Das deutsche Ligasystem in seiner jetzigen Form wird immer wieder diskutiert, kritisiert, wahlweise auch gelobt. Die heftigste Kritik kommt allerdings aus den Regionalligen. Denn die Vereine der fünfgleisig aufgeteilten vierten Ebene des Systems müssen ihre Aufsteiger in die seit 2008 eingleisig geführte 3. Liga in einem komplizierten Playoff System ermitteln. Das führt dann dazu, dass die fünf Meister der jeweiligen Ligen nicht automatisch aufsteigen.
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Das Playoff System der Regionalliga

Fiete_SykoraDie vierte Ebene des deutschen Ligasystems ist derzeit in fünf verschiedene Regionalligen aufgeteilt:

  • Regionalliga Nord: Vereine des Norddeutschen RV
  • Regionalliga Nordost: Vereine des Norddeutschen RV
  • Regionalliga West: Vereine des Westdeutschen RV
  • Regionalliga Südwest: Vereine des RV Südwest und des Süddeutschen RV, mit Ausnahme des bayrischen Landesverbandes
  • Regionalliga Bayern: Vereine des Bayrischen Landesverbandes

Innerhalb jeder Liga sind maximal sieben zweite Mannschaften von Vereinen der Deutschen Fußballliga zugelassen, zweite Mannschaften der 3. Liga dürfen nicht in der Regionalliga vertreten sein. Insgesamt können aber nur drei Mannschaften aus der Regionalliga aufsteigen. Um diese drei Mannschaften zu ermitteln, wird eine Aufstiegsrunde ausgetragen. Hier nehmen die fünf Meister der jeweiligen Ligen sowie der Vizemeister der Liga Südwest teil. Seit der letzten Reform des Systems im Jahr 2012 stiegen folgende Mannschaften in die 3. Liga auf:

  • 2013: Holstein Kiel, RB Leipzig, SV Elversberg
  • 2014: SC Fortuna Köln, SG Sonnenhof Großaspach, 1. FSV Mainz 05 II
  • 2015: SV Werder Bremen II, 1. FC Magdeburg, Würzburger Kickers

Kritiker fordern ein anderes Modell

P1040528_LeipzigVerständlicherweise sind nicht alle Vereine mit diesem Modell einverstanden. Denn nur drei Regionalligameister steigen auf, dies sollte aber allen fünf Mannschaften möglich sein, so der Tenor. Es gibt verschiedene Modelle, die immer wieder zur Sprache kommen. Ihre Umsetzung ist allerdings nicht beschlossen – der Deutsche Fußball Bund lässt sich mit einer Entscheidung sehr viel Zeit. Zum Beispiel forderte der Ex-Nationalspieler Hanno Balitsch, derzeit Kapitän des SV Waldhof Mannheim:

„Es ist mehr als überfällig, dass man zu drei Regionalligen zurückkehrt, aus denen die drei Meister aufsteigen. Ich weiß nicht, ob es in Europa einen schwierigeren Aufstieg gibt als den von der Regionalliga in die dritte Liga.“

Inzwischen geistern mehrere Ideen umher.

Dreigleisige Regionalliga

Ein System mit drei Regionalligen gab es schon einmal zwischen 2008 und 2012. Es wurde eingeführt, als die 3. Liga unterhalb der beiden Bundesligen erstellt wurde. Hier funktionierte das System, das von vielen zurückverlangt wird, nämlich, dass alle Meister automatisch in die 3. Liga aufstiegen. In den vier Spielzeiten der dreigleisigen Regionalliga schafften folgende Mannschaften den Aufstieg:

  • 2009: Holstein Kiel, Borussia Dortmund II, 1. FC Heidenheim
  • 2010: SV Babelsberg 03, 1. FC Saarbrücken, VfR Aalen
  • 2011: Chemnitzer FC, Preußen Münster, SV Darmstadt 98
  • 2012: Hallescher FC, Borussia Dortmund II, Stuttgarter Kickers

Dieses Konzept wurde dann 2012 wieder fallengelassen, wohl auf Druck der Profivereine, die den Übergang zwischen der 3. Liga und den Regionalligen so undurchlässig wie möglich halten wollen. Der damalige DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch, sagte damals dazu:

„Die Einheit des Fußballs muss gewahrt werden. Es gab drei Positionen: Die Position der Profis, die Position aufstrebender Klubs unterhalb der Profiklubs und die Position der Oberliga-Vereine. Die Reform ist ein Kompromiss.“

Ein schlechter Kompromiss, wie die Amateurvereine nicht müde werden, zu betonen.

