Abgang von Horst Heldt bereits beschlossene Sache
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Dass nämlich das Ende von Horst Heldt gekommen ist – endlich wie viele Schalker Fans hinter vorgehaltener Hand sagen – daran gibt es keine Zweifel mehr. Schon länger wurde spekuliert darüber, dass Heldt die Brocken selbst hinwerfen werde in diesen Tagen. Zuvor nämlich deutete sich bereits an, dass der am 30. Juni 2016 auslaufende Vertrag des Managers nicht verlängert wird. Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz entkräftete Heldt zwar die Spekulationen um einen möglichen vorzeitigen Abgang, machte aber doch auch deutlich, dass es das war für ihn auf Schalke:
“Ich habe hier auf Schalke einen klaren Auftrag, bin in der Verantwortung und werde diese bis zum Saisonende erfüllen. Man muss davon ausgehen, dass es zur neuen Saison einen neuen Manager geben wird. Ich gehe davon aus, dass es einen Wechsel geben wird.”
Somit also hat Horst Heldt selbst wohl das Ende seiner Tätigkeit bei den Knappen verkündet – oder war es nur der Versuch, Druck auf Präsident Clemens Tönnies in Sachen Vertragsverlängerung auszuüben?
Vieles spricht gegen Horst Heldt
Sollte dies tatsächlich der Fall gewesen sein, dann zeigt dies schon, dass Horst Heldt ansonsten nur wenig vorzuweisen hat in Sachen, die für ihn sprechen. Seit Juli 2010 leitet Horst Heldt die Geschicke beim FC Schalke 04. Zuvor war der einstige Spieler vom 1. FC Köln, TSV 1860 München, Eintracht Frankfurt, Sturm Graz und VfB Stuttgart vier Jahre lang Manager beim VfB Stuttgart und wurde dort unter anderem auch 2007 Meister als Manager. Seit seiner Tätigkeit bei den Knappen allerdings kann der heute 45-jährige keine großen Erfolge auf Schalke vorweisen. Einziger Titelgewinn in diesen bislang fünf Jahren war der Sieg im DFB-Pokal 2011. Doch was den meisten Schalker Fans mehr in Erinnerung bleiben wird, sind zwei andere Fakten – die auch wohl gegen eine Vertragsverlängerung von Horst Heldt sprechen.
So lag der Sportvorstand der Königsblauen bei der einen oder anderen Trainerverpflichtung doch daneben oder machte bei den Entlassungen und/oder Verpflichtungen alles andere als eine gute Figur. In den bisher fünf Jahren gab es dabei folgende Trainer beim FC Schalke 04:
- Felix Magath
- Ralf Rangnick
- Huub Stevens
- Jens Keller
- Roberto Di Matteo
- André Breitenreiter
Nimmt man noch Seppo Eichkorn hinzu, der einmal vier Tage und einmal fünf Tage als Interimstrainer eingesprungen ist, dann hat Heldt in fünf Jahren insgesamt sieben Trainer beschäftigt – Erfolg und Kontinuität sehen anders aus.
Unglückliche Figur bei den Transfers des FC Schalke 04
Ein weiterer Punkt, der wohl alles andere als für Horst Heldt spricht, sind die Transfers. Denn hier hat der Manager der Königsblauen doch oft daneben gegriffen. Dies zeigt der Blick allein schon auf die bekanntesten oder auch unbekanntesten Fehlgriffe wie
Ciprian Deac
Sergio Escudero
Ciprian Marica
Michel Bastos
Kevin-Prince Boateng
Ádám Szalai
Jan Kirchhoff
Sidney Sam
und weitere.
Besonders unverständlich war für viele Fans aber auch das Vorgehen von Horst Heldt in diesem Sommer. Kurz vor Ende des Transferschlusses wurde nämlich das einstige Schalker Juwel Julian Draxler an den VfL Wolfsburg verkauft. Schon der Verkauf alleine stieß auf Unverständnis. Doch noch unverständlicher war, dass der Schalker Manager keinen Ersatz dafür verpflichtet hat. Somit wird man in Gelsenkirchen auf den sehnlichst erwarteten nächsten Titel wohl mindestens ein weiteres Jahr warten dürfen, sind die Schalker doch nicht titelfähig mit dem vorhandenen Spielermaterial im Normalfall.
Christian Heidel bereits einig mit dem FC Schalke 04?
Schon lange bevor Horst Heldt sich öffentlich äußerte und in dieser Woche damit auch klar machte, dass sein Abschied im kommenden Sommer bevorsteht, wurden viele Namen mit dem FC Schalke 04 in Verbindung gebracht. Vor allem der Name Oliver Kahn fiel dabei in letzter Zeit hin und wieder, wobei man sich den Titan nicht wirklich im Haifischbecken FC Schalke 04 vorstellen kann – wer aber schon konnte sich noch vor Wochen einen Cheftrainer Stefan Effenberg beim SC Paderborn 07 vorstellen? Somit also scheint Oliver Kahn vielleicht durchaus eine interessante Personalie zu sein, genauso wie vielleicht auch ein Jens Lehmann, der immerhin selbst einst bei den Königsblauen kickte und der sich Gerüchten zufolge durchaus eine Karriere als Manager vorstellen könnte. Natürlich kommen auch erfahrene und vertragslose Manager wie
- Dirk Dufner
- Fredi Bobic
- Oliver Kreuzer oder
- Christian Nerlinger
als Nachfolger von „Hotte“ in Frage. Allerdings gilt ein ganz anderer als Topkandidat: Christian Heidel. Aus dem Schalker Umfeld gibt es bereits Stimmen, wonach sich die Königsblauen und der Manager des 1. FSV Mainz 05 schon einig sein sollen, offiziell ist jedoch noch nichts. Noch soll sich Christian Heidel nicht entschieden haben, heißt es von vielen Seiten.
