Jährlich fließen Millionen in den VfL Wolfsburg
Artikelinhalt
Klaus Allofs, der Manager des VfL Wolfsburg, gibt sich gegenwärtig noch gelassen. Er glaubt nicht, dass sich der Rücktritt des VW-Vorstandschefs Martin Winterkorn im Rahmen des Abgasskandals auf das Engagement von Volkswagen beim VfL Wolfsburg auswirkt. VW lässt in jedem Jahr 100 Millionen Euro an den VfL Wolfsburg fließen, der VfL Wolfsburg ist eine hundertprozentige Tochter von Volkswagen. Während der Amtszeit Winterkorns haben sich die Zuwendungen an den VfL Wolfsburg immer weiter nach oben entwickelt, doch ist sich Allofs sicher, dass es sich dabei nicht um personenbezogene Zuwendungen handelt. Der Clubchef ist sich allerdings nicht hundertprozentig sicher, dass sich an den Zuwendungen von VW künftig nichts ändern wird. Er ist jedoch überzeugt, dass ein personeller Wechsel an der Konzernspitze keine Auswirkungen auf die Förderung des VfL Wolfsburg hat. Die Überzeugung von Klaus Allofs teilen allerdings nicht alle im Unternehmen VW, denn nicht alle einflussreichen Personen im Konzern sind so fußballbegeistert wie Martin Winterkorn. VW verschafft sich über den VfL Wolfsburg Weltgeltung, doch sind einige Führungspersönlichkeiten von VW der Meinung, dass es nicht notwendig ist, viel Geld in den VfL Wolfsburg zu investieren, da der VW-Konzern ohnehin genug Weltgeltung habe. Noch ist nicht geklärt, ob jetzt, wo Matthias Müller neuer VW-Vorstandschef ist, noch weiterhin soviel Geld an VW fließt. Der Abgas-Skandal zieht weite Kreise, denn auch bei anderen deutschen Autoherstellern wurden Abgasmanipulationen festgestellt. Audi, ein Unternehmen des VW-Konzerns, hält 20 Prozent Anteile am Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt, er überwies bereits, als Ingolstadt noch in der zweiten Liga spielte, jährlich 8,5 Millionen Euro an den Verein.
Winterkorn weiterhin im Bayern-Aufsichtsrat
Der FC Ingolstadt, der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München spielen nicht nur in der höchsten deutschen Spielklasse, sondern sie alle sind mit VW und Audi verbunden. VW hält am FC Bayern München 8,3 Prozent der Anteile; Martin Winterkorn und auch Rupert Stadler, der Chef von Audi, sind Mitglieder im Aufsichtsrat von Bayern München. Bayern München teilte mit, dass Winterkorn seinen Posten im Aufsichtsrat behalten werde, da er ein persönliches Mitglied des Aufsichtsrates sei und der Sitz im Gremium nicht dem Entsendungsrecht des Aktionärs Audi entspreche. VW unterstützt noch elf weitere Clubs mit einem nennenswerten finanziellen Engagement. Der Abgasskandal kann sich nicht nur auf den VfL Wolfsburg, sondern auf den gesamten deutschen Profifußball auswirken. Die Konkurrenz warnte bereits vor einem drohenden VW-Fußball-Kartell. Volkswagen wies derartige Bedenken in der Vergangenheit immer zurück und wurde bislang auch von der Deutschen Fußball Liga in seiner Haltung bestärkt. Die Deutsche Fußball Liga beschloss noch im März dieses Jahres, Mehrfachbeteiligungen von Konzernen auf drei Clubs zu beschränken, dabei dürfen nur bei einem Verein mehr als zehn Prozent der Anteile gehalten werden. Von dieser Regelung ist Volkswagen ausdrücklich ausgenommen, denn nach Aussage der Deutschen Fußball Liga genießt VW Bestandsschutz. VW hält nicht nur Anteile an verschiedenen Vereinen, sondern der Konzern ist auch Sponsor des DFB-Pokalwettbewerbs. Bei den Spielen tragen die Clubs das Logo von VW auf dem Ärmel ihrer Trikots. Die Deutsche Fußball Liga ist Mitglied im DFB, ihr wird daher oft unterstellt, dass die Sonderregelung für Volkswagen im Interesse eines eigenen Sponsors ist. Die Deutsche Fußball Liga versteht sich allerdings als Vertretung aller Proficlubs und bringt das immer wieder zum Ausdruck.
