Die Geschichte der Gelben Karte
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Es war bei der Fußball Weltmeisterschaft 1966, als sich das erste Mal zeigte, wie schwierig es war für einen Schiedsrichter ein Spiel ohne diese Hilfsmittel zu leiten. Bei der Partie zwischen Argentinien und England kam es zu minutenlangen Tumulten, da ein argentinischer Spieler den Platzverweis des deutschen Schiedsrichters Rudolf Kreitlein nicht verstand oder verstehen wollte und so noch weitere neun Minuten im Spiel blieb. Es kam zu Handgreiflichkeiten zwischen den Spielern, so dass auch englische Akteure nicht mehr mitbekamen, dass sie von dem Unparteiischen verwarnt wurden. Somit war die Einführung eines „Signals“ die logische Konsequenz. Ken Aston, ein englischer Schiedsrichter, kam auf das Ampelsystem mit Gelb und Rot. Kurt Tschenscher war der erste Schiedsrichter der Welt, der jemals eine Gelbe Karte einsetzte: Im Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Übrigens:
- Durch die Fernsehübertragungen in Schwarz-Weiß waren die Schiedsrichter dazu angehalten worden, die Gelbe Karte in der Brusttasche und die Rote Karte aus der hinteren Hosentasche zu ziehen. Daher entwickelte sich in Deutschland der Begriff „Arschkarte“
Die Gelbsperre
Im Gegensatz zu einer Roten Karte hat ein Spieler bei einer Gelben Karte keine direkten Konsequenzen zu fürchten. Hat er allerdings eine gewisse Anzahl an Karten während eines Wettbewerbs gesammelt, dann wird er für das nachfolgende Spiel gesperrt. Es ist dabei normalerweise unerheblich, ob die Verwarnungen direkt hintereinander bekommen worden sind, oder nicht. Bei Welt- und Europameisterschaften können Spieler für das dritte Vorrundenspiel gesperrt werden, wenn sie in den beiden ersten Partien jeweils eine Karte bekommen haben. Das gleiche gilt für nachfolgenden K.O. Runden. Seit 2010 sind solche Sperren nach dem Halbfinale nicht mehr möglich. In der Bundesliga gilt die Gelbsperre seit der Saison 1979/80:
- Damals wurde beschlossen, den betreffenden Spieler nach der vierten Gelben Karte zu sperren
- Heute wird aber erst nach der fünften Gelben Karte gesperrt
Die Regel verdanken wir übrigens dem Spieler Walter Frosch, der es tatsächlich schaffte, während der Zweitligasaison 1976/77 18 Gelbe Karten in 37 Spielen zu sammeln.
Die Vorgänge beim SV Werder Bremen und dem SV Darmstadt 98
Das kam den Spielern sehr gelegen. Beim Spiel zwischen Darmstadt 98 und Bayer 04 Leverkusen am 21. Spieltag der 1. Bundesliga holten sich gleich fünf Akteure der Lilien ihre fünfte beziehungsweise zehnte Gelbe Karte ab:
- Jerome Gondorf (5.)
- Aytac Sulu (5.)
- Marcel Heller (5.)
- Konstantin Rausch (5.)
- Peter Niemeyer (10.)
Die Folge: Beim nächsten Spiel fehlten eben diese fünf Spieler. Der nächste Gegner: FC Bayern München, hier rechnete sich die Mannschaft sowieso kaum Chancen aus. War es also Absicht? Keiner der fünf Spieler war so leichtsinnig, sich öffentlich dazu zu äußern und ein Ermittlungsverfahren des DFB-Kontrollausschusses wurde nicht erst angestrengt, obwohl der Verdacht sicherlich begründet gewesen ist. Anders verhielt es sich dann aber beim SV Werder Bremen im Spiel gegen Hannover 96. Die beiden Spieler
- Clemens Fritz
- Zlatko Junuzovic
bekamen jeweils ihre fünfte Gelbe Karte und wurden dadurch für das nächste Spiel gesperrt. Anders als bei den Fünfen aus Darmstadt gaben die Bremer unverhohlen zu, dass sie das Ganze mit Absicht gemacht haben. Der DFB fand den Fall nicht so lustig und belohnte die beiden mit einer Geldstrafe: 20.000 Euro müssen beide abdrücken, können am 19. März gegen Mainz aber wieder antreten, zuvor war auch von einer weiter gehenden Sperre gesprochen worden. Fritz sagte zur Erklärung:
- „Gegen Bayern auszufallen, tut Bremen nicht so sehr weh wie gegen einen unmittelbaren Konkurrenten.“
Junuzovic entschuldigte sich für sein Fehlverhalten: „Es tut mir leid, wenn ich unsportlich agiert habe, das wollte ich auf keinen Fall.“ Hans E. Lorenz, der Vorsitzende des Sportgerichts, will mit dem Urteil gegen die beiden Bremer ein Zeichen setzen: „Es kann aber nicht sein, dass sich Bundesligamannschaften generell vor dem Bayern-Spiel Geldsperren abholen, was dann dazu führt, dass München regelmäßig gegen schwächere Gegner spielt als der Rest der Liga. Wir sind auch dazu da, einen fairen Wettbewerb zu garantieren“, betonte Lorenz. Er verspricht sich von dem Urteil gegen Fritz und Junuzovic deshalb auch eine „abschreckende Wirkung und ein Signal.“
Nicht mehr das nächste Spiel, sondern eine der nächsten drei
Das neue Modell, dass Koch nun vorgeschlagen hat, soll die Wettbewerbsverzerrung durch das absichtliche Auslösen der Sperren vor Spielen vermeiden. Laut Koch soll es so funktionieren: „Wir müssen überlegen, ob es der richtige Weg ist, unmittelbar an die fünfte oder zehnte Gelbe Karte im nächsten Spiel die Sperre eintreten zu lassen. Würden wir eine Regelung dergestalt treffen, dass eines der nächsten drei Spiele betroffen ist und ausgelost wird, bei welchem Spiel der Spieler seine Sperre absitzen muss, dann wäre der Spuk sofort zu Ende.“ So weit, so gut, so logisch. Doch was halten die Betroffenen von dieser neuen Regel? Der Manager des 1. FC Köln, Jörg Schmadtke, hat wenig Verständnis für ein derartiges Losverfahren. „Wenn das ernst gemeint ist, wird es kompliziert und schwierig“, warnt Schmadtke vor Kochs Modell, „dann könnten drei Spieler, die in drei Spielen nacheinander ihre Gelbsperre erhalten, in einem einzigen Spiel gesperrt sein. Wir sind doch nicht beim Roulette.“ Als Argument führt der Manager die Wirtschaftlichkeit ins Feld. „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und nicht eine Klitsche, die von irgendwelchen Zufällen abhängig sein kann“, so der FC-Geschäftsführer. Rainer Koch hält dagegen: „Die Spieler würden nicht mehr Gelbe Karten provozieren, und Kontrollausschuss und Sportgericht müssten sich nicht mehr mit dieser Art von Arbeit befassen.“ Ob sich dieser Vorschlag am Ende durchsetzen wird oder wie eine Seifenblase zerplatzt, wird die Zukunft zeigen. Spätestens bis zur nächsten Welle von Gelbsperren vor einem Spiel gegen Bayern oder Dortmund – vielleicht aber zeigen auch die Geldstrafen bereits Wirkung.
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