BVB verliert enorm an sportlicher Qualität
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Noch vor wenigen Monate war aus der Geschäftsführung der Dortmunder zu hören, dass man „garantiert“ nicht alle drei Leistungsträger verkaufen würde. Doch das Worst Case-Szenario ist eingetroffen. Mats Hummels machte es wie Mario Götze und Robert Lewandowski und entschied sich zu einem Wechsel zum FC Bayern. Der Rekordmeister zahlt seinem Erzrivalen 38 Millionen Euro für die Dienste des Innenverteidigers. Ilkay Gündogan wird künftig in der Premier League unter Pep Guardiola bei Manchester City spielen, für den die Westfalen weitere 30 Millionen Euro kassierten. Und dann musste der BVB nach langem Hin und Her auch noch Henrikh Mkhitaryan Richtung Manchester United ziehen lassen, dessen Abschied aber immerhin mit 42 Millionen Euro versüßt wurde.
Macht in der Summe schlappe 110 Millionen Euro für drei Spieler, deren Verträge allesamt im Sommer 2017 ausgelaufen wären. Doch der wirtschaftlichen Freude steht ganz klar ein unglaublicher Verlust an sportlicher Qualität. Die Westfalen zahlen einen hohen Preis für den sportlichen Höhenflug der letzten Saison und verlieren drei ganz wesentliche Stützen, was nicht spurlos vorbeigehen wird.
„Krasser Umbruch“
Hummels mimte den Abwehrchef und bestritt 30 Ligaspiele in der letzten Saison für Borussia Dortmund. Mkhitaryan glänzte hingegen im Mittelfeld und verbuchte in 31 Ligaspielen sensationelle elf Tore und 20 Torvorlage, während Gündogan im defensiven Mittelfeld als Ideengeber auftrumpfte und 25 Einsätze verbuchte. Das Trio hatte einen Bärenanteil an der bärenstarken Saison 2015/16, die aber dennoch ohne Titel und mit der Vizemeisterschaft endete.
„Es ist fraglos der größte Umbruch der vergangenen zehn Jahre“, erklärte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Gespräch mit der „dpa“. Auch Außenverteidiger Marcel Schmelzer weiß die drei Abgänge richtig einzuordnen: „Das ist schon ein krasser Umbruch, der in diesem Sommer hier passiert. Wenn der Kapitän den Verein verlässt und dann auch noch ein Spieler wie Mkhitaryan. Da wäre es sehr vermessen zu sagen, dass wir die Bayern angreifen wollen.“
Was wird aus Aubameyang und Reus?
Doch dem BVB droht weiter Ungemach. Denn mit Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang verfügt der Klub noch über zwei weitere international begehrte Topstars. Die Interessenten stehen bereits Schlange, allen voran bei Torjäger Aubameyang bahnt sich auf leisen Sohlen ein Abschied an. Den Gabuner, der in abgelaufenen Spielzeit stolze 25 Tore in der Meisterschaft erzielte, zieht es schon seit längerer Zeit nach Spanien. Am liebsten Madrid, wo mit Real und Atletico gleich zwei Schwergewichte beheimatet sind. Schien Aubameyang zuletzt ein Engagement bei den Königlichen zu favorisieren, scheint nun Atletico das erklärte Wunschziel des BVB-Torjägers zu sein.
„Es wäre ein Traum für Atletico Madrid auflaufen zu dürfen. Ein Teil meiner Familie kommt aus dieser Gegend und genau deshalb habe ich diesen Traum schon seit meiner Kindheit.“, heizte der 27-Jährige die Gerüchte um seine Person gegenüber der „Diaro de Avila“ weiter an. Noch im Mai träumte er öffentlich von einem Wechsel zu Real. Letztendlich egal, Fakt ist, dass der nächste Leistungsträger in Dortmund bereits auf gepackten Koffern sitzen könnte. Angeblich wollen die <b, doch der BVB wird alles daran setzen, nicht noch einen wichtigen Spieler zu verlieren.
