Fußball in Nordirland
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Nordirland ist in Sachen Fußball noch wenig bekannt. Während die Engländer mit der Premier League Geschichte schreiben und einige Mannschaften der Premier League für die Top-Teams anderer Länder echte Angstgegner darstellen, so hat sich bisher vor einem Duell mit einer nordirischen Mannschaft noch kaum ein Fußballteam fürchten müssen. Bislang hat es die nordirische Nationalmannschaft noch nie geschafft, sich für die Teilnahme an der Europameisterschaft zu qualifizieren – erst jetzt hat es zum ersten Mal geklappt. Als die Nordiren an der Weltmeisterschaft teilnahmen, ist lange her. Im Jahre 1958 konnte sich die nordirische Mannschaft für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft qualifizieren, sogar bis ins Viertelfinale hat es das Team geschafft. Bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien schaffte es die Mannschaft in die Zwischenrunde, vier Jahre später, zur Weltmeisterschaft in Mexiko, hat sie es in die Vorrunde geschafft. In Großbritannien sieht es mit den Nationalmannschaften und den Fußball-Ligen anders aus als in Deutschland; während in Deutschland die Bundesliga die höchste Spielklasse ist und Deutschland eine Nationalmannschaft hat, in der die besten Spieler der Bundesliga-Vereine spielen, so hat Großbritannien mehrere Ligen abhängig von der geografischen Gliederung:
- England mit der berühmten Premier League
- Schottland
- Wales
- Nordirland
Im internationalen Fußball dominiert England mit der Premier League und auch mit der Nationalmannschaft, doch Nordirland liegt ganz weit hinten. Trotzdem ist die nordirische Fußballnationalmannschaft eine der ältesten Fußball-Nationalmannschaften der Welt, sie ist eine Auswahl der Irish Football Association. Die Nationalmannschaft von Nordirland besteht erst seit dem Anfang der 1920er Jahre, zuvor war die Auswahl gesamtirisch. Die nordirische Nationalmannschaft hat heute wirklich einige gute Spieler, denn die meisten Nationalspieler stehen bei den schottischen oder englischen Profiligen unter Vertrag, während nur wenige Spieler bei nordirischen Ligen verpflichtet sind.
Die Qualifikation von Nordirland zur Europameisterschaft
Erstmals hat es Nordirland geschafft, sich für eine Teilnahme an der Europameisterschaft zu qualifizieren. Dabei hätte es die Nationalmannschaft bereits für die Europameisterschaft 1984 fast geschafft, sie gewann beide Spiele gegen das starke Deutschland und landete nach Deutschland auf dem zweiten Platz, der Punktestand war bei Deutschland und Nordirland gleich. Deutschland hatte schließlich eine bessere Tordifferenz, sodass die Nordiren scheiterten und sich letztendlich nicht qualifizieren konnten, was überaus ärgerlich war. Seit dieser Zeit hat sich viel verändert, Nordirland spielte in Sachen Fußball immer eine untergeordnete Rolle. Bei der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich spielte Nordirland in der Gruppe F, zusammen mit
- Rumänien
- Ungarn
- Finnland
- Färöer-Inseln
- Griechenland
Nordirland führt die Tabelle an und hat 21 Punkte gesammelt, dabei ist die Bilanz eher durchschnittlich. Die Grün-Weiße Armee, wie Nordirland auch genannt wird, hat von zehn Spielen sechs gewonnen, aber auch eine Niederlage erlitten und einmal im Remis gespielt. Die Torbilanz kann sich mit 16 selbst geschossenen Toren und acht Gegentoren durchaus sehen lassen, doch im Vergleich mit anderen qualifizierten EM-Teilnehmern ist sie nicht sonderlich genial. Andere Nationalmannschaften, die sich qualifiziert haben, können eine durchaus bessere Torbilanz vorweisen. Schließlich gelang den Nordiren bereits am 08. Oktober die direkte Qualifikation, denn in ihrem vorletzten Qualifikationsspiel gegen Griechenland gewann die nordirische Nationalmannschaft mit 3:1. Allerdings ist die griechische Nationalmannschaft kein Gegner, den eine Mannschaft fürchten muss. Lange ist es her – es war im Jahre 2004 – als die Griechen unter ihrem damaligen deutschen Nationaltrainer Otto Rehagel Europameister wurden. Die Griechen belegen in der Tabelle den letzten Platz, sie haben nur sechs Punkte erzielt. Die Nordiren haben ihr letztes Spiel in der Qualifikation bereits absolviert, sie spielten auswärts gegen Finnland, das Spiel endete mit 1:1 im Remis. Das ist kein Wunder, denn die Nordiren hatten ihr Ticket nach Frankreich bereits in der Tasche, da mussten sie sich nicht mehr anstrengen. Sogar eine Niederlage hätte noch ausgereicht.
