War Deutschland zu optimistisch?
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Deutschland war äußerst zufrieden über seinen Einzug in Achtelfinale und hatte allen Grund für Optimismus:
- Europameister von 2016
- vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale in der Gruppenphase
- alle Spiele in der Gruppenphase gewonnen
- Gruppensieger in der Gruppe C
Deutschland musste sein erstes Gruppenspiel gegen Ungarn absolvieren, dabei hatten Dagur Sigurdsson und sein Team etwas Sorge, denn sie betrachteten Ungarn als starke Mannschaft und als ernstzunehmenden Gegner. Das Spiel gegen Ungarn hat Deutschland schließlich mit einem 27:23 souverän gemeistert; auch Weißrussland, Saudi-Arabien und Chile waren für Deutschland leichte Gegner, die auch nicht besonders gefürchtet wurden. Respekt hatte Deutschland allerdings beim letzten Gruppenspiel am letzten Freitag, das es gegen Kroatien absolvieren musste, denn schließlich war Kroatien ein ernstzunehmender Konkurrent, es war Dritter bei der Europameisterschaft 2016 und hatte bis auf die Partie gegen Deutschland in der Gruppenphase der diesjährigen Weltmeisterschaft alle Spiele gewonnen. Schließlich konnte Deutschland auch die Partie gegen Kroatien erfolgreich mit einem 28:21 meistern. Wahrscheinlich ging Deutschland zu optimistisch in die Partie gegen Katar, denn es hatte deutlich bessere Voraussetzungen. Katar, der Vizeweltmeister von 2015, wurde in der Gruppe D Vierter, es hat mit einer bereits negativen Torbilanz von 127:129 gerade noch den Einzug ins Achtelfinale geschafft. Eigentlich ein leichter Gegner – dieser Meinung war auch die deutsche Nationalmannschaft. Torwart Andreas Wolff, ein Spitzenspieler, der in der Gruppenphase mit herausragenden Leistungen glänzte, hatte allerdings die Niederlage gegen Katar im Viertelfinale bei der Weltmeisterschaft 2015 noch in schlechter Erinnerung. Hat Deutschland aus den Fehlern beim Scheitern gegen Katar im Jahr 2015 nicht gelernt? Fakt ist, dass es bei der Partie am Sonntag viele Fehler gemacht hat, die es hätte vermeiden können.
Das Achtelfinale gegen Katar am Sonntag – kleiner Rückblick
Nach dem gescheiterten Achtelfinale gegen Katar übt Bundestrainer Dagur Sigurdsson Selbstkritik „Wir haben viele Fehler gemacht.“ Schon von Beginn an war Deutschland nicht offensiv genug – war da die Luft bereits raus? Patrick Goretzki und Holger Glandorf wurden die besten deutschen Werfer, jeder von ihnen brachte es auf vier Tore, doch konnten weder sie noch Torwart Andreas Wolff den knappen Sieg von Katar verhindern. Rafael Capote wurde bester Werfer von Katar, er schaffte neun Tore. Paul Drux bringt es auf den Punkt: „Wir haben zu wenig Tore erzielt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen, Paul Drux sagt, dass er dafür keine Erklärung hat. Das Spiel hatte vielversprechend begonnen, Kreisläufer Patrick Wiencek landete einen Heber, dann folgte ein Tempo-Gegenstoß von Steffen Fäth, in der elften Spielminute stand das Spiel 6:2 für Deutschland. Doch dann machten die Bad Boys Fehler, sie spielten nicht mehr offensiv genug. Überhasteten Angriffen folgten falsche Entscheidungen; Danijel Saric, der Torwart von Katar, machte es den Deutschen schwer. Schon in der 20. Minute schaffte Katar den Ausgleich mit 7:7, doch gelang es Deutschland, wieder die Führung zu erobern, wenn auch sehr knapp. Es gelang Finn Lemke und Patrick Wiencek, Würfe abzublocken, auch Andreas Wolff als Torwart war nur schwer zu überwinden. Er konnte bis zur Halbzeit 60 Prozent der Würfe, auch zwei Siebenmeter, parieren. Zur Pause brachte Holger Glandorf Deutschland knapp in Führung. Das Selbstbewusstsein war nun wieder gestärkt, doch gerade das äußerst knappe Halbzeitergebnis von 10:9 hätte Anlass für Deutschland sein müssen, noch offensiver zu spielen. War es vielleicht die falsche Entscheidung des Schiedsrichters, an der Deutschland gescheitert ist? Immerhin übte Deutschland heftige Kritik am Schiedsrichter.
