Niederlage für die Olympia-Befürworter
Artikelinhalt
- 1 Niederlage für die Olympia-Befürworter
- 1.1 Herber Tief- und Rückschlag für Deutschen Olympischen Sport-B und
- 1.2 Gegner von Olympia hoffen, dass Bewerbung vorerst kein Thema ist
- 1.3 Mobilisierung der Bürger von Hamburg
- 1.4 Niederlage für Bürgermeister Olaf Scholz
- 1.5 Immer mehr Bürger gegen Olympia
- 1.6 Aus für stärkere Förderung im Leistungssport
- 1.7 Fußball ist Gewinner der Entscheidung
Olympia in Deutschland – das ist immer ein Thema, das polarisiert. Schon damals, als sich Berlin für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2000 bewarb und Sydney den Zuschlag erhielt, feierten die Olympia-Gegner diese Entscheidung. Für Hamburg und Kiel sind die Pläne für Olympia 2024 nun Vergangenheit. Beim Referendum in Kiel sprach sich eine klare Mehrheit von 65,6 Prozent für die Olympischen Spiele und als Gastgeber der Segelwettbewerbe auf der Kieler Förde aus, doch in Hamburg fiel die Entscheidung ganz anders aus. Das Referendum in Hamburg zählte 650.106 gültige Stimmen, von denen
- 51,6 Prozent für Nein
- 48,4 Prozent für Ja
stimmten. Bereits vor der Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses räumte der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz die Niederlage der Befürworter der Olympischen Spiele ein. Er sagte, dass es sich um eine klare Entscheidung handelte; die sich aber die Befürworter und er selbst nicht gewünscht haben. Das Referendum war allerdings richtig, denn für die Ausrichtung der Olympischen Spiele wäre in Hamburg und in Kiel eine Mehrheit erforderlich gewesen.
Herber Tief- und Rückschlag für Deutschen Olympischen Sport-B und
Die Entscheidung gegen Olympia in Hamburg ist bereits das zweite Nein der Bürger innerhalb von zwei Jahren zu den Plänen der Ausrichtung der Olympischen Spiele. Im Jahre 2013 wurde in München und Umgebung im Rahmen einer Volksbefragung zur Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2022 mit einem deutlichen 4:0 dagegen gestimmt. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB), Alfons Hörmann, bezeichnet das als einen herben Tief- und Rückschlag. Der olympische Gedanke ist offenbar konträr mit den Ansichten vieler Deutscher. Öczan Mutlu, ein Grünen-Politiker und Mitglied des Sportausschusses des Bundestages, spricht davon, dass diese Entscheidung den großen Sportverbänden zu denken geben sollte. Nach der Schließung der Wahllokale um 18:00 Uhr prognostizierte das ZDF zunächst einen Sieg der Befürworter von Olympia, denn in einer Befragung von 3.800 Hamburgern sprachen sich 56 Prozent für Olympia aus. Nach der endgültigen Auszählung der Stimmen war allerdings eine knappe Mehrheit der Olympia-Gegner zu verzeichnen.
Gegner von Olympia hoffen, dass Bewerbung vorerst kein Thema ist
Die Entscheidung gegen Olympia freut die Mitglieder der Initiative NOlympia, die nun hoffen, dass das gescheiterte Referendum nun auch ein Grund ist, auf eine Bewerbung für Olympia für das Jahr 2028 zu verzichten. NOlympia-Mitglied Florian Kasiske spricht im Namen aller NOlympia-Mitglieder und rät davon ab, nach diesem gescheiterten Konzept eine erneute Bewerbung zu starten. Für die Initiative bedeutet die Entscheidung
- Erleichterung
- Belohnung der vielen investierten Arbeit seit einem halben Jahr
Kasiske betont, dass die Entscheidung der Hamburger nicht im Zusammenhang mit den schrecklichen Terroranschlägen vom 13. November 2015 in Paris steht. Vielmehr weist er darauf hin, dass es um Stadtpolitik geht und viele Menschen in die Stadt kommen, die in Zelten übernachten müssen. Da kommt es auf die nötigen finanziellen Mittel an.
Mobilisierung der Bürger von Hamburg
Die Entscheidung, ob die Olympischen Spiele im Jahre 2024 tatsächlich in Hamburg stattfinden sollen, mobilisierte die Hamburger stärker als eine Wahl, denn immerhin zog es 50,1 Prozent der Wahlberechtigten in die Wahllokale. Vor dem Referendum warnten die Olympia-Gegner besonders vor den sozialen Nachteilen der Ausrichtung der Olympischen Spiele für die Bevölkerung. Gründe, warum die Mehrheit der Hamburger gegen Olympia stimmte, waren vor allem
- soziale Nachteile
- hohe Kosten der Olympischen Spiele
- Missstände in der Struktur beim Internationalen Olympischen Komitee
- manipulative Züge der Bewerbung der Stadt Hamburg
Die Kosten der Olympischen Spiele in Hamburg sollten sich Berechnungen des rot-grünen Senats zufolge auf ca. 11,2 Milliarden Euro belaufen, von denen die öffentliche Hand 7,4 Milliarden Euro übernehmen sollte. Die Ausgaben der öffentlichen Hand sollten folgendermaßen geschultert werden:
- 1,2 Milliarden von der Stadt
- 6,2 Milliarden vom Bund
Deutschland scheidet nun aus dem Bewerberkarussell aus; zu den Bewerbern gehören jetzt noch
- Los Angeles
- Paris
- Rom
- Budapest
Das Internationale Olympische Komitee trifft die Entscheidung darüber, welche Stadt nun letztendlich die Olympischen Spiele 2024 ausrichtet, im Jahr 2017 in der peruanischen Hauptstadt Lima.
