Mehmet Scholl
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So richtig gescheitert ist der ehemalige FC Bayern Spieler eigentlich nicht. Als Spieler konnte er viel erreichen:
- Deutscher Meister: 1994, 1997, 1999, 2000, 2001, 2003, 2005, 2006
- DFB-Pokalsieger: 1998, 2000, 2003, 2005, 2006
- Weltpokal Sieger: 2001
- Champions League Sieger: 2001
- UEFA-Pokalsieger: 1996
- Europameister: 1996
Nach seiner Karriere als Fußballspieler wollte Scholl dem Vereinsfußball treubleiben und absolvierte im Frühjahr 2008 eine Trainerausbildung zum Erwerb der B-Lizenz. Er trainierte daraufhin die U13 des FC Bayern, bei der auch sein Sohn spielte. Ab dem 27. April trainierte der die zweite Mannschaft des FC Bayern in Vertretung für Hermann Gerland. Ende 2009 konnte er schließlich den A-Trainerschein nachreichen. Letztendlich scheiterte Scholl als Trainer nur deshalb, weil er seiner TV-Karriere als Experte der ARD Vorrang gab. Denn beides zusammen ließ sich nicht miteinander vereinbaren.
Paul Breitner
Der Weltmeister von 1974 und Europameister von 1972 muss wohl keinem vorgestellt werden. Bekanntheit erlangte er nicht nur als Sportler, sondern auch als Quergeist, der kein Blatt vor dem Mund nimmt und nicht müde wird, den deutschen Sport zu kritisieren. Einst nannte er den Teamchef der deutschen Nationalmannschaft, Franz Beckenbauer, den „Totengräber des deutschen Fußballs“. Mit dem Trainerjob kam er nur einmal in Berührung: 1998 brachte DFB-Präsident Egidius Braun Paul Breitner als Nachfolger von Berti Vogts ins Gespräch. Allerdings wurde von dieser Idee schnell wieder Abstand genommen. Inzwischen ist Breitner Chefscout beim FC Bayern München.
Lothar Matthäus
Lothar Matthäus ist mit 150 Länderspielen nicht nur Rekordnationalspieler der DFB-Auswahl, sondern mit insgesamt 75 Spielen auch Rekordspielführer der Nationalmannschaft. Er nahm an insgesamt fünf Weltmeisterschaften teil und konnte den Titel 1990 gewinnen. Er spielte für Borussia Mönchengladbach, den FC Bayern München und Inter Mailand, bevor er seine Karriere in den USA bei den Metro Stars ausklingen ließ. Er versuchte sich als Trainer bei mehreren Vereinen und Nationalmannschaften, allerdings mit mäßigem Erfolg:
- SK Rapid Wien (beendete die Saison mit dem schlechtesten Ergebnis, das der Verein jemals hatte)
- FK Partizan Belgrad
- Ungarische Nationalmannschaft
- CA Paranaense
- FC Red Bull Salzburg
- Maccabi Netanja
- Bulgarische Nationalmannschaft
Inzwischen arbeitet er lieber wieder als TV-Experte für den Pay-TV Sender Sky.
Stefan Effenberg
Der blonde, charismatische und manchmal ungehobelte Fußballspieler, hat in seiner aktiven Karriere eine ganze Menge erreicht. Er wurde Weltpokalsieger 2001, gewann im selben Jahr mit dem FC Bayern München die Champions League, wurde dreimal Deutscher Meister sowie DFB-Pokalsieger mit Mönchengladbach und München. Nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn trat er unter anderem in einigen Fernsehshows auf. 2015 schließlich übernahm er den Trainerposten beim abstiegsgefährdeten Zweitligisten SC Paderborn, der eine Saison zuvor erst in die 2. Liga abgestiegen war. Doch er hatte keinen Erfolg – am Ende trennte sich der Verein von Effenberg, auch wegen seiner zahlreichen Eskapaden.
Jupp Heynckes
Kein anderer Name ist mit Erfolg im Fußball so sehr verknüpft wie seiner. Er erzielte in seiner Laufbahn mehr Siege in der deutschen Bundesliga als jeder andere als Spieler und Trainer. Ein Paradebeispiel dafür, dass es durchaus klappen kann, mit der zweiten Karriere nach der aktiven Spielerlaufbahn. Als Spieler konnte er
- Vier deutsche Meisterschaften gewinnen
- den DFB- sowie den UEFA Pokal gewinnen
- Welt- und Europameister werden
Als Trainer für zahlreiche Vereine in Deutschland, Spanien und Portugal konnte er mit Real Madrid 1998 die Champions League gewinnen und diesen Erfolg 2013 mit dem FC Bayern München wiederholen. Im gleichen Jahr gewann der ebenfalls mit den Bayern die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal – bevor er endgültig als Trainer zurücktrat.
Felix Magath
Auch der gebürtige Aschaffenburger kann Erfolge sowohl als Trainer als auch als Spieler vorweisen. Mit dem Hamburger SV konnte er
- 1983 den Europapokal der Landesmeister
- 1977 den Europapokal der Pokalsieger
- 1979, 1982 und 1983 die Deutsche Meisterschaft
feiern. Außerdem wurde er 1980 Europameister und 1982 und 1986 Vize-Weltmeister. Als Trainer konnte er mit fast jedem Team, das er trainierte, große Erfolge feiern. So führte der den 1. FC Nürnberg 1998 zurück in die Bundesliga, mit Werder Bremen erreichte er 1999 das DFB-Pokalfinale. Eintracht Frankfurt sicherte er 2000 den Klassenerhalt, mit dem VfB Stuttgart wurde er UI-Cup Sieger (2002) und Vizemeister (2003). Den FC Bayern München bescherte er zwei Meisterschaften und zwei Pokalsiege (2005 und 2006) und auch mit dem VfL Wolfsburg wurde er Deutscher Meister (2009).
Fazit: Zu hohe Erwartungen an die ehemaligen Top-Spieler
Wenn es einen ehemaligen Top-Spieler zu einem Job als Trainer drängt, dann wird von der Öffentlichkeit natürlich erwartet, dass sich schnell die ersten Erfolge einstellen, und zwar auf einem sehr hohen Niveau. Dabei wird allerdings verkannt, dass der Job als Trainer eine ganz andere Herausforderung darstellt, als der Job als Profi-Fußballer. Nicht jeder ehemalige Spieler ist für diesen Job geeignet, eine entscheidende Rolle spielt die Persönlichkeit. Der Erfolgsdruck wirkt sich häufig negativ auf das Gesamtbild aus, so dass die meisten Trainer, wie Stefan Effenberg oder Lothar Matthäus, nicht selten sowohl an ihrer Persönlichkeit als auch an dem Erwartungsdruck scheitern. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die besten Trainer als Spieler eher unbekannt waren. Beste Beispiele hierfür:
- Jürgen Klopp (als Spieler des 1. FSV Mainz 05 stets in der 2. Bundesliga)
- Markus Weinzierl (spielte meistens in der Regionalliga)
- Thomas Tuchel (spielte zuletzt beim SSV Ulm 1846)
André Breitenreiter (Hessen Kassel, SC Langenhagen, Holstein Kiel)
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