Die großen Zeiten des deutschen Tennis
Artikelinhalt
- 1 Die großen Zeiten des deutschen Tennis
- 1.1 Tommy Haas
- 1.2 Gibt es denn keine Hoffnungen für den Herren-Tennis in Deutschland?
- 1.3 Woran liegt es eigentlich, dass das Herren-Tennis so nebensächlich geworden ist
- 1.4 Und wie sieht es mit den Frauen der Schöpfung aus?
- 1.5 Die Tennis-Herren können einem geradezu leidtun
- 1.6 Was können die Herren der Schöpfung tun, um vorn mitzuspielen?
Ja, große Zeiten gab es durchaus bei den deutschen Tennis-Herren. Mit Boris Becker hatten wir einen Weltklassespieler, der im Laufe seiner Karriere riesen Erfolge feiern konnte. Er wurde mit 17 Jahren der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten. Das Finale der ATP-WM erreichte er ganze achtmal und auch die Weltrangliste führte er elf Wochen an. Ein Wahrer Nationalheld – damals. In den vergangenen Jahren machte der Rotschopf jedoch eher mit der einen oder anderen Frauenbekanntschaft von sich Reden. Mit seiner Frau Lilly Becker ist er aber zwischenzeitlich sesshaft geworden und hat auch wieder den Weg zurück zum Tennis gefunden. Als Trainer von Novak Djokovic hat er auch jetzt ein wahres Tennis-Genie aus dem Ärmel gezaubert. Er führt nun die Weltrangliste der ATP an. Boris Becker hat sich also seiner Wurzeln besonnen und macht das, was er am besten kann, Tennis spielen und lehren. Blöd nur, dass Becker hier kein deutsches Tennis-Ass trainiert und so den Herrensport hierzulande nicht beflügelt.
Tommy Haas
Wie der spielt noch? Ja, weil es bezüglich der deutschen Tennisspieler keine wirklich prägnanten Informationen gibt, erschreckt man sich schon mal, wenn man zu Ohren bekommt, der Haas spiele noch. Traurig nur, dass auch er weniger mit Erfolgen glänzt, sondern bei Turnieren oft vorzeitig abreisen muss. Er ist eben auch in die Jahre gekommen. Platz 362 der Weltrangliste nennt er aktuell sein Eigen. Sein letztes Spiel gegen Jo-Wilfried Tonga verlor er. Sein Comeback ist unterm Strich mit sieben Niederlagen von 10 Matches auch sehr dürftig ausgefallen. Kaum ist er zurück, muss er sich also Fragen der Presse gefallen lassen, ob er nicht den Schläger nehmen wolle und abdankt. Dazu sei er aber noch nicht bereit, ein Abschied auf Raten also? Doch was folgt da noch? Glaubt er wirklich, er könne noch mit einem großen Schlag aus dem Herren-Tennis gehen? Mit den aktuellen Ergebnissen dürfte dieser Eindruck jedenfalls nicht zu vermitteln sein. Wir empfehlen ihm, still und leise den Platz zu verlassen, große Erfolge wird er wohl nicht mehr erspielen können.
Gibt es denn keine Hoffnungen für den Herren-Tennis in Deutschland?
Schaut man sich einmal die Liste derer an, die aktuell für den deutschen Herren-Tennis ihre Schläger schwingen, gehen einem beim Lesen der Namen zumindest keine Lichter auf. Der Großteil ist schlicht unbekannt, wenig erfolgreich noch dazu. Die Hebel haben längst andere Größen in der Hand. Ledig Philipp Kohlschreiber scheint im deutschen Team eine Hoffnung zu sein, er bekleidet gegenwärtig den 32. Platz in der Weltrangliste. Die Hoffnungen sind groß, dass der smarte Deutsche das Herren-Tennis im eigenen Land wieder populärer machen kann, viel Zeit hat er in jedem Falle noch. Mit seinen 32 Jahren gehört er zumindest noch nicht zum alten Tenniseisen und könnte noch so einige Erfolge in petto haben. Um den nächsten deutschen Spieler in der Weltrangliste zu finden, muss man dann aber schon etwas weiter herunterscrollen. Alexander Zverev befindet sich auf Platz 84 der Weltrangliste, dass er sich in den nächsten Jahren bis ganz nach oben vorarbeitet, ist jedoch unwahrscheinlich. Ab den Plätzen nach 100 lassen sich dann schon mehr deutsche Tennisvertreter finden. Doch auch sie verhelfen dem Herren-Tennis in Deutschland nicht gerade zu neuem Ruhm.
Woran liegt es eigentlich, dass das Herren-Tennis so nebensächlich geworden ist
Ob es schlicht damit zu tun hat, dass die wirklich großen Namen aus dem aktiven Turnier zwischenzeitlich verschwunden sind und jetzt – bis auf einen – keine Zöglinge den Schläger schwingen, die wirklich großes Potential haben, ist so einfach nicht zu sagen. Womöglich haben aber auch andere Sportarten die Oberhand gewonnen. Denn, realistisch betrachtet, finden im deutschen Raum kaum große Tennisturniere statt. Australien, Großbritannien und die USA haben die wichtigen Austragungsorte zu bieten, an denen es Deutschland fehlt. Auch gibt es in Deutschland keine lange Tennis-Tradition, die zum Beispiel mit dem Fußball vergleichbar wäre. Tennisplätze gibt es oftmals nur in den Großstädten oder Touristenzentren zur allgemeinen Bespaßung. Um Tennis richtig zu lernen, müssen Landkinder nicht selten raus aus ihren Dörfern, hinein ins Unbekannte. Diesen Weg scheuen nicht wenige, sodass viele – eigentlich talentierte Sportler – wenig Anreiz haben, zum Profisport überzugehen. Es fehlt an der Vernetzung, an Sportangeboten und guten Trainern. Tennis ist in Deutschland wohl generell als Randsportart zu bezeichnen, denn die wichtigen Turniere finden anderer Orts statt.
