Leicester City bestätigt Tod von Srivaddhanaprabha
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„Mit tiefem Bedauern und einem kollektiven gebrochenen Herzen müssen wir mitteilen, dass unser Präsident, Vichai Srivaddhanaprabha, zu denen gehört, die ihre Leben am Samstagabend auf tragische Art verloren“, hieß es in der Klub- Mitteilung von Leicester. Damit hat auch das britisch-thailändische Fußballmärchen, welches Vichai und Leicester City seit 2010 geschrieben haben und das in der Saison 2015/16 mit dem sensationellen Gewinn der Meisterschaft seinen absoluten Höhepunkt fand, ein abruptes Ende gefunden!
Der milliardenschwere Vichai hatte den kleinen Provinzklub aus den Midlands im August 2010 für überschaubare 39 Millionen Pfund übernommen, als die Foxes noch in der 2. Liga in England vor sich hin dümpelten, und übernahm 2011 auch noch als Vorsitzender die Führung seines Herzensklub. Er steckte viel Geld in den Verein, sodass der Erfolg nicht lange auf sich warten ließ. 2014 stieg Leicester in die Premier League auf und zwei Jahre später schaffte City das Wunder und gewann den Titel. Dabei war der Klub vor seinem Meistercoup als heißer Abstiegskandidat gehandelt worden und die Chancen auf den Titelgewinn wurden vor der Spielzeit von den Buchmachern auf 1:5000 eingestuft. Denn dass Leicester Klubs wie Manchester City, Manchester United, den FC Chelsea, FC Arsenal oder FC Liverpool wird allesamt hinter sich lassen, galt als nahezu ausgeschlossen.
Srivaddhanaprabha war für Großzügigkeit bekannt
Vichai Srivaddhanaprabha wurde von den Fans und Spielern aber längst nicht nur für sein finanzielles Engagement verehrt. Denn der 60-jährige Self-Made-Milliardär, der sein Vermögen mit der Duty Free-Kette King Power machte, wurde von Fans und Spielern gleichermaßen geschätzt, geliebt und verehrt. Der zurückhaltende Wohltäter galt bis zu seinem plötzlichen Ableben als krasser Gegenentwurf zum Gros der anderen Klubeigentümer, die sich in der Premier League tummeln und eher durch ein unnahbares Verhalten auffallen. Vichai zeichnete sich hingegen durch ein stets freundliches und bescheidenes Auftreten aus. Natürlich verhalf ihm auch seine enorme Großzügigkeit zu einem enorm hohen Popularitätsgrad. So spendierte der Fußballmanager jedem Mannschaftsmitglied nach dem Titelgewinn einen Luxussportwagen (BMW i8) im Wert von 100.000 Pfund das Stück. Zudem stellte er den Spielern bei eiligen Terminen seinen Hubschrauber zur Verfügung, wenn diese aus dem Urlaub zu einer medizinischen Untersuchung oder einem Werbetermin eingeflogen werden mussten.
Aber auch die Stadionbesuchern kamen nicht zu kurz und so verteilte er im King Power Stadium regelmäßig Freibier aus Thailand, Hotodogs, Kuchen und Donuts, wenn es etwas zu feiern gab. Beispielsweise anlässlich seines Geburtstages oder zu Weihnachten. Manchmal wurden sogar kostenlose Dauerkarten verschenkt.
Auch abseits des Klubs hatte Vichaj, über dessen Privatleben wenig bekannt ist und der kaum für Interviews zur Verfügung stand, immer wieder seine Spendierhosen an und ließ andere an seinem Reichtum teilhaben. So spendete er Millionenbeträge an Kinderhilfsorganisationen, einem örtlichen Krankenhaus oder unterstütze die medizinische Fakultät Leicester mit einem sechsstelligen Betrag. Selbst auf spiritueller Basis hinterließ er bei Leicester City einen bleibenden Eindruck. Auf seine Kosten wurde beispielsweise Mönche aus Bangkok nach Leicester eingeflogen, um die Mannschaft vor den Spielen, aber auch die Kabine und den Platz zu segnen. Außerdem erhielten die Spieler und Fans buddhistische Amulette, die als Glücksbringer fungieren und in Krisenzeiten Halt geben sollen.
Nach Vichaj-Tod: Gehen bei Leicester City die Lichter aus?
Keine Frage, Vichai Srivaddhanaprabha hinterlässt bei Leicester City ein riesiges Loch. Doch muss der Klub jetzt um seine Zukunft fürchten? So weit wird es nicht kommen. Denn finanziell steht der Klub, dessen Wert sich in den acht Jahren mit Vichai an der Spitze verzehnfacht hat, gut dar und wirtschaftete zuletzt sehr gesund. Wurden im Aufstiegsjahr noch 40 Millionen Euro Verlust verzeichnet, konnte im Geschäftsjahr 2016/17 ein Rekordgewinn von 103 Millionen Euro erzielt werden. Zwar werden die Zahlen und Bilanzen für die Spielzeiten ohne Teilnahme an der Champions League weniger eindrucksvoll ausfallen, aber es ist davon auszugehen, dass die Füchse weiterhin profitabel sind.
Vichai-Sohn Aiyawatt leitet Tagesgeschäft bei Leicester
Aus einem emotionalen Blickwinkel betrachtet, ist der Unfalltod von Vichai eine gewaltige Katastrophe, doch die mittelfristige Zukunft des Klubs steht wohl auch ohne den beliebten Mäzen auf einem soliden Fundament. Zumal sein 33-jähriger Sohn Aiyawatt, eines von insgesamt vier Kindern von Vichai, schon seit einem längeren Zeitraum den Posten des Vize-Präsidenten bei Leicester City bekleidet und sich um das Tagesgeschäft im Verein kümmert. Doch wie es langfristig mit Leicester ohne seinen Besitzer weitergeht, bleibt abzuwarten.
Sportlich backt man in den Midlands wieder kleinere Brötchen. Die Teilnahme an der Königsklasse ist nicht realistisch, zumal auch immer wieder Leistungsträger den Lockrufen der prominenten Konkurrenz der Premier League verfallen. Im Sommer zog es Offensivstar Riyad Mahrez weg, aber auch andere Akteure wie Verteidiger Harry Maguire stehen bei einigen Topklubs dick und fett im Notizbuch. Auch in der laufenden Saison blieb Leicester bislang etwas hinter den Erwartungen zurück. Nach zehn Spieltagen sind die Blau-Weißen lediglich auf dem 12. Platz zu finden und der Rückstand auf das internationale Geschäft beträgt bereits acht Punkte.
Foto: wikimedia/By Billpolo – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=73951643