverbandes gewählt. Gleich nach seiner Wahl gab es zum ersten Mal Vorwürfe der Korruption gegen den Schweizer. Er sollte für jeweils 50.000 Dollar insgesamt 22 Stimmen für seine Wahl gekauft haben. Doch Blatter ging gegen diese Vorwürfe vor und errang ein Verkaufsstopp eines Buches des Enthüllungsjournalisten David Yallop, der über diese Vorgänge berichtete. Auch seine Wiederwahl 2002 verlief nicht ohne solche Reibereien. Im gleichen Jahr

  • warf ihm der Generalsekretär Michel Zen-Ruffinen Amtsmissbrauch vor
  • und elf der 24 Mitglieder des Exekutivkommitees der FIFA stellten Strafanzeige gegen Blatter

Das Ende vom Lied war allerdings, dass die Schweizer Justizbehörden die Anzeigen an die Grenze der falschen Anschuldigung einstuften und Zen-Ruffinen nach der Fußball Weltmeisterschaft 2002 von seinem Posten zurücktreten musste.

Der tiefe Fall des Schweizers

Schließlich kam der 25. September 2015. Die Schweizer Bundesanwaltschaft vernahm den Präsidenten als Beschuldigten in mehreren Fällen:

  • Veruntreuung im Zusammenhang mit dem Verkauf von Fernsehrechten in die Karibik unter Marktwert
  • Die Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken an Michel Platini für dessen Beratertätigkeiten zwischen 1999 und 2002

Auch die Büroräume der FIFA in Zürich wurden durchsucht und mehrere Datenträger beschlagnahmt. Drei Tage später nahm Blatter vor den Mitarbeitern der FIFA zu den Vorwürfen Stellung. Er sprach sich von jeglicher Schuld frei und wolle mit den Behörden zusammenarbeiten und in jedem Fall Präsident bleiben. Vier der Hauptsponsoren forderten daraufhin den sofortigen Rücktritt Blatters:

    • Coca-Cola
    • McDonald’s
    • Visa
    • Budweiser

Blatter lehnte diesen Schritt allerdings vehement ab. Schließlich wurde er und Platini von der Ethikkomission gesperrt.

Trotz allem: Blatter ist ein Mann der Gesellschaft

Ungeachtet der vielen Korruptionsvorwürfe über die ganzen Jahre erfreut sich Sepp Blatter in vielen Regionen äußerster Beliebtheit. Daher kann er auf viele Ehrungen und Preise zurückblicken, die er im Laufe seiner Funktionärskarriere erhalten hat:

      • Orden der afrikanischen Befreiung
      • Olympischer Orden
      • Ehrenbürger von Texas
      • Ritter der französischen Ehrenlegion
      • Ehrenmitglied des Schweizerischen Fußballverbandes
      • Bambi der Kategorie „Kommunikation“
      • Fischhof-Preis der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
      • Bundesverdienstkreuz
      • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
      • Ehrenmitglied des Deutschen Fußballbundes
      • Order oft he Companions of O.R. Tambo in Gold
      • Asia Pacific Brands Foundations BrandLaureate International Hall of Fame Lifetime Achievement Award

Letztendlich bleibt nur zu hoffen, dass sich die FIFA mit einer Neuausrichtung von den bisherigen Funktionären deutlich distanzieren wird. Denn am Ende geht es doch vor allem um Eines: Unseren Lieblingssport, den Fußball, als Zuschauer auch weiterhin in vollen Zügen genießen zu können. Foto: shutterstock/Bildnummer:282688553-Urheberrecht: Ugis Riba & Bildnummer:85696705-Urheberrecht: Vitaliy Hrabar & Bildnummer:152796275-Urheberrecht: 360b

Versinkt die Leichtathletik endgültig im Korruptions- und Dopingsumpf?

Schon vor einiger Zeit erschütterten Meldungen die Leichtathletik, dass Korruption und Doping an der Tagesordnung sind. Der Leichtathletik-Weltverband Iaaf scheint unter seinem Ex-Präsidenten Diack im Doping- und Korruptionssumpf zu versinken. Verschiedene Versuche, um den Ex-Präsidenten…

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