Besuch von der UEFA beim VfL Wolfsburg
Im Frühjahr dieses Jahres bekam der VfL Wolfsburg Besuch von einer Abordnung der Europäischen Fußball-Union UEFA, denn der Dachverband hatte Interesse am Wolfsburger Modell und wollte es unter den Kriterien des Fair Play auf dem Gebiet der Finanzen bewerten. Die UEFA suchte eine Antwort auf die Frage, ob der finanzielle Aufwand von Volkswagen am VfL Wolfsburg angemessen ist und in einem gesunden Verhältnis zum Werbewert des Clubs steht. Manager Klaus Allofs zeigte sich beim Empfang der UEFA-Delegation zuverlässig, einen Grund zur Klage gab es offensichtlich nicht. Das Modell Wolfsburg wurde von der UEFA gebilligt, während zehn andere europäische Clubs im Mai dieses Jahres von der UEFA aufgrund erwiesener Verstöße gegen die Gesetze des „Financial Fair Play“ Geldstrafen erhielten. Es ist noch nicht klar, ob der VfL Wolfsburg nach dem Rücktritt von Martin Winterkorn weiterhin an diesem Modell festhält. Winterkorn bleibt auch nach seinem Rücktritt von VW ein begeisterter Fußballfan. Er sieht in einer Beteiligung an Fußballclubs ein sehr profitables Geschäftsmodell. In seiner Jugend hat Winterkorn selbst aktiv Fußball gespielt, er war Torwart beim TSV Münchingen, einem kleinen Verein aus der Nähe von Stuttgart, doch seine große Karriere machte er als Manager.
Volkswagen ist auch im internationalen Fußball aktiv
Der Abgasskandal von Volkswagen kann vielfältige Auswirkungen auf den Fußball haben:
- VfL Wolfsburg
- weitere deutsche Fußballvereine
- DFB-Pokalwettbewerb
- spanische Primera Division
Der VW-Konzern ist nicht nur an deutschen Vereinen beteiligt, sondern eine VW-Tochter ist Sponsor von
- Atletico Madrid
- Real Madrid
- FC Barcelona
Diese Vereine spielen in der höchsten Spielklasse des spanischen Fußballs, in der Primera Division. Stars des FC Barcelona und von Real Madrid besitzen Dienstwagen von Audi, davon ist Martin Winterkorn begeistert. Er wird nun vornehmlich in München die Nähe zum Fußball suchen, Interessenkonflikte können ihm nun nicht mehr unterstellt werden.
