Das Rennen Gent-Wevelgem
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Das Rennen Gent-Wevelgem ist ein echter Klassiker, es wird bereits seit 1934 ausgetragen und findet im Frühjahr statt. Das Rennen wird zu Ostern ausgetragen, es steht seit einiger Zeit unter keinem guten Stern. Bereits in den Jahren zuvor kam es zu schrecklichen Zwischenfällen, doch besonders tragisch ist der Ausgang des diesjährigen Rennens. Der Sprinter Antoine Demoitié kollidierte am Ostersonntag heftig mit einem Begleitmotorrad, er stürzte und erlitt schwere Verletzungen. Wenige Stunden später erlag er seinen Verletzungen im Krankenhaus; das war in der Nacht zum Ostermontag. Wie Frederic Evrard von der Gendarmerie Nord-Pas-de-Calais sagt, wurden genaue Ermittlungen zum Unfallhergang bereits aufgenommen. Antoine Demoitié war erst 25 Jahre alt; besonders tragisch ist, dass er in dieser Saison zum ersten Mal für das unterklassige Team Wanty Gobert gefahren ist. Zusammen mit vier weiteren Fahrern ist er nach einer Strecke von ca. 150 Kilometern gestürzt. Dabei hatte er bereits mehr als die Hälfte der insgesamt 242,8 Kilometer langen Strecke zurückgelegt, das Unglück ereignete sich in Sainte-Marie-Cappel. Er war Angaben der französischen Sportzeitung „L’Equipe“, die sich auf Augenzeugen beruft, noch nicht wieder aufgestanden, als er vom Motorrad überfahren wurde. Demoitié ist in Lüttich geboren und fuhr von 2013 bis 2015 für Wallonie-Bruxelles. Er erzielte bei der Tour de Finistere im Jahre 2014 seinen größten Erfolg, als er gewann. Der Rennstall von Demoitié, Wanty Gobert, kündigte eine Stellungnahme zum Unfallhergang an. Ins Krankenhaus musste auch Jens Debusschere, nachdem er stürzte. Der 26-jährige frühere belgische Meister, der für Lotto-Soudal fährt, erlitt nach dem Sturz eine Gehirnerschütterung.
Motorradfahrer hat keine Schuld
Bislang steht fest, dass den Motorradfahrer keine Schuld trifft. Alle, die den schrecklichen Unfall erlebt haben, sind sich darüber einig. Völlig vergeblich versuchte der Motorradfahrer, die Kollision zu vermeiden. José Been, Sprecherin des Teams Wanty Gobert, erklärte, dass der Motorradfahrer zur falschen Zeit am falschen Ort war. Augenzeugen berichten darüber, dass das Begleitmotorrad versuchte, auszuweichen, was jedoch nicht gelang. Die Vorfälle nahmen ihren Lauf:
- Sturz von fünf Fahrern, darunter Antoine Demoitié
- Ausweichversuch des Motorradfahrers
- Sturz des Motorradfahrers
- Tod des Fahrers Antoine Demoitié
Zeugenaussagen zufolge lag Antoine Demoitié am Boden, als der Fahrer des Motorrads stürzte und dabei genau den Kopf von Demoitié erwischte.
