Zwar wird der Fußball an sich im Profisport immer seriöser betrieben. Sportwissenschaftliche Betreuung, Sportpsychologen, Ernährungsberater, all das ist inzwischen Normalität in der Bundesliga und oft auch in den Ligen darunter. Dass der Fußball aber weg vom Sport für Proleten und Meckerrentner immer mehr zum gesellschaftstauglichen Event geworden ist, ist ebenso Fakt. Das bedeutet auch: Ausfälle wie jener von Nick Proschwitz im Trainingslager des SC Paderborn in der Türkei werden unnachgiebiger als früher geahndet.
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Proschwitz zog offenbar betrunken blank

PaderbornProschwitz hatte in offenbar ziemlich angetrunkenem Zustand spät am Abend blank gezogen, allerdings nicht seinen Hintern, was ihm vielleicht noch verziehen worden wäre. Er präsentierte sein vermeintlich bestes Stück. Zu seinem Pech tat er das gegenüber einer anwesenden Frau und nicht innerhalb des Kreises seiner männlichen Teamkameraden. Die Folge war der sofortige Rauswurf beim SC Paderborn, dessen Präsident Wilfried Finke sich entsetzt zeigte ob Proschwitz’ Gebaren. Er “verurteile und verabscheue” dieses Verhalten, wurde Finke recht rasch nach Bekanntwerden des Vorfalls zitiert.

Dabei muss man hinzufügen, dass Proschwitz mit seinen 29 Lenzen kein gerade der Schule entsprungener Jüngling mehr ist und somit zumindest den Umgang mit Alkohol ein wenig besser hätte lernen können. Selbst wenn auch dann die Frage bliebe, was ein veritabler Vollrausch eigentlich in einem Trainingslager zu suchen hat, in dem sich ein Club auf die Rückrunde vorbereitet, der um den Klassenerhalt kämpft und derzeit auf dem Relegationsplatz steht.

Proschwitz ist nicht allein, sondern in schlechter Gesellschaft

Nick_Proschwitz_1Allerdings ist Nick Proschwitz bei Weitem nicht der erste Fußballer, der alkoholisiert ein wenig über die Stränge schlägt. Und auch nicht der erste, bei dem männliche Genitalien eine Rolle spielen. Lothar Matthäus hatte einst einer Frauengruppe am Flughafen zugerufen: “Unser Schwarzer hat den Längsten.” Und meinte damit das Gemächt von Adolfo Valencia, zu jener Zeit im Kader des FC Bayern. Fraglich, ob die so informierten Damen wirklich so viele Details hatten wissen wollen. Anzeige wegen Belästigung erstatten sie nicht, gaben den Vorfall wohl aber an die Medien weiter. Juristisch wurde Matthäus nicht belangt, hatte aber auch ein weiteres Stück seiner Reputation in der Öffentlichkeit vernichtet.

In Zeiten von Social Media ging auch Lewis Holtby in die Falle, dass man Profis immer weniger durchgehen lässt. Er hatte ein Bild von seinem Penis an eine Bekannte verschickt, was – immerhin – ein privater Vorgang vor. Der zu seinem Pech natürlich an die Öffentlichkeit gelangte. Und in Zeiten, in denen ein Post, Tweet oder Instragram-Foto schneller geteilt und damit verbreitet als gelöscht ist, war das keine gute Idee vom damals aber noch recht jungen Holtby.

Ähnlich ging es dem einstigen deutschen Nationalspieler Marco Engelhardt, der seinen Penis für seine Freundin fotografierte – dann aber dummerweise das Handy mit dem Foto darin verlor. Auch dies wurde öffentlich, sogar auf Seite Eins der Bild-“Zeitung”, die da völlig schmerzfrei ist. Und Nicklas “Lord” Bendtner rieb sich noch vor Kurzem an einem Taxi, dessen Fahrer ihn verärgert hatte – natürlich ebenfalls mit heruntergelassener Hose.

Ist die Verhältnismäßigkeit der Vereinsreaktion gewahrt?