Niederlage für Bürgermeister Olaf Scholz
Für den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz ist die Entscheidung gegen Olympia eine Niederlage, denn für ihn war Olympia das wichtigste Projekt während seiner Legislaturperiode. Ein wichtiger Grund für die Bewerbung für Olympia 2024 war die Stadtentwicklung, denn das, was normalerweise in 20 bis 30 Jahren in puncto Stadtentwicklung geschafft wird, sollte nun innerhalb von acht Jahren geschafft werden. Für die Stadt hätte das einen schnellen Auftrieb bedeutet. Es ging bei der Bewerbung allerdings um viel Geld. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere, CDU, versuchte, die Gegner zu beruhigen, und sprach davon, dass man sich schon einig werden würde. Wie die Abstimmung allerdings zeigte, sprach sich der Großteil der Bevölkerung dagegen aus. Den Ausgaben von geschätzten 11,2 Milliarden Euro sollten Erlöse von 3,8 Milliarden Euro gegenüberstehen.
Immer mehr Bürger gegen Olympia
Anfänglich stand der größte Teil der Hamburger den Plänen für Olympia positiv gegenüber, denn im Frühjahr dieses Jahres sprachen sich noch 64 Prozent der Bevölkerung für die Olympischen Spiele 2024 aus. Die Begeisterung flaute immer weiter ab, dazu trugen auch die vielen negativen Ereignisse bei, die sich in der letzten Zeit überschlugen:
- Terroranschläge in Paris
- Absage des Fußball-Länderspiels Deutschland – Niederlande in Hannover
- Flüchtlingskrise
- FIFA-Skandal
- DFB-Affäre
- Doping in der russischen Leichtathletik
Diese Ereignisse stimmten die Bevölkerung nachdenklich und trugen auch dazu bei, die Entscheidung für Olympia zu überdenken. Die Ereignisse bedeuteten für viele eine Abkehr von sportlichen Idealen und verunsicherten viele. DOSB-Präsident Alfons Hörmann sah diese Gratwanderung bereits voraus, denn er sprach davon, dass alles, was mehr als 50 Prozent der Zustimmung ausmacht, unter Demokraten als Legitimation gilt.
Aus für stärkere Förderung im Leistungssport
Die Entscheidung der Olympia-Gegner und der Sinneswandel einiger früherer Befürworter von Olympia sind angesichts der aktuellen politischen und sportlichen Ereignisse durchaus verständlich. Allerdings hätten die Entscheidung für Olympia und der Zuschlag für Hamburg nicht nur positive Folgen für die Stadtentwicklung, sondern auch für die Förderung des Leistungssports in Deutschland gehabt. Der DOSB hoffte immer noch auf eine Kehrtwende, denn die Ausbeute an Medaillen der deutschen Athleten ging seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten immer weiter zurück. Während der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona konnten die Deutschen noch auf 82 Medaillen stolz sein, während sie bei den Olympischen Spielen in London 2012 lediglich 44 Medaillen nach Hause holen konnte. Die Ausrichtung der Olympischen Spiele in Deutschland wäre für die Entwicklung des Spitzensports in Deutschland ein Katalysator gewesen. Die Austragung der Olympischen Spiele in Deutschland hätte für Hamburg und für Deutschland verschiedene positive Auswirkungen gehabt:
- bessere Förderung des Leistungssports
- Ausbau der Sportanlagen
- Verbesserung des Nahverkehrs
Alfons Hörmann, der Präsident des DOSB, wollte Deutschland mit dem Projekt der Olympischen Spiele 2024 Gutes tun. Nicht nur der Leistungssport, sondern auch der Breitensport sollte von der Sanierung und Erweiterung der Sportanlagen in Deutschland profitieren. Darüber hinaus sollte die Schieflage im Sport bekämpft werden; Hörmann legte Wert auf die Schaffung eines annähernden Gleichgewichts in der Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen Profifußball und anderen Sportarten. Der DFB plant eine Bewerbung für die Ausrichtung der Europameisterschaft 2024. Die meisten Olympia-Gegner waren sich der positiven Auswirkungen der Olympischen Spiele für Deutschland und für ihre Stadt nicht bewusst. Sie hatten vor allem den finanziellen Aspekt im Auge – die Einschätzung, dass die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele noch mehr als 11,2 Milliarden Euro verschlingt, ist realistisch, angesichts der immer höher steigenden Kosten verschiedener Bauprojekte in Deutschland.
Fußball ist Gewinner der Entscheidung
Im Allgemeinen ist der Sport der Verlierer der Entscheidung des Großteils der Hamburger gegen Olympia, denn er bekommt nicht die Förderung, die ihm gebührt. So manch ein Newcomer im Sport hätte im Rahmen der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele gefördert werden können. Dennoch gibt es einen Gewinner dieser Entscheidungen – das ist der Fußball. Es ist nicht bekannt, ob Fußballfans für oder gegen Olympia gestimmt haben, doch nützt die Entscheidung trotz des Skandals um den DFB in der letzten Zeit dem DFB. Trotz der Affäre hat der deutsche Fußball gute Chancen, die Europameisterschaft 2024 ausrichten zu können. Dabei spielt es keine Rolle, wie sich die Bevölkerung entscheidet, denn sie wird nicht gefragt.
Finanzielle Situation als Hauptgrund für die Entscheidung gegen Olympia
Der Hauptgrund, warum sich die Mehrheit der Hamburger gegen die Olympischen Spiele 2024 entschieden hat, ist die finanzielle Situation. Hamburg muss Milliarden aufbringen – Geld, das nach Meinung der Olympia-Gegner für andere Zwecke ausgegeben werden könnte. Die Finanzierung der Olympischen Spiele war noch bis zur Abstimmung ungeklärt – ein Grund für viele, gegen Olympia zu stimmen.
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