Es ist kaum zu glauben, aber Doping ist keineswegs ein Phänomen unserer modernen Welt, sondern ganz im Gegenteil: Doping hat eine Jahrtausend alte Tradition. Bereits im alten Athen griffen die Athleten zu leistungsstärkenden Mitteln wie Stierhoden oder Stierblut. Selbst Alkohol bis hin zur Alraunwurzel (Atropin) wurde genutzt. Aus dem Pilz Amanita Muscaria – eher bekannt als Fliegenpilz - sollen die Berserker der nordischen Mythologie die Droge Bufotenin gewonnen haben, durch die sie angeblich ihre Kampfkraft erheblich steigerten. Auch die Ägypter, Griechen und Römer nutzten den von ihnen angebauten Mohn und verwendeten Opium. Bei den Chinesen war es Cannabis und während die Mittel und Methoden über die Jahre variierten, so blieb das Ziel des Dopings doch immer das gleiche: Eine künstliche und den Regeln des Fairplay widersprechende Steigerung der Leistung für den Wettkampf zu erzielen.
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Doping Praxis wie in Russland auch in anderen Ländern möglich

3841137168_372c7a8474_zBereits Ende 2014 erklärte der Leichtathletik-Funktionär Helmut Digel, dass er eine gängige Doping-Praxis wie sie in Russland aufgeklärt wurde, auch in anderen Ländern durchaus möglich ist. Dabei wollte das Council-Mitglied des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF sogar Deutschland nicht ausklammern.

Digel erklärte in einem Interview mit der FAZ im Dezember 2014, dass Mediziner und Pharmakologen sich als Kriminelle betätigen und organisieren, begleiten und den Betrug auch unterstützen im internationalen Spitzensport. Dabei sind die Athleten Mitwisser und letztendlich auch Täter. Laut Digel gibt es diese Konstellation nicht nur in Russland, sondern in nahezu allen Hochleistungsportnationen der Welt.

Dabei wollte er sogar den deutschen Sport nicht ausklammern, denn schließlich gibt es den Skandal an der Freiburger Universität und die Beteiligung von verantwortungslosen Ärzten am Doping-Betrug in Deutschland sei hinlänglich bekannt. Zwar hat sich die Situation gebessert, aber denn kann ein „Doping-Missbrauch“ im deutschen Hochleistungssport von heute keinesfalls ausgeschlossen werden.

Schon 2014 nahm Digel den Leichtathletik-Weltverband IAAF nach den Berichten über das systematische Doping der russischen Leichtathletik in die Pflicht. Er erklärte, dass die IAAF an einer Aufklärung aller Vorwürfe interessiert sein muss und es sich nun als wichtig und Glücksfall erweist, dass der Beschluss fiel, eine unabhängige Ethik-Kommission einzuberufen. So könnte es weitreichende Sanktionen geben und das kann, sofern die Ethik-Kommission es empfiehlt, von einer Suspendierung von Mitgliedern bis zum Präsidium und zum Ausschluss von Verbänden kommen. Die Ethik-Kommission besteht aus unabhängigen Juristen und den Vorsitz hat der Brite Michael Beloff, bei dem es sich um einen anerkannten Richter am CAS handelt. Zudem gehören zum Kreis der Brasilianer Carlos Nuzman, der bereits in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Korruption in Verbindung gebracht wurde.

Russland ist erst mal „raus“

Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat die Vorgänge im russischen Leichtathletikverband untersucht und die Ergebnisse sind erschütternd. Von der Agentur wurde daraufhin der Ausschluss von Russland aus dem Weltverband empfohlen. In einem Anfang November 2015 veröffentlichten Bericht fordert die Agentur die IAAF auf, Russland von allen Wettbewerben auszuschließen. Zugleich hat die Ermittlungskommission die Empfehlung ausgesprochen, fünf russische Athleten, worunter sich auch die Olympiasiegerin Maria Sawinowa befindet und fünf Trainer auf Lebenszeit zu sperren.

Der Leichtathletik-Weltverband reagierte und erklärte, dass man einen „provisorischen und kompletten Ausschluss“ Russlands erwägt – diese Erwägung wurde dann wenige Tage später in die Tat umgesetzt. Ab sofort dürfen russische Athleten bis auf Weiteres nicht mehr um wichtige Medaillen kämpfen. Damit zog die IAAF ihre Konsequenzen aus dem Doping-Skandal. Einen Tag später kam es auch zu der Entziehung der Wada-Akkreditierung des Moskauer Dopingkontroll-Labors.

Im Schattenreich der Leichtathletik

Daten, die die Welt der Leichtathletik erschüttern, denn eine Interne Datenbank des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF zeigt auf, wie sich das Doping im Spitzensport durchsetzt. In der Datenbank sind Tausende auffällige Blutwerte enthalten und davon auch von zahlreichen Sportlern, die Gold gewonnen haben.

Ein trauriges Beispiel des Dopings in der Leichtathletik ist Geoffrey Tarno, der am selben Tag starb, als er mit der Hoffnung los rannte, um im Anschluss ein besseres Leben zu führen. Vor dem Start erklärte er, dass er reicher sein wird, als jemals zuvor, wenn er zurückkommt. Dann lief er den 42,195 Kilometer langen Marathon, bei dem die Kenianer eine Weltmacht sind. Tarno führte nach 40 Kilometern und das Preisgeld von 3000 Dollar war ihm so gut wie sicher, aber der 32-jährige erreichte niemals das Ziel in Eldoret im Oktober 2013 – er brach zusammen und alles deutete darauf hin, dass er mit EPO gedopt war. Die Autopsie spricht von einer Lungenembolie, sein Herz hat das Mittel nicht verkraftet.