Schwierigkeiten nach der Pause
Nach der Pause tat sich Deutschland schwer, auch wenn Andreas Wolff seinen dritten Siebenmeter parieren konnte. Deutschland suchte verzweifelt nach Lösungen in der Offensive, Torwart Saric war jedoch eine harte Nuss. Allerdings war auch bei Katar nicht alles eitel Sonnenschein, die Begegnung war torarm, im Vergleich zu vielen anderen Begegnungen. Auch Katar hatte Probleme in der Offensive. In der 43. Minute konnte sich Deutschland mit einem 15:12 wieder einen kleinen Vorsprung sichern, doch war die Truppe von Dagur Sigurdsson in der Unterzahl. Schließlich musste Deutschland auch einige Strafen kassieren:
- fünfmal zwei Strafminuten
- vier Gelbe Karten
- eine Rote Karte
Auch Katar ging nicht ungestraft aus dem Spiel, es kassierte viermal zwei Strafminuten und drei Gelbe Karten. Nach dem knappen Vorsprung gewann Deutschland wieder mehr Sicherheit, schließlich schaffte es Steffen Fäth in der 46. Minute zu einem 17:13. Zu einem echten Nervenkrieg entwickelte sich die Schlussphase. Nach seiner dritten Zeitstrafe bekam Patrick Wiencek die Rote Karte, er musste das Feld verlassen, in der 50. Spielminute schaffte Katar schließlich mit einem 17:17 den Ausgleich. Dann gingen den Bad Boys die Nerven durch, hinzu kam die umstrittene Entscheidung des Schiedsrichters kurz vor dem Schluss, die schließlich für Deutschland den Traum vom Einzug ins Finale oder gar vom Weltmeister-Titel wie eine Seifenblase zerplatzen ließ. Deutschland schaffte noch einen knappen Vorsprung, dann glich Katar mit einem 20:20 aus und landete schließlich noch kurz vor Schluss sein 21. Tor.
Das Spiel zu leicht genommen
Deutschland hat das Spiel gegen Katar zu leicht genommen, es hat zu optimistisch in die Zukunft geschaut und geglaubt, vielleicht sogar gegen Frankreich im Finale zu stehen. Zu leicht genommen, das sagt nicht nur Torwart Andreas Wolff, sondern auch Bob Hanning, der DHB-Vizepräsident. Nicht zu unterschätzen waren Torwart Danijel Saric und der beste Werfer, Rafael Capote, ein Kubaner. Katar hat seinen Kader vor der Weltmeisterschaft noch um einige starke Spieler aus dem Ausland verstärkt, auch Saric und Capote gehörten dazu. Diese Spieler wurden von den Bad Boys einfach nicht ernst genug genommen. Andreas Wolff meint, dass man sich bereits vor dem Spiel mehr mit Capote hätte beschäftigen sollen, um ihm Paroli zu bieten.
Die Entscheidung des Schiedsrichters – Schuld am Scheitern?
Der Schiedsrichter bei der Partie Deutschland – Katar wird wegen seiner Entscheidung scharf kritisiert. In der 55. Minute hatte Deutschland verschenkt, doch Holger Glandorf glänzte und schaffte wieder zwei Tore. Dann passierte es:
- Ballverlust von Paul Drux
- Ausgleich von Capote
- hartes Foul an Holger Glandorf
- Attacke an Paul Drux
Als wenn das nicht genug Grund für den Schiedsrichter gewesen wäre, einen Siebenmeter für Deutschland zu vergeben, Strafminuten gegen Katar zu verhängen oder sogar eine Rote Karte für Katar zu vergeben. Diese Entscheidungen des Schiedsrichters waren katastrophal. Hätte der Schiedsrichter die richtige Entscheidung getroffen, hätte Deutschland vielleicht noch gewinnen können, wenn auch knapp. In der 60. Minute scheiterte schließlich Capote, doch dann traf Deutschland nicht, das Spiel war aus.
Schlechtes Spiel von Deutschland
Deutschland hat schlecht gespielt, es hat Fehler gemacht und einige seiner Chancen nicht genutzt. Dieser Fehler ist sich Deutschland bewusst, es hat Katar und vor allem Capote nicht ernst genug genommen. Auch Trainer Dagur Sigurdsson räumt sich selbst Fehler ein, er übt sich in Selbstkritik. Das Spiel wäre vielleicht noch zu retten gewesen, hätte nicht der Schiedsrichter eine katastrophale Entscheidung getroffen. Foto:wikimedia/Sven Mandel/Sven Mandel/Kuebi = Armin Kübelbeck (In case of questions regarding usage of my work, please see here — after you have read the license below.)