Künftige Sicherheitsvorkehrungen bei Gent-Wevelgem
Der Tod von Antoine Demoitié ist tragisch, doch musste es erst zum Tod eines Fahrers kommen, um die Sicherheitsregeln zu verschärfen. Schon seit Monaten wird eine Debatte über verschärfte Sicherheitsvorkehrungen im belgischen Radsport geführt, denn schon vor einiger Zeit sind Radfahrer mit Motorrädern oder Autos kollidiert. Die Unfälle endeten allerdings zumeist glimpflich:
- Schlüsselbeinbruch des belgischen Radprofis Stig Broeckx beim Eintagesrennen Kuurne-Brüssel-Kuurne bei einer Kollision mit einem Motorrad
- Sturz des Schweizers Danilo Wyss beim Rennen La Drome Classic durch eine Kollision mit einem Motorrad beim Finale
- Sturz von zwei Fahrern bei der Flandern-Rundfahrt 2015 bei einer Kollision mit einem neutralen Materialwagen
- Zusammenstöße mit Motorrädern von Greg van Avermaert, Jakob Fuglsang, Peter Sagan und Sergio Paulinho im vergangenen Jahr
Peter Sagan gewann schließlich das Rennen Gent-Wevelgem am Sonntag. Der Slowake schreibt auf seiner Facebook-Seite, dass die Sicherheit der Fahrer oberste Priorität hat. Auch Marcel Kittel, der deutsche Sprinter, schrieb auf Facebook, dass Sicherheitsmaßnahmen an erster Stelle stehen. Bislang war Doping das größte Problem im Radsport, es muss weiterhin bekämpft werden. Genauso wichtig wie der Kampf gegen Doping sind seiner Ansicht nach jedoch die nötigen Sicherheitsvorkehrungen. Er spricht davon, dass in puncto Sicherheit bislang nicht genug getan wurde, denn schließlich stehen Menschenleben auf dem Spiel. Er meint, dass das Thema Sicherheit vom Weltverband offen diskutiert werden müsse. Auch andere Rad-Profis und sportliche Leiter meinen, dass die Sicherheitsstandards verbessert werden müssten. Über Twitter fragte der sportliche Leiter vom Team Etixx-Quick Step, für das Marcel Kittel fährt, was nun der Verband und der Präsident Brian Cookson tun werden. Er erhielt auf seine Frage noch keine Antwort, lediglich Bestürzung über den tragischen Tod von Demoitié wurde zum Ausdruck gebracht. Es geht jetzt darum, mit allen relevanten Stellen zusammenzuarbeiten, um zu einem Ergebnis zu kommen und die Hintergründe des Unglücks aufzubereiten.
Ein tödlicher Unfall ist noch nicht genug
Ein tödlicher Unglücksfall reicht noch nicht aus, um den belgischen Radsport zu überschatten. Auch der erst 22-jährige Daan Myngheer ist tot, zum Auftakt des Criterium International auf Korsika erlitt er einen Herzstillstand. Der Profi des französischen Zweitliga-Teams Roubaix ML erlitt ca. 25 Kilometer vor dem Spiel einen bösen Zwischenfall. Seine Teamkollegen berichteten davon, dass er über Unwohlsein klagte und sich daraufhin zurückfallen ließ. Er stoppte, brach schließlich zusammen und musste reanimiert werden. Im Krankenhaus von Ajaccio wurde er behandelt, schließlich verstarb er, nachdem er sich in einem sehr kritischen Zustand befand. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet; die Teamfahrzeuge und Hotelzimmer wurden bereits am Ostersamstag untersucht. Als er verstarb, waren seine Lebensgefährtin und seine Familie bei ihm. Die Todesursache war letztendlich ein Myokardinfarkt, wie ihn zumeist ältere Menschen erleiden. Der junge Radprofi hat gekämpft wie ein großer Champion – so äußerte sich sein Rennstall. Er hat, genauso wie Antoine Demoitié, darüber verfügt, seine Organe zu spenden. Leben die beiden jungen Radsportler nicht mehr, was äußerst traurig ist, können sie nun mit ihren Organen noch anderen schwerverletzten oder todkranken jungen Menschen mit ihren Organen die Chance zum Leben geben.
Erhöhung der Sicherheitsstandards kaum möglich
Ingo Rees, Chef-Kommissar der Tour de France 2014, äußerte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die Radrennen nicht mit Fußballspielen verglichen werden können. Er drückte seine große Anteilnahme aus. Rees wurde vom Weltverband UCI als Aufseher beauftragt und sieht nur wenig Potenzial, die Sicherheitsstandards bei Radrennen zu erhöhen. Er ist der Meinung, dass die UCI mit ihren Richtlinien, zu denen
- Lehrgänge
- Briefings der Begleitfahrer
gehören, auf einem guten Weg sei. Vor und während des Rennens stimmen sich die für die sportliche Überwachung zuständigen Kommissäre mit den Teamchefs, Profis und Veranstaltern ab. Foto: (c) Wettbuero.de