Immer wieder die gleichen auf dem Podest
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Kommt es nach dem Rennen zur Siegerehrung, dann sind immer die gleichen Gesichter auf dem Podest zu sehen: Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Das klingt fast wie ein Luxus-Problem: Mercedes gewinnt ein Rennen nach dem anderen und muss sich schon fast dafür entschuldigen oder aber die Gegner stark reden. Oder aber man freut sich heimlich, wenn es einmal zu einem Problem kommt oder es geht etwas schief wie mit der Strategie in Monte Carlo. Dann wird Mercedes zwar zur Zielscheibe der Kritiker, aber das ist besser, als wenn gleich der ganze Sport und die Hybridformel in Frage gestellt wird.
20 Runden vor Schluss in Montreal bestieg Ecclestone seinen Mercedes, der ihn zum Flughafen brachte. Die Demonstration von Mercedes hat ihn in seinem Urteil über den einstigen Kassenschlager Formel 1 bestätigt: Die Hybridformel ist zu teuer, zu kompliziert und zu berechenbar. Mercedes siegt wie es beliebt, Ferrari kann die Lücke nicht schließen und der Rest nimmt einfach nur teil und fährt mit. Aus diesem Grund feuerte der Formel 1-Chef im Juni wieder einen Schuss aus der Hüfte ab und lieferte einen neuen Beitrag dazu, wie es möglich ist die Formel 1 zu retten – aus Angst, dass die großen Teams zu viel Macht erhalten, stellt der das Kundenauto-Modell von Mercedes, Ferrari, Red Bull, McLaren und Williams in Frage.
So sollen nach Ecclestones Willen die kleinen Teams als eigenständige Wettbewerber antreten, wofuer die Hersteller ihnen sechs Millionen Euro Motoren aus dem Vorjahr liefern. Bernie Ecclestone erklärte, dass es seinetwegen auch Motoren mit Hybridtechnologie sein können, wenn ihnen daran soviel liegt. Zudem sind Windkanaltests für die kleinen Teams verboten, denn das funktioniert auch mit Computersimulationen. So sollen die Teams das sparen lernen und das PS-Defizit soll durch weniger Gewicht ausgeglichen werden. Aber auch dieser Vorschlag von Ecclestone wird nicht in die Tat umgesetzt, denn Ecclestone scheitert an dem Veto der großen Teams
Die Frauen-WM hatte mehr Zuschauer als die Formel 1
Inzwischen ist es nicht mehr zu übersehen, das grundsätzliche Interesse an der Formel 1 sinkt und das ist zurückzuführen auf die Dominanz von Mercedes und der Reglements, welches die Fans niemals wirklich akzeptiert haben. So hatte die Übertragung des Kanada-GP bei RTL – trotz bester Sendezeit um 20:00 Uhr – eine Millionen weniger Zuschauer, als die Übertragung der Frauenfußball-WM, die zwei Stunden später stattfand. Das spricht doch wohl Bände, oder?
Begonnen hatte das Problem bereits im vergangenen Jahr in Österreich, wo es die ersten Anzeichen gab, in den Gesprächen mit den Fans, die erklärten, dass man gekommen sei, um zu schauen, aber die Begeisterung würde sich in Grenzen halten und somit wird man im nächsten Jahr nicht wiederkommen. Dem wurde hinzugefügt, dass es einfach zu teuer wäre, für das, was die Formel 1 biete. Denn den meisten Formel 1-Fans ist das Geschehen auf der Strecke mit der echten, lauten Rennatmosphäre doch wichtiger ist, als die Events und Konzerte, die im Umfeld des Rennwochenendes geboten werden.
Von Seiten Lauda’s kommt nur Verwunderung, das Red Bull als Veranstalter die schlechten Zahlen recht offen kommuniziert – so nach der Methode vieler anderer Formel 1- Verantwortlichen, die der Ansicht sind, dass die Probleme einfach verschwinden, wenn man sie totschweigt.
Nigel Mansell erlebte es am eigenen Leib: Die moderne Formel 1 ist langweilig
Im Grunde hat die moderne Formel 1 nicht erst seit dem Beginn der Überlegenheit von Mercedes viel von ihrem Reiz der vergangenen Jahre eingebüßt. So gibt es Kritik vonseiten der Piloten, in der es heißt, dass das Fahren eines modernen Formel 1-Boliden mehr an ein Computerspiel erinnert, als an das Beherrschen eines echten Rennwagens. Besonders laut wurde die Kritik vor dem Start der Saison 2014, dem Zeitpunkt, als die V8-Saugmotoren, die sich jahrelang bewährt haben von den V6-Turbomotoren mit Hybridtechnik abgelöst wurden.
Nigel Mansell, Ex-Formel 1-Weltmeister, hat auch nach seinem Rücktritt weiter den Kontakt zur Szene gehalten und tritt hin und wieder als Rennkommissar auf. Er denkt wehmütig an seine Formel 1-Karriere zurück, wo man noch richtig mit dem Auto kämpfen und die Probleme umfahren musste. Er erklärte gegenüber dem „The Telegraph“, dass man von außen die Aggressivität eines Fahrers erkennen konnte und man sehen konnte, wie er seinen Fahrstil anpasst. Mansell bemerkte, dass das die ganze Sache aufregend machte. Nigel Mansell war zwischen 1980 und 1995 in der Königsklasse aktiv und gewann von 187 Grand Prix 31. Der größte Erfolg von Mansell war der WM-Titel 1992.