Die vorzeitige Qualifikation von Nordirland
Nordirland hat eine passable Qualifikation hingelegt, denn immerhin wurden sechs von zehn Spielen gewonnen. Die große Überraschung kam dann am Donnerstag, dem 08. Oktober, als die Nordiren daheim gegen Griechenland mit 3:1 gewannen und drei Punkte holten, um ihr Punktekonto gehörig aufzubessern, sodass ihnen die vorzeitige Qualifikation gelang. Eine besondere Rolle spielte Steven Davis, denn er sorgte gleich für Tore im Doppelpack. Trainer Michael O’Neill kann wirklich stolz auf seine Jungs sein, er hat nun das Ziel, es in der Endrunde möglichst weit zu bringen. Michael O’Neill freut sich, so viel erreicht zu haben; während seiner Karriere ist es der höchste Punkt für den 42-Jährigen, als Spieler ebenso wie als Trainer. Auch die Presse war voll des Lobes für die Nordiren, so war im Belfast Telegraph die Rede von einer Nacht, die in die Geschichte eingehen wird. Der Vorsprung von vier Zählern, den die Nordiren am vergangenen Donnerstag erspielt haben, wurde beim Spiel am letzten Sonntag auf drei Zähler verkleinert, nachdem sich Nordirland von Finnland mit einem Remis 1:1 trennte. Bei der Europameisterschaft in Frankreich werden die Nordiren noch Außenseiter sein, doch wollen sie das Turnier genießen. Der Trainer hat einiges mit seiner Mannschaft vor. Mit seinem Doppeltor spielte Steven Davis eine ganz besondere Rolle im Spiel, er hatte maßgeblichen Anteil am Sieg. Er ist 30 Jahre alt, spielt im zentralen Mittelfeld und steht beim FC Southampton unter Vertrag. In der Nationalmannschaft trägt er die Kapitänsbinde, Coach O’Neill bezeichnet ihn als herausragenden Kapitän. Steven Davis, dessen Mutter im Jahre 2008 verstarb, sagte, dass seine Mutter sein größter Fan war und die beiden Treffer für sie waren. In der 35. Minute kickte Steven Davis die Nordiren in Führung, dann, nach der Pause, sorgte Josh Magennis in der 49. Minute für ein 2:0. Schließlich schaffte es dann Steven Davis in der 58. Minute zum zweiten Mal, die Kugel im Kasten zu versenken. Die Freude der Nordiren wurde auch in der 87. Minute nicht getrübt, als Christos Aravidis ein Tor für die Griechen schoss. Die Nordiren gingen mit 20 Punkten auf ihrem Konto vom Platz, sie holten den letzten Punkt bei ihrem Remis gegen Finnland am letzten Sonntag.
Das Glück in der Gruppe
Die überraschende vorzeitige Qualifikation von Nordirland war kein Zufall. Großes Glück hatte die Mannschaft mit ihren Gegnern in der Gruppe F. Griechenland, weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der Tabelle, hat seit seinem Titel 2004 deutlich in seiner Leistung nachgelassen und keinen Titel mehr holen können. Auch Rumänien, gegenwärtig auf dem zweiten Tabellenplatz mit 17 Punkten, ist kein schwer zu spielender Gegner. Die Rumänen haben sich am letzten Sonntag ebenfalls qualifiziert, sie siegten gegen den Fußball-Zwerg Färöer-Inseln. Die Färöer-Inseln haben, genauso wie die Griechen, sechs Punkte, die Torbilanz ist sogar noch etwas schlechter als bei den Griechen. Allerdings hat Griechenland bislang nur ein Spiel gewonnen, während die Färöer-Inseln zwei Siege im Rahmen der Qualifikation für sich verbuchen können. Das einzige Spiel, das die Griechen gewinnen konnten, war ausgerechnet das letzte Spiel der Qualifikationsrunde gegen die Ungarn, die Griechen gewannen 4:3. Ungarn steht auf dem dritten Platz der Tabelle der Gruppe F und spielt beim internationalen Fußball keine herausragende Rolle. Die Magyaren haben 16 Punkte erzielt und vier Qualifikationsspiele gewonnen, sie müssen nun in die Play-Off-Runde, um eventuell noch nach Frankreich fahren zu können. Auch Finnland ist ein Fußball-Zwerg, denn bei internationalen Wettkämpfen ist von ihnen kaum etwas zu hören. In der Gruppentabelle stehen die Finnen mit zwölf Punkten auf Platz vier, sie können nur als Zuschauer an der Europameisterschaft 2016 teilnehmen. Nordirland hat es in der Qualifikation mit einfachen Gegnern zu tun bekommen. Hätten die Nordiren gegen so schwierige Gegner wie
- Spanien
- Italien
- Portugal
- England
- Deutschland
spielen müssen, wären sie auf die Plätze verwiesen worden und hätten sicher nicht nach Frankreich fahren können.
Eine gute Vorbereitung für das Team
Trainer Michael O’Neill hat als Trainer viel geleistet, er hat seine Mannschaft gut auf die Qualifikationen vorbereitet und das richtige Händchen für die Auswahl der Startelf gehabt. Er steht seit Ende Dezember 2011 als Nationaltrainer unter Vertrag – genug Zeit, um Erfahrung als Trainer zu sammeln und seine Mannschaft immer besser zu machen. Die vorzeitige Qualifikation ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der nordirischen Nationalmannschaft. Ganz sicher kann bemerkt werden, dass die vorzeitige Qualifikation kein Zufall war, denn die Mannschaft war gut vorbereitet und hatte leicht zu spielende Gegner. Jetzt hat die Mannschaft genug Zeit, um sich im Trainingslager auf die Endrunde vorzubereiten – wie die Nordiren dann abschneiden, bleibt abzuwarten.
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