Die Einführung der 4. Liga

Mit einer eingleisigen 4. Liga könnte die Lücke zwischen der Regionalliga und der 3. Liga geschlossen werden. Mehrere Vereine befinden sich zu diesem Modell in einem regen Interessensaustausch. Die Idee dahinter: Die drei ersten der neuen Liga würden aufsteigen, die letzten fünf in die nach wie vor fünfgleisige Regionalliga, die dann die fünfte Ebene des Ligasystems werden würde, absteigen. Auch über eine zweigleisige 4. Liga wurde bereits diskutiert.

Zweigleisige 3. Liga

Ein weiteres Modell beschäftigt sich mit einer Alternative zu dem dreigleisigen Regionalligasystem. Die Idee entstammt den Verantwortlichen der Regionalliga West. Dagegen regt sich allerdings aus dem Profilager Widerstand: Der Finanzvorstand von Schalke 04, Peter Peters, sagte dazu:

„Der DFB sollte nur über eine Umverteilung seiner TV-Gelder zugunsten der 3. Liga nachdenken. Würde man eine zweigleisige 3. Liga einführen, müsse das wenige TV-Geld auf noch mehr Vereine aufgeteilt werden.“

Dass die Vereine der 3. Liga unter chronischen Geldmangel leiden, belegen folgende Zahlen:

  • Nur acht Vereine können derzeit ein positives Eigenkapital vorweisen
  • Im Schnitt sind die Klubs mit 3,75 Millionen Euro verschuldet

Eine wieder andere Idee kommt von Rainer Koch, Präsident des süddeutschen Verbandes. Er fordert eine Reduzierung der Regionalligen auf vier Staffeln mit insgesamt vier Aufsteigern. Die Schwäche der Regionalligastruktur könne dadurch am besten behoben werden.

Aufstiegsrunden haben in Deutschland eine lange Tradition

Offenbar sind die Kritiker nicht so gut mit deutscher Ligageschichte vertraut, wie sie sollten. Oder aber, ihr Wissen weist partielle Lücken auf. Denn eigentlich haben die viel gescholtenen Aufstiegsrunden in der deutschen Fußballgeschichte eine lange Tradition. Bereits 1947, also vor Gründung der Bundesliga, glich der Übergang von einer in die nächste Liga einem Nadelöhr. In die damaligen erstklassigen Oberligen, von denen es drei gab, kamen nur acht von 17 Landesligameistern. Auch nach der Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 war es nicht so, dass die Meister der zweitklassigen Regionalligen automatisch in das Oberhaus aufsteigen konnten. Es gab zwei Aufstiegsrunden mit zehn Mannschaften in zwei Fünfergruppen. Nur die Erstplatzierten dieser Gruppen erhielten das Ticket in die Bundesliga, also nur zwei von zehn. Erst als 1974 die zweigeteilte 2. Liga eingeführt wurde, stiegen die Meister der beiden Staffeln direkt auf. Darunter blieb es aber auch weiterhin kompliziert. Von einer Ungerechtigkeit im jetzigen Modus kann also eigentlich keine Rede sein. Schließlich trennt sich in der jetzigen Aufstiegsrunde die Spreu vom Weizen. Nichts ist schlimmer, als eine Mannschaft in einer höheren Liga zu haben, die von der Qualität her eigentlich dort nichts zu suchen hat.

Foto: wikimedia/Marcel Junghanns (c) Wettbuero.de

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