Ab 2017 gibt es Änderungen
In der Formel 1 soll ab 2017 ein billigeres Alternativmodell zum teuren Hybridmotor zugelassen werden. Durch diese Änderung will Bernie Ecclestone Red Bull in der Formel 1 halten, aber von Mercedes und Ferrari gibt es Widerstand. Immer wieder zeigt sich an den Rennwochenenden, Mercedes fährt in seiner eigenen Welt bei der Formel 1. Sollte die Königsklasse an ihrem derzeitigen Motorenkonzept festhalten, dann wird es auch in absehbarer Zeit wohl kaum zu einer Änderung kommen. Selbst wenn Toto Wolff, der Mercedes Motorsportchef immer wieder versucht, die Konkurrenz stark zu reden.
Doch Wolf verfolgt mit diesen Reden nur ein einziges Ziel: Er will verhindern, dass es in der Saison 2017 ein Alternativmotor neben den hoch komplizierten und teuren Hybriden zugelassen wird. Denn in letztere wurden über viele Jahre viel Geld investiert und Mercedes hat diese wesentlich besser im Griff als alle anderen Teams. Doch der Weg scheint momentan eindeutig in die Richtung zu gehen, denn seit dem 13. November gibt es eine offizielle Ausschreibung auf der FIA-Webseite. So haben Interessenten 10 Tage Zeit, sich um einen Ausrüster-Vertrag für einen Motor zu bewerben, der sechs Millionen Euro kosten soll. Bei der Ausschreibung sind allerdings keine Automobilkonzerne zugelassen, sondern nur unabhängige Hersteller wie Ilmor oder Cosworth.
Auch die technischen Daten des Motors stehen:
- 2,2 Liter V6-Biturbo
- Ladedruck 1,5 bar
- Leistung zwischen 850 und 900 PS
- Spritverbrauch etwa 140 kg
Die Ablehnung von Mercedes im Bezug auf den Motor wird von Ferrari, Honda und auch Renault geteilt, denn sie möchten nicht, das sie von den anderen Teams mit den „Billigmotoren“ links und rechts überholt werden. So wird es auf der nächsten Sitzung der Strategiegruppe der Formel 1, die um FIA-Präsident Jean Todt und Bernie Ecclestone besteht, dazu kommen, dass versucht wird, klar zu stellen, dass es rechtlich nicht möglich sei, eine solche Regeländerung durchzuführen. Aber Ecclestone gibt sich siegessicher und erklärte, dass alles bereits genau abgecheckt sei.
Ecclestone will sich die Formel 1 nicht zerstören lassen
Bernie Ecclestone findet klare Worte und erklärt, dass man sich die Formel 1 nicht zerstören lassen wird, von Leuten, die der Ansicht sind, den Sport in Geiselhaft nehmen zu können. Was meint er damit? Ganz einfach, momentan sind die Hersteller in der Position, zu bestimmen, wer einen Motor erhält und wer nicht. Zudem können sie auch festlegen, über welche Qualität die gelieferten Fahrwerke verfügen. Diese Position ermöglicht es ihnen, die unliebsame Konkurrenz auf Abstand zu halten. Dazu kommt, dass die Motoren für die kleineren Kundenteams viel zu teuer sind. Ecclestone sagt klar und deutlich, dass die Hersteller dabei nicht an den Sport denken, sondern ausschließlich nur an sich.
Die Idee mit dem Alternativ-Motor kam auf den Tisch, um so einen Ausstieg von Red Bull aus der Formel 1 zu verhindern. Das hat ja auch erst einmal geklappt, denn Red Bull wird mit Renault weitermachen, da sich das Team auf ein Übergangs-Jahr eingelassen hat und das aus dem Grund, da es wieder eine vernünftige Perspektive gibt.
Auch die Fahrer sind skeptisch
Auch im Fahrerlager gibt es Skeptiker, die nicht daran glauben, dass 2017 der Alternativmotor kommt und damit in der Formel 1 eine „Zweiklassengesellschaft“ existiert. Dort ist man der Ansicht, dass Todt, der ein Befürworter der Hybridtechnologie ist, noch einen Rückzieher macht, da das vordergründige Ziel Red Bull in der Formel 1 zu halten erreicht wurde. Das könnte durchaus passieren, wenn sich die Hersteller in der Frage der Kosten einsichtig zeigen und mit den Preisen für die Hybridmotoren von derzeit über 20 Mio. Euro auf 12 Mio. Euro heruntergehen würden. So hatte Todt in Mexiko die Aussage gemacht, wenn eine Preissenkung garantiert würde, dann würde er Reglementstabilität bis 2025 garantieren. Aber auch von der Sauber-Teamchefin kam eine Erklärung zum Alternativmotor. Sie erklärte, dass sie nicht sieht, dass das Prinzip des Alternativmotors funktionieren wird. Sie ist der Ansicht, dass ein einheitlicher, bezahlbarer Motor für jeden her muss.
Eines ist sicher, solange sich nichts ändert, wird die Formel 1 wohl eine Schlaftablette bleiben und die Wette auf den nächsten Grand Prix Sieger lautet: Sieg Mercedes!
Foto: flickr.com/Kim Benson & Sam Greenhalgh & Dave Wilson