Schwarze Kassen, Stimmenkauf und Betrug – nicht gerade Begriffe, die mit dem DFB (Deutscher Fußballbund) in Verbindung gebracht werden. Ganz offensichtlich scheint sich in Anbetracht der aktuellen Nachrichtenlage dieses Ansehen still und heimlich in Luft aufzulösen. Von Korruptionsvorwürfen ist hier die Rede, von Kassen, die randvoll mit 6,7 Millionen Euro gefüllt waren und großen Namen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt offensichtlich alles unternehmen, ihre – vielleicht sogar beschmutzten Hände – reinzuwaschen. Sind die Fußballfans weltweit auf einen Betrug hereingefallen, wird ihre Freude mehr als zehn Jahre später überschattet durch korrupte Handlungen der ehemaligen Würdenträger? Nicht nur in den Großstädten trafen sich tausende Fußballhungrige und verfolgten die im eigenen Land stattfindenden WM-Spiele. Egal ob live dabei im Stadion oder bei einem der Leinwand-Events. Wir schmückten unsere Autos an Spiegeln und auf Dächern ganz in Nationalmanier mit unserer deutschen Flagge, stolz darauf, die Weltmeisterschaften im Jahr 2006 ausrichten und Teil des Ganzen sein zu dürfen.
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Schwarze Kassen und andere Gespenster

WM 2006Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ erteilte der Führungsebene des DFB nun eine journalistische Klatsche, die sie hart getroffen zu haben scheint. Mit im Boot sitzt seinerzeit im Jahr 2000 amtierende Adidas-Chef, Robert-Louis Dreyfus. Er habe dem DFB einen Betrag in Höhe von 10,3 Millionen Schweizer Franken geliehen. Umgerechnet entsprach dies einem Betrag von 6,7 Millionen Euro. Genau der Wert, der nun offensichtlich das sonst so schadlose Antlitz des DFB zu ramponieren fähig ist. Franz Beckenbauer in seiner damaligen Funktion als Chef des Organisationskomitees (OK) sowie dessen Vize-Präsident Wolfgang Niersbach seien eingeweiht gewesen. Dumm nur, dass dieser Geldbetrag weder seinen Niederschlag in den Büchern des Bewerbungskomitees fand, noch im eigentlichen Haushalt. Mit dem Betrag in Höhe von 6,7 Millionen Euro sollen sich die obersten des DFB die Stimmen gekauft haben, die letztlich dazu führten, die WM 2006 von Deutschland austragen zu lassen. Was nur, wenn die Privatperson Robert-Louis Dreyfus eineinhalb Jahre später sein Geld zurückhaben möchte? Genau, dann wird ganz einfach nach einer Möglichkeit gesucht, das Geld vorbei an den wachsamen Augen der Steuerprüfung auf das Konto des Spenders zurückzuzahlen. Man plane lediglich eine DFB-Eröffnungsgala, verbuche das eingenommene Geld hierauf und sage diese später – natürlich völlig ungeplant – ab und überweise dem Wohltäter seinen Geldbetrag wieder zurück. Laut dem früheren Medien-Chef der FIFA, Guido Tognoni, wäre es den Deutschen gar nicht anders möglich gewesen, die Weltmeisterschaften in ihr Land zu holen. Also griffen die Chefs wohl zu diesen unlauteren Mitteln, die nun das Sommermärchen 2006 zum Unmut der einstigen Fans in Frage stellen.

Niersbach ist aktueller DFB-Chef

Er dürfte wohl mit den größten Konsequenzen rechnen, dies gilt einmal mehr, sofern es sich bewahrheitet, dass über den fraglichen Geldtransfer und dessen Hintergründe tatsächlich eine handschriftliche Notiz vom 23.11.2004 seinerseits existiert, nach der „das vereinbarte Honorar an RLD“ überwiesen werden solle. Um den Korruptionssalat nun noch perfekt zu machen, gab es offensichtlich sogar einen Schuldschein, der von keinem geringeren als Franz Beckenbauer unterschrieben worden sein soll. Die Audit- und Compliance Kommission beschäftigt sich nun mit dem Fall. Es ist zu erwarten, dass die Ergebnisse für die Drahtzieher sehr unbequem werden könnten.