Der Tode von Geoffrey Tarno ist ein Symbol für das beispiellose Dopingsystem, dass offenbar einen Teil der Leichtathletik beherrscht. Dabei handelt es sich um ein System, dass sich gegenüber allen Menschen abgeschottet hat, die Fragen stellen und so werden Informanten eingeschüchtert, die Ärzte bestochen und die Goldmedaillen gefeiert.

Ein Datenstick und das ganze Ausmaß wird sichtbar

Es beginnt alles mit einem Brief ohne Absender – der einen Datenstick enthält. Darauf ein Ordner mit dem Namen IAAF und darin mehrere Dateien, die hunderte Seiten enthalten, eine Datenbank mit den Athleten aus aller Welt. Darunter befinden sich Olympiasieger, Weltmeister und auch Gold-Hoffnungen und hinter den Namen befinden sich ihre Blutwerte. Offenbar kamen die Daten aus dem innersten des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, die mehr als 12.000 offizielle Bluttests enthalten von rund 5000 Athleten aus allen Disziplinen. Der Datenstick, der den größten Datensatz mit Blutwerten von Spitzensportlern enthält, ist einer der ersten der jemals nach außen gelangte und damit begann die Suche nach den Hintermännern.

Die Datenbank wurde von der ARD-Dopingredaktion mit Kollegen von der britischen „Sunday Times“ ausgewertet und die Ergebnisse waren brisanter als vorher angenommen. Bereits im Dezember 2014 kam es zu der Enthüllung des systematischen Dopings in der russischen Leichtathletik durch eine ARD Dokumentation, aber mit dem Datenstick wird eines klar: Doping ist keineswegs nur ein russisches Problem.

Durch die Datenbank wurde das Problem auf nackte Zahlen gebracht und die lauten: Rund jeder siebte Athlet in der Liste weist Blutwerte auf, die in den allermeisten Fällen nicht natürlicher Art und Weise sind. Des Weiteren zeigte sich, dass in machen Nationen sogar fast 50 % der Athleten auffällig sind und der Experte Michael Shenden bringt die komplette Analyse auf einen Punkt. Er erklärt, dass die Werte in der Datenbank keinen Zweifel aufkommen lassen, dass die Ausdauerdiziplinen von Blutdoping durchsetzt waren. Dem fügt er hinzu, dass es ihm sehr leid tut für alle sauberen Athleten, die so um eine Medaille betrogen wurden.

Kenia: das Land der Läufer

2335072991_1b21e22013_zDie Sportler aus Kenia dominieren die Mittel- und Langstreckenwettbewerbe bereits seit Jahren und mehr als 50 % aller Titel wurden in diesen Disziplinen in den letzten 10 Jahren von einem Kenianer gewonnen. Vor dem ersten Deutschen der Marathonweltbestenliste stehen 230! Kenianer. Ist das Köperlicher Vorteil oder alles einfach nur Höhenluft?

  • 2014 wurde Rita Jeptoo des EPO-Dopings beim Boston-Marathon überführt. Sie ist gesperrt und gestand. Später erklärte sie, dass sie in ihrem Heimatland seit 2006 keinen einzigen Bluttest hat abgeben müssen! /
  • Viola Chelangat Kimetto wurde 2013 positiv getestet und der IAAF forderte eine unverzügliche Sperre vom Kenianischen Verband. Doch nach neun Monaten steht sie in Kroatien wieder auf dem Marathon-Siegertreppchen.
  • Wurden denn nun dutzende Goldmedaillen mit Doping gewonnen? Das sicherlich nicht – denn in der Leichtathletik wird offenbar systematisch gedopt und zu diesem Schluss kommen zwei Wissenschaftler, die unabhängig voneinander die Bluttests die der ARD zugeführt wurden und aus den Jahren 2001 bis 2012 stammen überprüften. In den Datenbanken haben sie sogar einige lebensgefährliche Werte entdeckt und auch viele verdächtige und jede dritte Medaille wurde demnach von einem Athleten gewonnen, bei dem mindestens ein Experte einen verdächtigen Wert ermittelte –, worunter sich auch 55 Goldmedaillen befinden.

    Eine schrecklich nette Sportfamilie

    Es gibt immer Mittel und Wege um etwas wieder gerade zu biegen und so kann es durchaus sein, dass Russland bei Olympia 2016 wieder dabei sein kann. Doch sollte das der Fall sein, dann würden die Macher des Weltsports wohl ihre letzten Tropfen an Glaubwürdigkeit verlieren. So hat man erst neulich in dem Internationalen Olympischen Komitee aufgeräumt. Kuwait wurde aus der Familie verbannt, denn die Regierung wollte in wenig im nationalen olympischen Gremium mitreden. Ähnlich auch in Indien, Ghana und Panama. Jetzt haben die russischen Leichtathleten auch ein wenig geschummelt – sorry gedopt – und das überwacht von Trainern, Ärzten und dem Geheimdienst.

    Vielleicht auch noch interessant: Russlands Sportminister Witalij Mutko hat die beiden Kronzeugen Witali und Julia Stepanow, die das System entblößt haben, als „Denunzianten“ tituliert und das fasst den Reformwillen des russischen Sports sehr gut zusammen. Wenn der russische Leichtathletikverband dafür mit einer Erlaubnis für den Start bei den Olympischen Sommerspielen 2016 belohnt wird, ganz egal ob Kollektivstrafe oder nicht, dann haben die Macher ihren letzten Tropfen an Glaubwürdigkeit höchstwahrscheinlich verloren.

Foto: flickr.com/André Zehetbauer & FaceMePLS

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