So ist es bisher
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Momentan ist es so, dass sich neben dem Titelverteidiger die Meister der besten zwölf europäischen Ligen (siehe Fünfjahreswertung der UEFA) und die Zweitplatzierten der besten sechs Ligen qualifizieren. Außerdem kommen die Tabellendritten der besten drei Spielklassen direkt in die Gruppenphase. Die verbliebenen zehn Startplätze der Gruppenphase werden zum einen unter den verbliebenen Meistern und zum anderen unter den besten bisher nicht qualifizierten Mannschaften aus den 15 besten europäischen Ligen ausgespielt. Der ehemalige Vorsitzende der UEFA, Michel Platini, führte außerdem 2007 eine neue Qualifikation ein und erhöhte die Anzahl der Runden auf vier mit dem Ziel, zukünfitg mehr Meistern der europäischen Ligen die Teilnahme an der Champions League zu ermöglichen. Durch ein bestimmtes Losverfahren mit unterschiedlichen Töpfen wird außerdem verhindert, dass sich die Favoriten bereits in der Gruppenphase eliminieren.
Das ändert sich an dem Teilnehmerfeld
Es wird bei den 32 Teilnehmer in acht Gruppen bleiben, doch die Startplätze werden zukünfitg anders verteilt. Es werden nicht mehr die drei bestplatzierten Nationen der UEFA-Fünfjahreswertung ein Anrecht auf vier Teilnehmer haben, sondern vier:
- Spanien (LaLiga)
- Deutschland (Bundesliga)
- England (Premier League)
- Italien (Serie A)
So sollen sich, wie bisher, die ersten drei Mannschaften der jewiligen Liga direkt für die Gruppenphase qualifizieren, was den vierten Starter angeht, soll es eine wichtige Änderung geben: Zukünftig zählt eine „historische“ Rangliste. Im Falle einer schlechten Ligaplatzierung sollen so auch Mannschaften wie der AC Mailand, Liverpool, Chelsea oder Manchester United in den Genuss eine Champions League Teilnahme kommen. Die UEFA kommt damit den großen Vereinen entgegen, die sich schon seit geraumer Zeit für die Einführung einer geschlossenen „Superliga“ interessieren – dieser Vorschlag ist somit vom Tisch. Allerdings blieben für die kleineren Vereine deutlich weniger Startplätze übrig. Nach aktuellen Stand der Fünfjahreswertung würden Frankreich, Portugal und Russland je zwei sichere Plätze bekommen. Die Ukraine, Belgien, die Niederlande, Türkei und Schweiz hätten einen Starter sicher.
Auch die Verteilung der Gelder wird anders werden
Bisher wurden die rund 1,3 Milliarden Euro nach einem Drei-Säulen-System verteilt. 40 Prozent der Gesamterlöse der teilnehmenden Vereine kommen aus dem „Marktpool“, der Rest wird über das Startgeld und die sportlichen Prämien für Siege, Unentschieden und das Weiterkommen von einer Runde zur nächsten verteilt. Für die Saison 2017/18 rechnet die UEFA gar mit Einahmen von 3,2 Milliarden Euro. Ab dieser Saison werden dann nur noch 15 Prozent gleichmäßig auf die Vereine verteilt, denn es kommt eine vierte Säule hinzu: Der „Klub-Koeffizient“, bei dem nicht nur die aktuellen Erfolge, sondern auch die Titelgewinne der Klub-Geschichte Berücksichtigung finden. Damit werden die reichen Vereine natürlich noch reicher. Der FC Bayern München zum Beispiel kann mit Mehreinnahmen von 100 Millionen Euro rechnen. Kein Wunder, dass Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Reform gegen jede Kritik verteidigt:
„Die Champions League wäre in die Luft geflogen. Mit ihren (Premier League) 3,3 Milliarden Euro Fernsehgeldern pro Saison erdrückt sie uns alle. Es ist eine Evolution, die dafür sorgt, dass der europäische Vereinsfußball weiter geschlossen zusammensteht.“
Rummenigge brüstet sich vor allem damit, dass dadurch die auch von ihm angestrebte europäische Superliga verhindert worden ist.
Wie könnte eine Superliga aussehen?
Die Idee einer Superliga ist nicht neu. Schon vor knapp 16 Jahren diskutierten Vereine wie
- Ajax Amsterdam
- PSV Eindhoven
- RSC Anderlecht
- Benfica Lissabon
- Glasgow Rangers
Die Gründung einer sogenannten Atlantik-Liga. Allerdings aus völlig anderen Gründen. Wenn sich jetzt die Vereinsbosse von Real Madrid, FC Barcelona, Bayern München, Manchester City und Juventus Turin hinstellen und eine eigene europäische Liga fordern, dann steckt da was ganz anderes hinter. Die Idee ist, dass eben jene Vereine aus den nationalen Ligen ausscheren und ihre eigene gründen – eigentlich keine blöde Idee, denn wer die Spieler dieser Teams in den nationalen Ligen verfolgt, bekommt immer mehr den Eindruck, sie spielen sowieso schon in ihrer eigenen Liga. Zur Verdeutlichung hier einige Ergebnisse der Mannschaften der letzten Spieltage:
- Real Madrid – CA Osasuna 5:2
- CD Leganés – FC Barcelona 1:5
- FC Bayern München – SV Werder Bremen 6:0
- Manchester City – AFC Bournemouth 4:0
Da kommt kaum noch Spannung auf. Allerdings werden die Probleme auch national durch die Reform der Champions League nur noch verschärft. Fritz Keller, Präsident des SC Freiburg, fand gegenüber dem „kicker“ deutliche Worte:
„Die Schere geht immer weiter auseinander. dabei lebt der Fußball aber doch davon, dass man bei Anpfiff des Spiels das Ergebnis noch nicht kennt. Da sollen die Großen doch ihre eigene Liga gründen.“
Harald Strutz, Präsident beim 1. FSV Mainz 05, meint: „Besteht die Bundesliga nur noch aus Rummenigge?“
Kritik auch vom neuen UEFA-Chef
Der neue UEFA-Präsident Aleksander Ceferin sieht die Änderungen ebenfalls kritisch. Noch vor seiner Wahl äußerste er sich dazu:
„Ich war an dieser Konstruktion nicht beteiligt, und wenn ich gewählt werden sollte, kann ich sie nicht ändern. Für die kleinen Länder wie Slowenien ist das keine gute Sache. Offensichtlich wurde das Projekt schon vor Monaten auf den Weg gebracht, aber die Nationalverbände wurden nicht sehr gut informiert.“
Jedoch ist der 48-jährige der Meinung, dass die neue Regelung besser sei als eine private Superliga.
Fazit: Die Superliga wird kommen
Karl-Heinz Rummenigge hat mit seiner Lobbymacht bei der UEFA Änderungen bewirkt – zu seinen Gunsten. Dafür verzichten die großen Vereine derzeit auf die Gründung einer Superliga. Durch die Umverteilung des Geldes wird allerdings bal keine andere Alternative mehr bleiben – denn die nationalen Ligen werden dadurch immer unattraktiver. Und welche Mannschaft stellt sich schon gerne auf den Platz in dem Wissen, das Spiel ohnehin nicht gewinnen zu können.