Der DFB wiegelt ab – alles Lüge

Während die halbe Bevölkerung noch über das Warum nachdenkt und die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, versucht der DFB Geschwindigkeit aus der Affäre zu nehmen und diese erst einmal kleinzureden. Schließlich hat er einen Ruf zu verlieren, denn diese Korruptionsaffäre hat das Potenzial, den DFB aus seinen Fußballschuhen zu heben. Sollte sich der Verdacht in der Form bestätigen, wie es sich gegenwärtig abzeichnet, dürften sich die Verantwortlichen bald neue Jobs suchen. Nach eigenen Aussagen will der DFB keinerlei Auffälligkeiten entdeckt haben – auch nicht heute, nach mehr als zehn Jahren. Auch gäbe es keinerlei Hinweise darauf, dass die Stimmen der Delegierten gekauft wurden. Ganz umher kommt der DFB jedoch nicht, auf die ominöse Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro einzugehen. Hierfür wurde schnell eine Erklärung gefunden: „Die Zahlung habe in keinem Zusammenhang mit der Vergabe der WM gestanden.“ Vielmehr gehe man davon aus, dass die Zahlung von derFIFA zweckentfremdet wurde. Ist das nun ein verzweifelter Versuch, die Angelegenheit noch in eine andere, verkraftbare Richtung zu lenken? Ganz uneigennützig ist er jedenfalls nicht, denn ganz im Sinne des Fußballgeists spielt der DFB den Ball nun zur FIFA und lässt diese in Erklärungsnot geraten. Diese Taktik – so sie denn eine ist – könnte natürlich wertvolle Zeit bringen, die der DFB braucht, um sich aus der Korruptionsaffäre herauszuwinden.

Werden durch den DFB härtere Geschütze aufgefahren?

Schenken wir den Ausführungen des heutigen DFB-Chefs Niersbach und damaligen Vize-Präsidenten des Organisationskomitees Glauben, so dürften die Autoren der Zeitschriften wohl bald das große Zittern bekommen. Niersbach schießt deutlich mit Drohungen in die Luft, rechtliche Schritte gegen die verschriftlichten Darstellungen der Magazine einzuleiten – etwa um von sich und seinen vermasselten Überweisungen und korrupten Aktivitäten abzulenken?

Die Politik gelobt Aufklärung

Hat unsere Bundeskanzlerin bei den Spielen der deutschen Nationalelf noch triumphierend auf den Rängen Siege gefeiert, dürfte ihr zwischenzeitlich der Sinn nach Aufklärung stehen. Innerhalb der politischen Reihen regt sich vehementer Unmut über die Anschuldigungen gegen den DFB. Nicht umsonst, denn Deutschland plädiert europaweit und weltweit für transparente Vergabesysteme. Nun unter den eigenen Fußballzöglingen und Machthabern Blindgänger zu haben, dürfte der Bundeskanzlerin nicht gut schmecken. Die Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu schrieb im Sommer in einem öffentlichen Brief an Angela Merkel: „Bisher findet um die Vergabe der WM 2006 noch keine breite Diskussion statt. Umso größer sollte unser gemeinsames Interesse sein, zweifelsfrei deutlich zu machen, dass die WM 2006 ohne Korruption oder andere Vergünstigungen an Deutschland vergeben wurde.“ Nach ihrem Ansinnen sollten sämtliche Ermittlungsergebnisse im Rahmen des womöglichen Korruptionsskandals der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In ihren Fokus rückt dabei auch die WM der Frauen im Jahr 2011 in Deutschland.