Und wie sieht es mit den Frauen der Schöpfung aus?
Innerhalb der ersten 100 Plätze der ATP Weltrangliste spielen derzeit sagenhafte zehn deutsche Frauen, angeführt durch Angelique Kerber auf Platz 7. Sogar von Andrea Petkovic (Rang 24) und Sabine Lisicki (Rang 32) hört man heute mehr, als von ihren männlichen Kollegen. Und ganz ehrlich: Die Frauen sind nun einmal sehr sympathisch und erzielen mehr Erfolge, als die Männer. Sie sind erfolgreiche Damen, die mit ihren Duellen Zeichen setzen wollen. Genau diesen Wandel – vom starken Männersport hin zum Frauensport – wollten sie ja gerade. Selbst bei Gegenüberstellung der Spiele der Frauen und Männer lässt sich kaum ein Unterschied bei der Spielqualität ausmachen. Ja gut, die Männer sind schneller, griffiger, dafür glänzen die Frauen mit tollen Einlagen und Ausdauer. Hinzu kommt, dass sich ein Teil der deutschen Spielerinnen einen alten Medienhasen als Partner geangelt haben und so regelmäßig auf öffentlichen Veranstaltungen Werbung für sich machen können, ohne auch nur einen Schläger in der Hand zu haben. Sie sind auf den roten Teppichen in Deutschland zu finden, ihre Namen sind selbst Uninteressierten bekannt.
Die Tennis-Herren können einem geradezu leidtun
Sie haben es nicht leicht, gegen die Konkurrenz des anderen Geschlechts – während die Frauen immer mehr und immer größere Erfolge leisten, schauen die Männer in die Röhre. An ihnen ist der Zug wohl vorbeigefahren. Selbst, wenn man sich Mühe gibt, ein ausgewogenes Verhältnis zur Berichterstattung zu pflegen, ziehen die Männer und deren Match-Siege den Kürzeren.
Was können die Herren der Schöpfung tun, um vorn mitzuspielen?
Es macht wenig Sinn, aus dem bestehenden deutschen Kader nun eine Erfolgsmannschaft zu machen. Sie spielen alle schon jahrelang Tennis, die Tennishoffnungen hätten also schon lange den Sprung nach ganz oben schaffen müssen. Das soll nicht heißen, dass für keinen der Herren eine Chance besteht, nochmal durchzustarten. Einfach würde es aber nicht werden. Wenn sie es jetzt nicht geschafft haben, dann werden sie es ehrlicherweise auch später nicht schaffen. Es müssen wieder Tennis-Asse her, die direkt einschlagen wie eine Bombe. Gleich nach ganz oben, so wie seinerzeit Boris Becker, welcher der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten wurde. Neue Hoffnungsträger müssen die Weltrangliste geradezu überspülen. Von null auf hundert quasi. Dann bekommt das Herren-Tennis auch wieder die nötige Aufmerksamkeit, der es letztlich bedarf, um aus der aktuellen Randsportart wieder ein tolles und vor allem sehenswertes Sportereignis zu machen. Weil jedoch die großen und wichtigen Turniere außerhalb Deutschlands ausgetragen werden, wird es generell schwierig sein, in der Bevölkerung großes Interesse – ähnlich dem am Fußball – aufkeimen zu lassen. Wir haben es doch gesehen, das Sommermärchen – sofern es denn eines war – hat Menschen zusammengeführt. Gemeinsam konnten wir die Spiele im eigenen Land verfolgen, Tausende, Hunderttausende, ja sogar Millionen verfolgten hier die WM-Spiele live, vom Fernseher aus oder bei einer der öffentlichen Übertragungen. Eine solche Popularität wird der Tennis – egal ob durch Frauen oder Männer gespielt – hierzulande aller Voraussicht nach nie erreichen – es wäre ein Ding der Unmöglichkeit.
Ein Fazit
Im Laufe der deutschen Geschichte, erlebte der Tennissport Höhen und Tiefen. Leider sind die Höhen mittlerweile überschaubar geworden. Die deutschen Männer dümpeln auf unbedeutenden Plätzen in der ATP Weltrangliste umher, ohne wirklich konkurrenzfähig zu sein. Mittelmaß heißt die Devise. Höhenflüge gibt es schon lange nicht mehr. Bei den Frauen sieht das schon wieder anders aus. Hier darf man gut und gern damit rechnen, dass eine unserer erfolgreichen Spielerinnen noch weiter aufsteigen, eventuell die Weltrangliste anführen könnte. Sie haben den Dreh raus und wahre Hoffnungsträgerinnen zu bieten. Sie duellieren sich schon lange mit den Weltranglistenführenden, auch wenn sie ihnen bisher diese Titel (noch) nicht abschlagen konnten. Es ist aber zu erwarten, dass sich dies bald ändert. Denn selbst Serena Williams dürfte bald in die Jahre kommen und sich einer jüngeren Konkurrentin geschlagen geben.
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