„Wir brauchen nicht über Aubameyang zu reden. Er hat einen Vertrag bis 2020. Die Ausgangssituation ist also eine völlig andere“, versucht Watzke zu beruhigen. Doch was zählen heutzutage schon Vertragslaufzeiten im Fußball?
Das Reus hingegen die Biege macht, scheint da schon schwerer vorstellbar. Dennoch reißen die Gerüchte nicht ab, dass der torgefährliche Tempodribbler bei seinem alten Lehrmeister Jürgen Klopp hoch im Kurs stehen soll und dieser den Flügelflitzer unbedingt zum FC Liverpool lotsen will. Laut dem klubnahen „Liverpool Echo“ soll Reus nicht abgeneigt sein, wobei die Reds angeblich rund 70 Millionen Euro für den deutschen Nationalspieler auf den Tisch legen würden. Reus, der ohnehin aufgrund einer Adduktorenverletzung den Saisonstart der Bundesliga verpassen wird, selbst wird die Personalentwicklung beim BVB mit Argusaugen verfolgen. Der 27-Jährige könnte seine Abschiedsgedanken intensivieren, wenn es Dortmund nicht gelingt, für die anstehende Saison eine titelfähige Mannschaft zu stellen.
Klopp lobt: BVB hat „fast alle Top-Talente geholt“
Doch wie sieht es eigentlich auf der Seite der Zugänge bei der Borussia aus? Bislang stehen sechs Neuzugänge zu Buche: Für die Defensive wurden Marc Bartra (25) vom FC Barcelona sowie der portugiesischen Außenverteidiger Raphael Guerreiro (22) vom FC Lorient verpflichtet. Das Mittelfeld werden künftig Sebastian Rode (25) vom FC Bayern sowie Mikel Merino (20) von Osasuna verstärken, während sich der BVB zudem die Dienste der beiden Flügelstürmer Ousmane Dembele (19) von Stade Rennes und Emre Mohr (18) aus Nordsjaelland sicherte.
Für das Sextett zahlte der BVB 62,25 Millionen Euro, wobei deren Durchschnittsalter bei 22,6 Jahren liegt. Klopp hat seinem alten Arbeitgeber für die Verpflichtungen in dieser Transferperiode gratuliert, da die Verantwortlichen geschafft hätten, „fast alle europäischen Top-Talente nach Dortmund zu holen.“
BVB muss nachlegen: Wer wird gehandelt?
Nun liegt es vor allem auch an BVB-Coach Thomas Tuchel, aus der gänzlich neuformierten Mannschaft eine schlagfertige Truppe zu formen, mit der man Meister und Pokalsieger Bayern München die Stirn bieten will. Doch ohne weitere Zukäufe wird das bei allem vorhandenen Talent der Neuzugänge nicht gelingen, zumal die jungen Kicker auch eine gewisse Anlaufzeit benötigen – der eine mehr, der andere weniger.
Rund um den Borsigplatz schießen die Namen potentieller Neuzugänge fast wie Pilze aus dem Boden. Ein ganz heißes Thema ist Weltmeister Andre Schürrle vom VfL Wolfsburg, aber auch mit Karim Bellarabi von Bayer Leverkusen haben sich die Schwarz-Gelben beschäftigt. Zudem ist weiterhin eine Rückkehr von Mario Götze nicht gänzlich auszuschließen, der in der Führungsetage des Klubs noch jede Menge Fürsprecher haben soll. Darüber hinaus gibt es Spekulationen über ein starkes Interesse an Marko Pjaca von Dinamo Zagreb, der im offensiven Mittelfeld nahezu auf allen Positionen eingesetzt werden kann und trotz seiner 21 Jahre bereits sehr erfahren ist (140 Pflichtspiele), zugleich aber noch von Tuchel geformt werden kann. Ein sehr interessante Mann für die Nachfolge von Mkhitaryan.
Ebenso scheint es möglich, dass der eigentlich auf dem Abstellgleis befindlich Jakub Blaszczykowski (aktuell an AC Florenz ausgeliehen) nach Dortmund zurückkehrt. Der 30-jährige Pole spielte eine sehr starke EM, hat noch Vertrag bis 2018 und ist zudem bei den Fans äußerst populär.