So wurden die Delegierten geködert

WM 2006 1Offensichtlich haben sich die eigentlichen Drahtzieher nicht lumpen lassen, die Delegierten bei der FIFA für sich zu gewinnen. Mit der Einräumung von umfangreichen

  • Verwertungsrechten bei Freundschaftsspielen und
  • Übertragungsrechten

sollte das Ziel der Austragung der Weltmeisterschaften im eigenen Land erreicht werden. Im Gegenzug sollte den Landesverbänden jeweils ein Betrag in Höhe von 300.000,00 € bereitgestellt werden. In der Nachschau betrachtet, waren diese Verträge natürlich kein Zufall. Sie richteten sich allesamt an eben die Länder, deren Delegierte noch zu überreden waren. Der mittlerweile aus dem Verkehr gezogene ehemalige FIFA-Vizepräsident Jack Warner, forderte angeblich für seine Stimme für Deutschland 7 Millionen Dollar. Nicht gerade ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass die schwarzen Kassen angeblich ja nur 6,7 Millionen Euro schwer waren. Und, wie zu erwarten streiten alle Beteiligten diesen Deal natürlich ab. Um dem ungeregelten Treiben jedoch ein Ende zu setzen, sollen nun auch die WM-Akten der Ministerien überprüft werden. So absurd es klingt: Es besteht sogar die Möglichkeit, dass die Lieferung von 1.200 Panzerfäusten nach Saudi-Arabien vorgenommen worden ist, um ein seinerzeitiges FIFA-Vorstandsmitglied zu bezirzen. Leider ging dieser Plan aber nach hinten los. Weiterhin heißt es aus den Quellen, dass das Geld von Dreyfus verwendet wurde, um vier asiatische FIFA-Mitglieder zu bestechen.

Was wird von alledem bleiben?

DFBOb nun auch das FIFA-Vorstandsmitglied Dempsey mit tollen Präsenten von Deutschland überzeugt worden ist, dürfte nun auch nicht mehr ins Gewicht fallen. Fakt ist, hier haben aller Wahrscheinlichkeit nach viele taktische und zugleich korrupte Aktivitäten dazu geführt, dass Deutschland im Jahr 2006 die Möglichkeit erhielt, die Fußballweltmeisterschaften auszurichten. Dass im Zuge des allgemeinen FIFA-Skandals weitere Affären ans Licht kommen sollten, dürfte selbst dem Außenstehenden bekannt gewesen sein. Dass diese nun auch am Stuhlbein des deutschen Sommermärchens 2006 sägen, ist für uns natürlich doppelt schlimm. Denn der Stolz über die Austragung, der die Fußballfans einmal mehr zusammenschweißte und das Ansehen, das wir damit erhielten, scheint nun auf einem großen Betrug zu fußen. Die Tragweite dürften wohl die Verantwortlichen am eigenen Leibe spüren, denn dann – sollte sich der Verdacht bestätigen – werden wohl weitere Ermittlungsverfahren folgen und neue Plätze in der Chefetage des DFB frei werden. Namen wie Franz Beckenbauer bringt man natürlich nur sehr ungern mit derartigen Korruptionsbewegungen in Verbindung – auch hier zu erwarten, dass diese Affäre das Licht des einstigen Fußballsterns verblassen lässt. Problematisch ist auch, dass solche Betrugsvorwürfe immer auch ein schlechtes Licht auf die gesamte Branche werfen. Der deutsche Fußball wird es um einiges schwerer haben, sich wieder zu etablieren und zu altem Glanz zurückzukehren.

Und die Abwehrhaltung des DFB?

So, wie der DFB seinerzeit keine andere Möglichkeit hatte, als sich mit Bestechung Stimmen der Delegierten zu verschaffen, hat er heute auch keine andere Möglichkeit, von sich abzulenken. Die Taktik dabei scheint auch klar: Erst einmal jegliche Unterstellungen abstreiten und den Ball einem Anderen zuspielen. Vielleicht lassen sich in der Zeit ja dann auch die vermissten Notizen von Niersbach finden. Es würde ja ein äußerst schlechtes Bild auf den DFB werfen, wenn Außenstehende über Papiere verfügen, die nicht einmal der Verband selbst kennt. Da stellt sich natürlich die Frage, wie diese Dokumente in die Hände Dritter gelangen. Es dürfte also spannend sein, was die Ermittlungen der Behörden ergeben und ob vielleicht sogar per Brieftaube neue Schreiben an die Öffentlichkeit geraten, von dessen Existenz der Deutsche Fußballbund ebenfalls nichts wissen will. Da wird es wohl in Zukunft heißen: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

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