Die deutsche Fußball Nationalmannschaft hat einen rasanten Abstieg hinter sich gebracht. Der Weltmeistertitel von 2014 ist schon fast vergessen, ebenso der gewonnene Confed-Cup drei Jahre später. Denn das peinliche Aus bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland hat Spuren hinterlassen. Und es scheint immer schlimmer zu werden. Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff hatten danach versprochen, Fehler aufzuarbeiten und Lösungen zu suchen, doch offensichtlich ist dies, zumindest bis Dienstagabend in Frankreich, nicht geschehen.
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Die Pleite bei der WM Deutete sich an

Doch wie konnte es soweit kommen? Nach dem 1:0 Sieg im Finale des Confed Cup gegen Chile folgte eine tolle Schlussphase in der WM-Qualifikation mit vier Siegen in Folge. Damit wurde Deutschland zu einem der Top vier Favoriten, neben Spanien, Brasilien und Frankreich, auf den WM-Titel. Eine Titelverteidigung, das war einer deutschen Nationalmannschaft bislang nicht gelungen. Doch dann folgte die Vorbereitungsphase auf das große Turnier und die Probleme deuteten sich an. Werfen wir einen Blick auf die Freundschaftsspiele bis zum Beginn der Weltmeisterschaft:

  • England gegen Deutschland 0:0
  • Deutschland gegen Frankreich 2:2
  • Deutschland gegen Spanien 1:1
  • Deutschland gegen Brasilien 0:1
  • Österreich gegen Deutschland 2:1
  • Deutschland gegen Saudi-Arabien 2:1

Nur ein Sieg aus insgesamt sechs Spielen. In der breiten Öffentlichkeit jedoch spielte dies nur eine untergeordnete Rolle, was sich als Fehler erweisen hat. Und auch das Trainerteam reagierte nicht konsequent genug auf die offensichtlichen Probleme. Stattdessen setzte Löw auch weiterhin auf die alt eingesessenen Spieler, die Weltmeister von 2014. Bei der Weltmeisterschaft in Russland verlor Deutschland das erste Gruppenspiel gegen Mexiko, konnte sich gegen Schweden mit sehr viel Glück mit 2:1 durchsetzen und verlor das entscheidende Spiel gegen Südkorea mit 0:2 – Aus in der Vorrunde, zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Fußballs.

Foto: MB
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Keine personellen Konsequenzen nach dem WM-Aus

Er glaubt, das Ganze habe personelle Konsequenzen, der irrt. Klar, es gab einige Rücktritte von Spielern – so wie meistens in solchen Situationen. Doch während bei anderen Nationen auch die Trainer ausgetauscht wurden, machte Joachim Löw weiter. Er und Bierhoff dachten sich, das wird schon wieder. Aber das Gegenteil war der Fall. Ein Teilerfolg war das torlose Remis zum Auftakt der UEFA Nations League gegen den frisch gebackenen Weltmeister Frankreich, dann gab es ein 2:1 gegen Peru dank eines Tores in der 85. Minute durch Nico Schulz. Doch dann gab es eine 0:3 Niederlage gegen den „Erzfeind“ der deutschen Nationalmannschaft, gegen die Niederlande. Das zweite Spiel in Folge im neu geschaffenen Wettbewerb ohne Sieg, der Abstieg droht. Und endlich reagierte auch der Bundestrainer: Er veränderte die Startelf am vergangenen Dienstag gegen Frankreich auf fünf Positionen. Emre Can und Thomas Müller mussten zum Spielbeginn auf der Bank Platznehmen. Serge Gnabry, Leroy Sané, der in Russland noch nicht einmal im Kader stand, Thilo Kehrer, Matthias Ginter: Sie alle bekamen ihre Chance und alle konnten sie für einen durchaus überzeugenden Auftritt nutzen. Zwar verlor Deutschland mit 1:2 gegen den Weltmeister und wird den Abstieg in die Nations League B kaum noch verhindern können. Dennoch zeigte das Team ein großartiges Spiel. Schon lange konnten wir nicht mehr ein solch mutigen Auftritt einer deutschen Mannschaft beobachten. Alles stimmte, auch die Körpersprache der Spieler überzeugte. Selbst Kylian Mbappé kam bei der gut gestaffelten Abwehr kaum zum Zug.