Während all die Genannten ihre Karriere aber fortsetzen konnten, ist dies zur Zeit bei Nick Proschwitz fraglich. Nicht einmal aus dem Verein flogen die Erwähnten, während Proschwitz von einem (betrunkenen) Abend auf den nächsten Morgen plötzlich auf Jobsuche ist. Da stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Reaktion des SC Paderborn, auch wenn Proschwitz natürlich nicht gekündigt, sondern nur suspendiert ist und sich zudem einen neuen Verein suchen darf. Der Verein lässt ihn also nicht für die restliche Vertragslaufzeit auf der Tribüne oder in einer “Trainingsgruppe 2” schmoren.

Besagte Dame, die das Opfer von Proschwitz’ Präsentation war – oder gewesen sein soll – äußerte sich jedenfalls dergestalt, dass sie den Vorfall a) nicht im pikanten Detail mitbekommen und b) sich nicht belästigt gefühlt habe. Jedenfalls nicht von Proschwitz, sondern nur von der Flut der nachfolgenden Berichterstattung in den Medien.

Proschwitz’ Pech: Klassenausflug Profifußballteam

Juristisch gesehen ist es vielleicht ein Fall von sexueller Belästigung und unbestritten ein Verhalten, dass kein gutes Licht auf den SC Paderborn wirft. Ist ein aber immer noch junger Mann damit nicht genug gestraft, dass er öffentlich durch alle Medien als betrunkener Trottel dargestellt wird? Die Zeit als Profifußballer trägt in aller Regel nur wenig dazu bei, den Ernst des Lebens zu erkennen und zu reifen. Vielfach wird die ganze Zeit als Profifußballer noch als “verlängerter Schulausflug” geschildert, bei dem eine Horde von ausschließlich Männern mit viel Geld um sich schmeißen kann. Dass das Proschwitz nicht davon entbindet, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen, steht außer Frage. Aber gewisse mildernde Umstände hätte man für ihn angesichts dieses bisherigen Lebenslaufs doch geltend machen können.

Dabei sollte man auch nicht auf die Idee kommen, die vielen Fälle sexueller, organisierter Belästigung rund um Silvester mit diesem Blankziehen in einen Topf zu werfen, auch wenn die deutsche Öffentlichkeit für Derartiges zur Zeit – zurecht! – sensibilisiert ist.

Proschwitz hat sich selbst entblößt, sowohl physisch als auch, was seine Reputation angeht. Soweit bekannt, hat er niemanden angefasst und ist dieser Vorfall zudem innerhalb eines Hotels vorgekommen. Er war also kein Auflauerer in einem dunklen Park, sondern eben anscheinend völlig betrunken. Dass sein Verhalten den guten Geschmack verletzt, ist unbestritten. Gleichzeitig wären derartige Vorfälle aber wohl von vielen Mannschaftsfahrten von Kreisklasseteams zu berichten, ohne dass jemand danach gleich vor dem Scherbenhaufen seiner beruflichen Existenz gestanden hätte.

Doppelmoral bei Paderborns Präsident

Man mag die Konsequenz von Paderborns Präsident Finke begrüßen, ein wenig scheinheilig ist die Reaktion allerdings schon, wenn er kurz zuvor einen Trainer einstellte, der zuletzt mit reichlich Alkohol am Steuer (1,4 Promille) erwischt worden war und auch ansonsten eine Vita voller außersportlicher Skandale besitzt. Ab 1,1 Promille ist eine solche Fahrt eine Straftat, für die sich Paderborns Trainer noch wird verantworten müssen.

Die Frage sei erlaubt, wer unverantwortlicher handelt: Derjenige, der im Urlaub mal eben seine Hose runterzieht – oder derjenige, der sich betrunken ans Steuer seines Autos setzt und damit Menschenleben gefährdet. Für Präsident Finke scheint Letzeres akzeptabel, während Ersteres den Ruf des Vereins beschädigt. Eine zweifelhafte Einstellung, die man im erzkatholischen Paderborn an den Tag legt. Zumal die Bundesliga (und auch die 2.) weiterhin in erster Linie für die meisten Interessierten das ist: Ein Unterhaltungsbetrieb, der von seinen Skandalen und den Ausfällen seiner Protagonisten lebt.

Foto: flickr.com/Metropolico.org wikimedia/http://www.flickr.com/photos/domfell/

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