Die Meistertrainer der Bundesliga
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Die erfolgreichsten Trainer in der Bundesliga sind wohl diejenigen, die mit ihrer Mannschaft einen Meistertitel ergattern konnten. Der erste Trainer in dieser Reihe ist Georg Knöpfle, der 1964 den 1. FC Köln im Alter von 60 Jahren zum ersten Meistertitel der Bundesliga führte. Pep Guardiola, der bisher letzte in der Reihe, war 44, als er mit dem FC Bayern München im vergangenen Jahr die Meisterschaft holte. Die extremsten Ausschläge nach oben und unten sind:
- Matthias Sammer 2002: Meisterschaft mit Borussia Dortmund im Alter von 34 Jahren
- Jupp Heynckes 2013: Meisterschaft mit FC Bayern München im Alter von 68 Jahren
Trainer, die im Jahr der Meisterschaft unter 40 Jahre alt waren, sind nur selten zu finden. Zu diesen gehören:
- Udo Lattek (37, 38 bzw. 39 Jahre alt bei den Titeln mit dem FC Bayern München zwischen 1972 und 1974)
- Christoph Daum (38 Jahre alt bei seinem Titel mit dem VfB Stuttgart 1992)
Wesentlich häufiger sind Trainer in den 40ern und 50ern zu finden. Auch Trainer ab 60 sind eher selten. Die drei erfolgreichsten Bundesligatrainer, gemessen an der Anzahl der Meisterschaften, sind:
- Udo Lattek (1972, 1973, 1974, 1976, 1977, 1985, 1986, 1987)
- Ottmar Hitzfeld (1995, 1996, 1999, 2000, 2001, 2003, 2008)
- Hennes Weisweiler (1970, 1971, 1975, 1978)
Weisweiler war zwischen 50 und 60 Jahren alt, Hitzfeld bei seinem ersten Titel 46, bei seinem letzten 59. Lattek hat mit einer Spanne zwischen 37 und 52 die längste erfolgreiche Karriere hinter sich.
Das Alter ist nicht entscheidend – Beispiel Julian Nagelsmann
Nicht nur die Betrachtung der eben gezeigten Umstände legt nahe, dass das Alter eines Trainers eher nicht der entscheidende Faktor zum Erfolg ist. Vielmehr spielen vor allem charakterliche Eigenschaften eine Rolle. Als Julian Nagelsmann im Alter von 28 Jahren als neuer Trainer der TSG 1899 Hoffenheim vorgestellt wurde, überzeugte er die anwesenden Journalisten auf der Pressekonferenz vor allem mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein: „Ich kann mit meiner Art neue Reize setzen, davon bin ich überzeugt. Und ich glaube auch, dass ich das sehr schnell schaffen kann“, so Nagelsmann. Und er machte für sich und seine Mannschaft einen Vorteil aus, der unmittelbar mit seinem Alter zu tun hat:
- „Es wird viel über mein Alter geredet, das weiß ich. Aber ich sehe darin viele Vorteile. Ich spreche die Sprache der Spieler, ich kann mich leichter in die Gedanken der Spieler versetzen, weiß, was sie auch im Privaten bewegt.“
Allerdings wurde Nagelsmann auch nicht ins kalte Wasser gestoßen, denn er bringt viele Jahre Erfahrung als Trainer mit. Seine aktive Karriere als Spieler musste er bereits sehr früh beenden. „Als ich in Augsburgs zweiter Mannschaft spielte, sagte der Arzt nach meiner zweiten Meniskus-OP zu mir, dass mein Knorpel in Mitleidenschaft gezogen sei. Er stellte es mir frei, weiter zu spielen, warnte mich aber vor Arthrose und einem steifen Knie. Mir war das Risiko zu groß und ich entschloss mich für meine Gesundheit.“ Da war er gerade 20 Jahre alt. Daraufhin wurde er Co-Trainer der U17 beim TSV 1860 München. Danach ging es Schlag auf Schlag:
- Co-Trainer der U17 in Hoffenheim (bis 2011)
- Trainer der U17 in Hoffenheim (bis 2013)
- Co-Trainer der TSG 1899 Hoffenheim Bundesligamannschaft (Januar 2013 bis Juni 2013)
- bis 2016 dann Trainer der U19 bei der TSG Hoffenheim
- seit dem 11. Februar Trainer der Bundesligamannschaft der TSG Hoffenheim
Und der Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Unter seiner Regie schaffte es die vom Abstieg bedrohte Mannschaft heraus aus dem Tabellenkeller. Sechs der bisher mit ihm absolvierten Spiele konnten gewonnen werden, drei gingen verloren und eines endete mit einem Unentschieden, die TSG Hoffenheim liegt derzeit auf Tabellenplatz 14 mit einem Vorsprung von drei Punkten auf den Relegationsplatz. Mit dem Restprogramm Ingolstadt, Hannover und Schalke vor Augen sollte es eigentlich mit dem Klassenerhalt klappen. Doch nicht nur Selbstbewusstsein und Verständnis für die Spieler ist für eine solche Rolle wichtig. „Ich habe vor jeder Aufgabe in meinem Leben Respekt gehabt, aber niemals Angst. So gehe ich auch jetzt die Aufgabe an. Ich will in die Zukunft schauen, das begann gestern im ersten Training. Ich will meine Energie in das stecken, was jetzt kommt. Ich orientiere mich an der Zukunft, nicht an der Vergangenheit“, sagt Nagelsmann. Manager Alexander Rosen machte außerdem auf die Führungsqualitäten des 28-jährigen aufmerksam:
- „Als ich 2010 hier angefangen habe, war Julian Co-Trainer der U17. Seitdem beobachte ich ihn und stelle immer wieder fest, dass er eine natürliche Autorität hat und sehr viel Selbstbewusstsein ausstrahlt. Er ist sehr fleißig, wissbegierig. Er hat immer überragendes Feedback bekommen. Er hat trotz seines jungen Alters auch als Co-Trainer im Profiteam sofort Akzeptanz gehabt. Seine Ansagen sitzen. Was er vermitteln, das kommt an. Julian bekommt sehr positives Feedback aus der Mannschaft. Deswegen sind wir absolut überzeugt, den richtigen Trainer zu haben.“
Was ein mögliches Scheitern in Hoffenheim angeht, sieht es Nagelsmann eher gelassen: „Ich bin mit viel Zuversicht und Mut angetreten. Ich mache mir keine Sorgen, welche Beulen meine persönliche Karriere bekommt. Es geht nicht um Persönliches. Außerdem kann ich auch Beulen vertragen und am nächsten Tag trotzdem wieder aufstehen.“
Der Charakter entscheidet über Erfolg und Niederlage
Es ist also keine Frage des Alters, wie gut und erfolgreich ein Trainer bei einem Bundesligisten sein kann. Udo Lattek war bei seinem ersten Meistertitel Mitte 30, Jupp Heynckes bei seinem Titelgewinn mit den Bayern Ende 60 – entscheidend waren in beiden Fällen allerdings das Fachwissen, die Motivationsfähigkeit, die Führungsstärke – und nicht die Anzahl der Lebensjahre. Foto: shutterstock/Bildnummer:254743768-Urheberrecht: Vlad1988
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