Immerhin agiert Heidel seit nun mehr 23 Jahren beim 1. FSV Mainz 05 und kann schon als Urgestein der Rheinhessen bezeichnet werden. Keine leichte Entscheidung sicherlich für den Mainzer Manager, die vertraute Umgebung und auch Heimatstadt ausgerechnet für den nicht einfachen Job auf Schalke zu verlassen. Auf der anderen Seite ist der Managerposten beim FC Schalke 04 natürlich auch eine enorme berufliche Herausforderung. Glaubt man zudem Meinungen aus Mainz, stellt sich wohl auch die Frage des richtigen Zeitpunktes des Abschieds von Heidel. Denn aktuell befinden sich die Mainzer schlichtweg im Abstiegskampf. Hier nun seinen Abschied zu verkünden, dürfte dem gebürtigen Mainzer sicherlich nicht in den Sinn kommen, würde dies sicherlich keine zusätzliche Motivation im Abstiegskampf bedeuten – eher im Gegenteil! Auf der anderen Seite aber wird Clemens Tönnies nicht ewig auf ein „Ja“ des 52-jährigen Wunschkandidaten warten. Eine schwierige Kiste also offenbar mit dem Topkandidaten Christian Heidel als neuem Manager beim FC Schalke 04.
Im Oktober sagte Heidel zu Sport1 noch:
“Mainz ist ein supertoller Verein, in dem ich mich überragend wohl fühle. Gibt es dazu eine Steigerung? Nein, ich glaube nicht. Ein anderer Verein wäre nur dann ein Thema, wenn irgendetwas kommt, dass mich total reizt und eine Herausforderung ist…Über einen Weggang aus Mainz will ich nur nachdenken unter der absoluten Bedingung, dass in Mainz alles geordnet ist und Mainz keinen Schaden nehmen wird. Das werde ich niemals zulassen, das ist das Allerwichtigste. Ob dieser Zeitpunkt irgendwann kommt, weiß ich nicht. Aber jeder kann davon ausgehen, dass ich dann mit Mainz sehr fair und offen umgehen werde.”
Damit stellte Heidel zwar einiges klar, ein Dementi jedoch klingt anders.
Heidel und Heldt: alles andere als eine Männerfreundschaft
Dass die Schalker sich auch noch Christian Heidel als Nachfolger für ihn auserkoren haben, dürfte Vorstandmitglied Horst Heldt alles andere als gefallen. In der Sport1-Sendung Doppelpass erklärte Heldt vielsagend vor einiger Zeit über Heidel:
“Es gibt Leute, mit denen geht man gerne essen. Und es gibt Leute, da bleibt man lieber zu Hause. Wahrscheinlich würde er auch nicht mit mir essen gehen wollen.”
Die wenig freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Managern deutete sich bereits im Jahr 2012 an. Damals ging es um ein Sicherheitskonzept, das von der DFL vorgestellt wurde. Bei einem Fantreffen sagte Heldt dann mit Blick auf die Vereinsvertreter wie Heidel, die die erste Version des Konzepts abgelehnt hatten: “Das sind Ahnungslose! Das ist Müll und dilettantisch.” Die Antwort von Heidel ließ nicht lange auf sich warten: “Jeder kann seine Meinung haben. Er hat sich etwas vergriffen.”
Keine zwei Monate später kam es zum nächsten „Aufeinandertreffen“ der beiden Manager. Dieses Mal war Schalke – wie so oft unter Heldt in dessen Amtszeit – auf Trainersuche. Einer der Kandidaten: Thomas Tuchel aus Mainz. Dazu sagte Heidel:
„Mainz 05 wird Tuchel nicht abgeben. Egal, welche Summe gezahlt wird. Nicht für 30 oder 60 Millionen Euro. Auch wenn ein Russe angefahren kommt – oder irgendein Scheich“
…ein Russe – deutlicher konnte der Hinweis auf Gazprom, den Hauptsponsor der Schalker nicht sein. Etwas, das Heldt wiederum nicht schmeckte, wie er mehrfach betonte.
Im Februar 2014 war dann erneut Tuchel das Streitobjekt zwischen den beiden Managern. Damals hatten sich Heldt und der Coach wohl hinter dem Rücken von Heidel gesprochen. Der Manager des 1. FSV Mainz 05 erklärte drei Monate später auf einer Pressekonferenz:
“Wir haben das nicht von Thomas und auch nicht von Schalke erfahren. Ich habe Horst Heldt damals klipp und klar gesagt: nichts zu machen. Ich habe ihm empfohlen, den Trainer 2015 zu holen.”
Vielleicht am Ende doch ein ganz anderer Manager auf Schalke?
Damit stellte Christian Heidel Horst Heldt enorm bloß, sodass er in Gelsenkirchen wieder einmal in Erklärungsnot war. Heldt setzte daraufhin auf Keller, sowie danach auf den Fehlgriff Roberto Di Matteo – während Tuchel nun ausgerechnet beim Erzrivalen Borussia Dortmund landete. Kaum auszudenken, wie es in Horst Heldt aussehen mag, dass ausgerechnet wohl Christian Heidel sein Nachfolger beim FC Schalke 04 wird. Vielleicht aber überrascht ja Clemens Tönnies einmal mehr mit einem ganz anderen neuen Manager. Passen würde es zum FC Schalke 04…
Fotos: wikimedia: Reddyred, Fuguito & DerHans04