Der Fall Rani Khedira
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Rani Khedira ist der jüngere Bruder von Weltmeister Sami Khedira und steht seit 2014 bei RB Leipzig unter Vertrag. Gemeinsam mit den Sachsen gelang ihm in der vergangenen Saison der Aufstieg in die Bundesliga, in der 2. Liga kam er 41-mal zum Einsatz und gehörte zum Stammpersonal. Er gehört zu denjenigen Spielern, die dem Personalwechsel nach dem Aufstieg zum Opfer fielen. In der Hinrunde der laufenden Saison kam er insgesamt nur vier Minuten zum Einsatz. Allerdings änderte sich das in diesem Jahr ein wenig – offenbar reagierte Ralph Hasenhüttl damit auf die von Khedira offen ausgesprochenen Wechselgedanken. „Er macht einfach wenig falsch. Solche Spieler in der Hinterhand zu haben, ist für jeden Trainer wertvoll. Ich finde, dass er sich als Mensch fantastisch verhalten hat in der Phase, in der er nicht gespielt hat. Solche Profis kannst du dir nur wünschen.“ So zumindest Hasenhüttel im Februar. Khedira spielte 66 Minuten gegen Dortmund, 14 Minuten gegen Gladbach und 25 Minuten gegen Köln – seither sind seine Einsätze allerdings wieder weniger geworden. Sein Vertrag läuft im Sommer dieses Jahres aus und Sportdirektor Ralf Rangnick scheint von den fußballerischen Leistungen nicht sonderlich angetan zu sein, denn von einer Vertragsverlängerung ist noch keine Rede. Eventuell wird er der nächste, der dem schnellen Erfolg der Leipziger zum Opfer fällt.
Der Fall Daniel Frahn
Der Fall von Daniel Frahn hat medial nicht für besonders viel Aufmerksamkeit gesorgt, doch eigentlich kann er als Blaupause für das Verhalten des Vereins gegenüber verdienten und erfolgreichen Spielern und Mitstreitern gelten. Frahn absolvierte zwischen 2010 und 2015
- 154 Pflichtspiele
- und erzielte 88 Tore
für RB Leipzig. Er ist Rekordspieler- und Torschütze bei den Sachsen und machte den Durchmarsch der Mannschaft von der Regionalliga bis in die 2. Bundesliga mit, ehe er 2015 zum 1. FC Heidenheim wechselte. Im Februar dieses Jahres sprach der 29-jährige jetzt über seinen ehemaligen Arbeitgeber und sparte dabei nicht mit Kritik an Ralf Rangnick. Der kam 2012 als Sportdirektor offenbar mit einem ganz klaren Auftrag: Aufstieg um jeden Preis. „Man durfte sich keine Fehler mehr erlauben. Man musste durch die Ligen durchmarschieren, sonst gab es Veränderungen. Es konnte nicht schnell genug nach oben gehen“, so Frahn über diese Zeit. Im Winter 2014 bekam er das dann auch direkt zu spüren, denn er sollte den Verein verlassen: „Ralf Rangnick hat mir mitgeteilt, dass RB für die Rückrunde drei neue Stürmer holen wird. Und mir klipp und klar zu verstehen gegeben, dass sie von der Qualität alle besser sind als ich. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich habe ja immer meine Leistung gebracht, hatte in dem halben Jahr hinter Yussuf Poulsen immer noch die zweitmeisten Tore auf dem Konto. Mich so versuchen loszuwerden, das war nicht der ganz feine Zug.“ Frahn schiebt das auf den massiven Erfolgsdruck, der bei den Leipzigern vorherrscht. Inzwischen spricht er mit Ernüchterung: „Ich habe mich gefragt: Wofür habe ich das überhaupt alles gemacht? Aber bei RB ist es halt so, dass du fünf Tage der Held bist und am nächsten Tag die Koffer packen musst. Das war schon in der 4. und 3. Liga so. So viele Spieler, wie ich bei RB kennengelernt habe, werde ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben nicht mehr kennenlernen.“
Der Fall Davie Selke
Auch der ehemalige Bremer Davie Selke war offenbar nur für die 2. Liga gut genug und sitzt seit dem Aufstieg mehr auf der Bank, als das er zum Einsatz auf dem Platz käme. Jetzt hat der SV Werder Bremen sein Interesse daran bekundet, den 22-jährigen wieder zurück an die Weser zu holen. „Wir haben uns getroffen und über seine Situation gesprochen. RB ist über unser Interesse informiert“, bestätigte Werder-Sportchef Frank Baumann gegenüber dem „Weser Kurier“. Selke kam 2015 für eine Ablösesumme von acht Millionen Euro zum damaligen Zweitligisten, in dieser Saison stand er aber insgesamt erst 383 Minuten auf dem Platz und gehört nicht mehr zur Stammelf. „Es ist insgesamt finanziell eine große Herausforderung – wir prüfen, ob das möglich ist.“ Bei RB steht der U21-Nationalspieler noch bis 2020 unter Vertrag, was die Befürchtungen über die Kaufsumme wohl erklären dürfte. Selke deutete zuletzt an, dass er sich eine Rückkehr an die Weser vorstellen kann: „Jeder weiß, dass der Verein einen besonderen Stellenwert bei mir hat. Ich sage es mal so: Im Fußball sollte man niemals nie sagen.“
Fazit: Wo bleibt die Menschlichkeit bei RB Leipzig?
RB Leipzig ist ein gutes Beispiel dafür, wie unmenschlich es im Spitzensport zugehen kann. Während Traditionsvereine wie beispielsweise Borussia Dortmund sehr viel Wert darauflegen, langfristig mit ihren Spielern zu planen und auch vor Rückkäufen nicht zurückschrecken, wenn es bei den neuen Vereinen nicht so gut klappt (siehe Mario Götze), geht es bei RB Leipzig unter Rangnick sehr viel leistungsorientierter zu. Es geht nur darum, in möglichst kurzer Zeit den bestmöglichen Erfolg zu garantieren. Dabei bleibt viel auf der Strecke. Die Menschlichkeit zum Beispiel. Foto:wikimediaWerner100359/Foto:(C)wettbuero.de