Nach der 1:2 Niederlage gegen Frankreich: Deutschland lobt sich selbst

Die Deutschen überschlugen sich nach dem Spiel förmlich mit Eigenlob. „Wir müssen nach der gezeigten Leistung nicht enttäuscht sein. Wir waren auf absoluter Augenhöhe mit Weltmeister Frankreich. In der ersten Halbzeit hätten wir das zweite Tor machen müssen, so sind wir dann für ein gutes Spiel nicht belohnt worden“, meinte beispielsweise der Bundestrainer. DFB-Präsident Reinhard Grindel meinte: „Das war eine sehr gute Mannschaftsleistung. Dass man so ein Tor von Griezmann kassiert, kann passieren. Der Elfmeter ist aber natürlich bitter. Das, was diese junge Mannschaft geleistet hat, macht einen zuversichtlich für die Zukunft. Darauf kann man aufbauen.“ Und Kapitän Manuel Neuer lobt Bundestrainer und Team: „Jogi und sein Team hatten einen klaren Plan. Eigentlich ist dieser Plan auch aufgegangen. Das Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wider.“

Wird jetzt alles wieder besser?

Also alles wieder in Ordnung bei der deutschen Nationalmannschaft? Ist der Drops nun gelutscht und die Krise überstanden? Joachim Löw betonte nach dem Spiel gegen Frankreich, dass die gewählte Aufstellung dem Gegner geschuldet gewesen ist, und nicht den schlechten Erfahrungen aus dem Spiel gegen die Niederlande. „Es war klar, dass wir taktische Veränderungen vornehmen mussten, eine andere Grundordnung brauchten. Wir wollten die Franzosen ein Stück überraschen. Die Entscheidung war, wer kann uns gerade hier in Frankreich von der Geschwindigkeit im Konter helfen? Serge Gnabry hat im Training einen guten Eindruck gemacht. Timo Werner hatte schon manchmal über die Seite viele gefährliche Aktionen gehabt. Leroy Sané hatte jetzt mal seine Chance verdient. Er war im Training sehr engagiert und konzentriert. Er hat bei uns wirklich schon Fortschritte gemacht.“ Er machte jedoch auch Andeutungen, dass es mit einer so jungen Aufstellung zukünftig besser klappen könnte. Was die Situation von Thomas Müller angeht meinte der Trainer: „Thomas Müller hat sich vielleicht zuletzt nicht so gezeigt. Aber er ist ein Antreiber, der mit den jungen Spielern spricht. Von daher ist Thomas weiter absolut wichtig.“

Foto: MB
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Fazit: Es kann ab jetzt nur noch besser werden

Insgesamt macht das Spiel gegen Frankreich durchaus Hoffnung, denn trotz der Niederlage haben wir ein wirklich gutes Spiel der deutschen Mannschaft gesehen. Klar wurde aber auch, dass es der DFB-Auswahl an Weltklasse Spielern mangelt. Die Franzosen konnten mit individuell starken Spielern, wie Antoine Griezmann oder Kylian Mbappé immer wieder starke Akzente setzen. Eine Qualität, die der deutschen Mannschaft abgeht. Allerdings bestach die Nationalmannschaft auch immer durch eine geschlossene Mannschaftsleistung. Wenn Joachim Löw aus seinen eklatanten Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und auch weiterhin den „jungen wilden“ eine Chance gibt, könnte es zukünftig mit den Auftritten der deutschen Mannschaft besser werden. Auf jeden Fall hat der Bundestrainer trotz der Niederlage seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen können.

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