Übertragung wird ausgebaut
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Der Sender hat sich weitere 28 der insgesamt 40 ausgeschriebenen Spiele des amtierenden Weltmeisters gesichert. Darunter sind alle Spiele der DFB Auswahl bei folgenden Wettbewerben:
- Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018
- Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022
- Qualifikation für die Europameisterschaft 2020
- Alle Tests vor dem jeweiligen Endturnier
- Alle Spiele des neuen Nationalmannschaftswettbewerbs „UEFA Nations League“
Ferner sind in dem Vertrag auch „umfangreiche Rechte zur Berichterstattung an allen weiteren Qualifikationsspielen ohne deutsche Beteiligung und plattformneutral auch umfangreiche Online- und Mobile-Verwertungsrechte“ enthalten.
„Wir haben mit RTL im Rahmen der Qualifikationsspiele in der Vergangenheit konstruktiv und erfolgreich zusammengearbeitet“
, so DFB-Präsident Reinhard Grindel:
„Der Sender hat dabei attraktive Formate geschaffen und unsere Nationalmannschaft professionell ins Bild gesetzt. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und RTL darf sich sicherlich auch in Zukunft auf hohe Einschaltquoten mit Spielen unserer Mannschaft freuen.“
Auch Frank Hoffmann, RTL-Programm-Geschäftsführer, freut sich:
„Zwei besonders erfolgreiche Jahre mit zehn zuschauerstarken EM-Qualifikationsspielen haben gezeigt, dass die Fußball-Nationalmannschaft und RTL ein sehr gutes Team sind. Wir sind glücklich, dass wir diese begehrte TV-Partnerschaft langfristig fortsetzen und unser Programm-Portfolio um 28 große Fußballabende erweitern können.“
Erfolgreiche Startphase
Die zehn Spiele im Rahmen der EM-Qualifikation brachten dem Sender insgesamt im Schnitt
- 10,94 Millionen Zuschauer
- somit einen Marktanteil von 35,9 Prozent
Als Moderator fungierte Florian König und als Experte stand ihm Jens Lehmann zur Seite. Der Kommentator war bisher Marco Hagemann.
Viel Kritik von den Zuschauern
Allerdings findet das Format nicht bei allen Zuschauern Freunde. Vor alle jene, die ohnehin lieber ihren Fernsehabend mit öffentlich-rechtlichen und damit werbefreien Sendern gestalten, zeigten sich erbost. RTL verzichtet zugunsten der Werbung dabei auch auf eine Halbzeitanalyse. Vor allem in den sozialen Netzwerken machen die Zuschauer ihrem Ärger Luft. So schrieb jemand auf der Facebook Seite des Senders:
„RTL, Sie übertragen das Fußballspiel Deutschland vs. Georgien und zeigen in 15 Minuten Halbzeit 12 Minuten Werbung! Das hat doch nichts mit einer qualifizierten Berichterstattung zu tun!“
Ein anderer User meinte dazu sarkastisch:
„RTL ist wohl der einzige Sender, der in einer 15-minütigen Halbzeitpause 20 Minuten Werbung unterbringen kann.“
Und tatsächlich blieben zwischen drei Werbeblöcken und einem Gewinnspielhinweis kaum mehr als wenige Sekunden der Halbzeitpause, in der die wichtigsten Szenen der ersten Halbzeit angerissen werden konnten. RTL-Sprecher Bolhöfer reagierte auf die bösen Kommentare:
„Als werbefinanzierter Sender sind wir seit jeher auf diese Einnahmen angewiesen. Ich habe ein gewisses Verständnis für all die, die auch in der Pause eine Analyse sehen wollen“, räumte Bolhöfer ein. „Ich bitte aber selbst auch für Verständnis, dass wir zur Refinanzierung der sehr teuren Rechte nun mal auf Werbung angewiesen sind.“
DVB-T Zuschauer gucken bald in die Röhre
Ein weiteres Problem, das auf viele Zuschauer zukommt: Ab dem kommenden Jahr, wenn die Testphase abgeschlossen ist, wird der Dienst „DVB-T 2“ gestartet. Hiermit werden HD-Fernsehbilder auch über die terrestrische Antenne möglich. Anders wie beispielsweise bei Satellit kann sich der Zuschauer aber nicht mehr aussuchen, ob er sein Programm in SD oder HD anschauen möchte. Während das hochauflösende Signal bei den öffentlich-rechtlichen Sendern auch dann kostenfrei empfangbar sein wird, wollen die Privatsender ihr Signal über DVB-T verschlüsseln und nur gegen die Zahlung einer Gebühr freigeben. Das wäre dann das Ende des kostenfreien Fußball Genusses.
Steigt RTL auch in die Bundesliga ein?
Bisher ist den deutschen Fernsehzuschauern zumindest die Sportschau geblieben, wofür die ARD schon eine ganze Menge Geld gelassen hat. Die Rechte für die Übertragung der Live-Spiele lag bislang bei Sky, doch auch das kann sich nach der neuen Lage schnell wieder ändern. Auch das Kartellamt beharrt auf eine Änderung der bisherigen Praxis, die Übertragungsrechte nur einem Sender zu überlassen und will mehr Konkurrenzkampf in diesem Bereich. Dass diese Rechte allerdings dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen zufallen werden, glaubt kaum jemand. Auch ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky gibt sich diesbezüglich gelassen:
„Wir werden alles tun, um die Bundesliga-Rechte zu erwerben, aber natürlich in dem Rahmen, der uns wirklich auch wirtschaftlich möglich ist, werden wir uns bewegen.“
Natürlich wäre die ARD auch weiterhin dabei, wenn es darum geht, die Highlights des Spieltages in einer Samstagabend Sendung zu präsentieren. Doch dazu müsste der Senderverbund wohl noch eine Schippe auf die 100 Millionen, die das Rechtepaket derzeit kostet, drauflegen. Schließlich ist mit RTL ein weiterer interessierter Player in den Fokus getreten.
„Natürlich müssen wir immer damit rechnen – das hat’s ja auch in der Vergangenheit schon gegeben – dass die ARD irgendwann einmal ohne Bundesliga-Rechte auskommen muss. Aber gleichzeitig nehmen wir das sehr ernst, was die Bundesliga dort tut.“
Die Übertragung der Europameisterschaft 2016 bleibt in öffentlicher Hand
Eines ist allerdings sicher: Die Fußball Europameisterschaft 2016 wird zum größten Teil bei ARD und ZDF zu sehen sein. 45 der insgesamt 51 Spiele werden hier übertragen, die restlichen sechs Partien können bei Sat 1 angeschaut werden. Es handelt sich hierbei um die Parallelspiele von anderen Begegnungen. Somit ist für den deutschen Zuschauer, der werbefreie Fußballspiele inklusive einer Halbzeitanalyse sehen möchte, zumindest für das wichtige Turnier, der Fußballabend gerettet. Doch die Frage bleibt im Raum stehen. Wenn sich der Privatsender die Spiele der Fußball Weltmeisterschaft 2018 in Russland unter den Nagel reißen kann, dann könnte RTL über kurz oder lang tatsächlich zum wichtigsten Fußballsender des Landes werden, zumindest was Länderspiele und wichtige Turniere angeht. Foto: shutterstock/Bildnummer:410604523-Urheberrecht: Profit_Image