Folgen für den VfL Wolfsburg noch nicht absehbar
Die Folgen des Diesel-Skandals von VW sind noch nicht absehbar, der Bundesligist VfL Wolfsburg möchte sich zur Krise beim Mutterkonzern nicht äußern. Gegenüber den Medien will der VfL Wolfsburg keinen Kommentar abgeben. Über die Demission von Martin Winterkorn und die Folgen für den VfL Wolfsburg wird allerdings schon lange spekuliert. Manager Klaus Allofs macht keine offiziellen Aussagen zu den möglichen Folgen des Abgasskandals für seinen Verein und für das allgemeine Sponsoring des Sports durch Volkswagen. Dem VW-Konzern droht aufgrund der Abgas-Affäre allein in den USA eine Strafe in Milliardenhöhe. Mit seinem Rücktritt zog Martin Winterkorn die Konsequenzen. Nach eigener Aussage ist Manager Klaus Allofs im regelmäßigen Austausch mit Francisco Javier Garcia Sanz, dem Aufsichtsratschef des VfL. Francisco Javier Garcia Sanz ist genau wie Martin Winterkorn ein glühender Fußballfan und sitzt auch im Vorstand von Volkswagen. Winterkorn war seit 2007 Chef bei VW, erst während seiner Amtszeit wurde der VfL Wolfsburg eine hundertprozentige Tochter des VW-Konzerns. Winterkorn äußerte sich noch im Sommer dieses Jahres dahingehend, dass das finanzielle Engagement beim VfL Wolfsburg Vorteile für Volkswagen hat, denn der Konzern kann in den verschiedenen Regionen der Vereine, beispielsweise
- Gelsenkirchen
- Bremen
- München
mehr Autos verkaufen. Die Höhe der VW-Sponsoringbeträge für insgesamt 16 deutsche Profivereine in Millionenhöhe ist angesichts der milliardenschweren Strafe, die Volkswagen droht, vergleichsweise gering. Beim FC Ingolstadt und bei Bayern München halten sich die Verantwortlichen bezüglich der finanziellen Zukunft noch bedeckt. Die Wahl von Matthias Müller als Nachfolger von Martin Winterkorn ist noch nicht alles, wenn es um Personalentscheidungen bei Volkswagen geht, denn denkbar ist, dass eine komplexe Umstrukturierung der Führungsebene erfolgt. Noch kann nicht gesagt werden, ob der VfL Wolfsburg Werbeträger für Volkswagen bleibt, das hängt vom Umfang der personellen Umstrukturierung und von den Personen an der Spitze des Konzerns ab. Neben Garcia Sanz ist mit Stephan Grühsem noch ein weiteres Aufsichtsratsmitglied des VfL Wolfsburg Führungskraft bei Volkswagen. Bislang konnte sich der VfL Wolfsburg leisten, Spieler für viel Geld einzukaufen, in diesem Jahr wurden André Schürrle für geschätzte 32 Millionen Euro und Julian Draxler für geschätzte 35 Millionen Euro eingekauft. Ob das weiterhin möglich ist, kann angesichts der Krise bei Volkswagen nicht gesagt werden.
Volkswagen muss sein Image aufpolieren
Volkswagen hat durch die Abgas-Affäre einen Image-Schaden erlitten, den es nun aufzupolieren gilt. Das steht im Widerspruch zu den finanziellen Folgen, die für VW aus dem Diesel-Skandal entstehen, denn die Zuwendungen, die Volkswagen an die Vereine zahlt, gelten dabei als Luxus. Bei Volkswagen ist nicht nur mit milliardenschweren finanziellen Folgen, sondern auch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen zu rechnen. Die Spieler des VfL Wolfsburg distanzieren sich von der Affäre und konzentrieren sich auf die Spiele. Das Spiel gegen Hannover 96 am letzten Samstag endete 1:1 im Remis, am Mittwoch tritt der VfL Wolfsburg in der Gruppenphase der Champions League gegen Manchester United an.
Wie tickt Matthias Müller?
Für die Zukunft des VfL Wolfsburg und andere Vereine, an denen Volkswagen beteiligt ist, steht nun die Frage im Raum, wie Matthias Müller, der neue VW-Chef, tickt. Die Antwort auf diese Frage ist entscheidend dafür, ob der Verein weiterhin von Volkswagen gesponsert wird und in welcher Höhe die Zuwendungen künftig erfolgen werden. Winterkorn nahm regelmäßig mit einem VfL-Fanschal auf der VIP-Tribüne der Volkswagen Arena Platz. Noch ist nicht bekannt, ob auch Matthias Müller ein begeisterter Fußballfreund ist.
Foto: shutterstock/Bildnummer: 122763058-Urheberrecht: Fingerhut & Bildnummer: 122763595-Urheberrecht: Fingerhut & Bildnummer: 240260605-Urheberrecht: Taina Sohlman
