Borussia Dortmunds gute, aber nicht ausreichend gute Form
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Der BVB selbst ist nach dem Trainerwechsel von Jürgen Klopp zu Thomas Tuchel zurück in der Erfolgsspur. Sieht man von dem niederschmetternden Verlauf des direkten Duells mit dem FC Bayern in München ab (1:5), haben die Dortmunder eine starke Leistung an die andere geknüpft. Doch bei 3 eigenen Niederlagen und 2 Remis – darunter das völlig unnötige im Heimspiel gegen Darmstadt 98, als man den Aufsteiger in den Schlussminuten zum Ausgleich einlud – haben den Abstand zum FC Bayern eben auf jene 8 Punkte anwachsen lassen, wie es aktuell der Fall ist.
Dabei ist die Borussia nicht nur in glänzender Form, sondern vor allem in noch größerer Torlaune als der Rivale aus dem Süden. Schon 47x trafen die Westfalen in des Gegners Tor – einmal mehr als die Bayern. Und mit Pierre-Emerick Aubameyang befindet sich der beste Schütze der Hinrunde in Reihen von Borussia Dortmund nicht beim FC Bayern. 18x traf alleine Aubameyang, stellte sogar einen Rekord auf mit den meisten Spielen in Folge mit eigenem Treffer. Seine 18 Tore bedeuten sogar gleich 3 Tore Vorsprung auf den Zweitplatzierten Robert Lewandowski und noch eines mehr auf den Dritten Thomas Müller.
Doch beim Blick aufs Torverhältnis von Borussia Dortmund wird schnell, klar, wo der Schuh drückt. 23 Gegentore sind fast 3x so viele wie die Bayern mit ihren 8 kassiert haben. Hinten ist Dortmund zu anfällig, um dauerhaft mit dem FC Bayern Schritt halten zu können. Immerhin hat sich die Defensive in den letzten Spielen gegenüber dem Saisonbeginn verbessert.
Das macht der schlappe Rest in der Bundesliga
Doch in der Bundesliga sind ja noch mehr Clubs vertreten als nur der FC Bayern und Borussia Dortmund. Was macht der ganze Rest und ist dort vielleicht doch noch ein weiterer Verfolger ausfindig zu machen? Naheliegendster Kandidat wäre eigentlich jener Club, dem es als einzigem gelang, den FC Bayern zu bezwingen.
Doch der völlig verkorkste Start mit 5 Niederlagen in Folge macht es für Borussia Mönchengladbach unmöglich, die derzeit 17 (!) Punkte Rückstand auf den Tabellenführer noch aufzuholen. Und dazwischen liegt ja auch noch Hertha BSC – doch beim Hauptstadtclub muss man konstatieren, dass er eher durch die Unfähigkeit der Gegner als durch überzeugende eigene Leistungen dorthin geklettert ist. Sinnbild dafür: Beim Heimspiel gegen Hoffenheim schoss man kein einziges Mal aufs Tor, gewann nur durch ein Eigentor der Hoffenheimer mit 1:0. So wird Hertha auch in der Rückrunde diesen 3. Platz nicht verteidigen können und wieder zurückfallen.
Wird es nun also langweilig in der Rückrunde?
Wenn man die Bundesliga allein auf die Frage nach dem kommenden Deutschen Meister begrenzt, dann muss die Antwort leider eindeutig “ja” lauten. Der FC Bayern wird tatsächlich schon wieder vorzeitig Meister, auch wenn vielleicht die eine oder andere Unkonzentriertheit samt Punktverlusten hinzukommen mag. Den Fehler, nach feststehender Meisterschaft quasi den Betrieb in der Bundesliga einzustellen, wird Trainer Pep Guardiola in seiner letzten Saison beim FC Bayern nicht noch einmal begehen. Und die Konkurrenz bleibt selbstredend ebenfalls nicht frei von Punktverlusten. Ein Trost, dass es diesmal keine 25 Punkte Vorsprung, sondern vielleicht 10 oder 12 sein werden, ist dabei eigentlich keiner.
Allerdings besteht die Liga neben den Fragen nach Abstieg und Europapokalplätzen ja auch aus vielen anderen Themenbereichen, wobei gerade ersteres stets ein Quell bester Spannung, Dramatik und Unterhaltung ist. Auch die Clubs zwischen den beiden Polen Abstieg und Europa-Qualifikation bieten zudem weiterhin viel Stoff für nette Geschichten. Wird Eintracht Frankfurt wieder mal in der Rückrunde abstürzen? Schafft der absolute Underdog Darmstadt 98 es, sich bis zum Saisonende aus dem Abstiegskampf herauszuhalten? Was passiert mit dem Hamburger SV und Bruno Labbadia?
Diese und noch viel mehr Fragen bieten jedes Wochenende (und auch unter der Woche) immer wieder genug Anlass, sich mit der Bundesliga zu beschäftigen.
Zudem sind die meisten Fußballinteressierten ohnehin emotional mit einem konkreten Club verbandelt. Das bedeutet, dass für sie nicht die Meisterschaftsfrage im Zentrum des Interesses steht, sondern das Abschneiden ihres Herzensclubs. Und da zählt jeder Sieg, wird jeder Punkt auch dann bejubelt, wenn man in der Tabelle nicht annähernd in die Nähe der Meisterschaft gelangt. Für all diese ist die Bundesliga somit ohnehin spannend und verfolgenswert, ganz egal, was sich an der Spitze tut. Und für die Bayern-Fans selbst ist eine solche souveräne Meisterschaft schließlich trotz eines gewissen Gewöhnungseffekts immer eine angenehme Angelegenheit. Insofern werden auch diese nicht aufhören, sich die Bundesligaspiele ihres Clubs anzuschauen, selbst wenn sie schon als Meister feststehen. Was dann eben doch relativ bald der Fall sein wird.
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